Das sagt Kristian Schneider, Leiter des Spitalzentrums Biel, in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Sein Kollege aus Graubünden, Hugo Keune, Chef des Bündner Kantonsspitals, pflichtet ihm bei – und zieht einen Vergleich zu zwei der aufwühlendsten Firmenpleiten der jüngeren Schweizer Wirtschaftsgeschichte: «Ich erinnere an die Credit Suisse und die Swissair. Niemand dachte, sie könnten untergehen.» Bei den Kantonsspitälern in der Schweiz sei die Situation ähnlich. «Alle denken, da kann nichts passieren.» Doch da die Spitäler nicht auf staatliche Sicherheiten zurückgreifen könnten und viele rechtlich eigenständig seien, ist laut Keune klar:
Dann gäbe es im Grunde nur noch zwei Möglichkeiten: die Schliessung des Spitals oder die Rettung durch den Staat.
Laut den Spitalchefs ist klar, dass nicht schlechtes Management hinter der Krise steht. Dass die allermeisten Krankenhäuser in der Schweiz finanzielle Probleme hätten, zeige, dass «das ganze System in Schieflage geraten ist».
Die Probleme seien vielfältig. Einerseits seien die meisten Tarife für ambulante Behandlungen seit 2012 nicht mehr angepasst – erhöht – worden. Gleichzeitig seien die Teuerung sowie die Kosten für Strom und andere Ressourcen stetig ansteigend. Auch die Löhne seien im Gesundheitsbereich gestiegen und bei vielen Jobs mittlerweile hoch. Der laut den Spitalmanagern grösste Faktor, der die Kosten zum Explodieren gebracht hat, ist aber ein anderer: die gestiegene Nachfrage und das Verhalten der Patientinnen und Patienten.
Die Auslastung in den Spitälern sei gewaltig. Den Vorwurf, dass Mediziner absichtlich viel oder zu viel verschreiben, um zu verdienen, weisen die Spitalchefs zurück. So sagt Adrian Schmitter, Leiter des Kantonsspitals Baden:
Die Patienten müssten heute für die Beanspruchung des Systems keine Verantwortung übernehmen – gleichzeitig sei die Anspruchshaltung der Schweizerinnen und Schweizer enorm.
Das Schweizer System gewährleistet gemäss den Spitalleitern einen Service der Extraklasse. Lange Wartezeiten auf Operationen gebe es im Vergleich mit dem Ausland nicht. Selbst kleinere Eingriffe, die aus medizinischer Sicht nicht unmittelbar dringend sind, würden in der Schweiz innert kürzester Zeit erledigt. Kristian Schneider sagt deshalb: «Wenn wir uns dieses System in der Schweiz leisten wollen, dann müssen wir auch bereit sein, die Kosten dafür zu zahlen.»
Die Lösung des Problems aus Anbietersicht ist für die Manager klar:
Auf den Einwand, dass dies die Krankenkassenprämien noch weiter steigen lassen würde und diese schon heute Sorge Nummer eins der Schweizerinnen und Schweizer sind, erklärt Kristian Schneider, dass man nicht drum herumkomme. Man müsse gar anerkennen:
Hugo Keune vom Kantonsspital Graubünden ergänzt: «Wenn wir das heutige Angebot so laufen lassen wollen (...), dann müssen die Prämien unweigerlich steigen.» Für das gleiche Geld aus den Prämien müsse heute viel mehr geleistet werden.
(con)
Wer nicht investiert und sich neuen Gegebenheiten anpasst, bezahlt teuer dafür. So Schweizer Spitäler mit veralteten Prozessen (vieles noch immer auf Papier) und kaum Digitalisierung. Es wird nicht nicht investiert, um Personal zu entlasten. Stattdessen werden viele kaufmännische Aufgaben auf junge Ärzte ausgelagert (kostet ja nichts).
Vielleicht sollte das eine oder andere Spital Konkurs anmelden, um einen Systemwechsel zu erlauben…