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Notfallchef alarmiert: Schweizer Spitäler stehen vor dem Kollaps

Doctor Vincent Ribordy, transversal Chief Physician of the HFR Emergency Department opens a door of a consultation container, under a COVID-19 consultation tent, front of the main entrance of the emer ...
Vincent Ribordy, der oberste Notfallmediziner der Schweiz.Bild: KEYSTONE

Notfallchef alarmiert: Schweizer Spitäler stehen vor dem Kollaps

Beinahe 15'000 Stellen im Schweizer Gesundheitssystem sind unbesetzt. Das hat Folgen und veranlasst den obersten Schweizer Notfallchef, Vincent Ribordy, zu einer alarmierenden Aussage.
15.01.2023, 04:5615.01.2023, 13:15
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Die Pandemie wirkt in verschiedenen Bereichen des Lebens noch immer nach, doch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem hat sie nicht geführt: Letzteres sagt Yvonne Ribi vom Verband der Pflegefachpersonen SBK gegenüber der «SonntagsZeitung». Dies führe dazu, dass zahlreiche Angestellte der Branche den Rücken kehren: «Seit Anfang 2022 stellen wir einen Exodus aus dem Beruf fest.» Jeden Monat würden im Moment 300 weitere Pflegende aus dem Beruf aussteigen.

«Wir stehen am Rande eines Zusammenbruchs.»
Vincent Ribordy

Und dies ist aktuell das grösste Problem der Gesundheitsbranche. Denn trotz Pandemie wählen nach wie vor zahlreiche junge Menschen eine Ausbildung im Gesundheitswesen. 2021 sind die Ausbildungseintritte sogar überdurchschnittlich gewesen. Doch weil 40 Prozent der Pflegenden bereits nach wenigen Jahren wieder aus dem Lehrberuf aussteigen, sind die verhältnismässig hohen Ausbildungszahlen nicht nachhaltig.

Die seit längerem erkennbaren Tendenzen führen dazu, dass die Lage aktuell besonders prekär ist, wie Vincent Ribordy, oberster Notfallmediziner der Schweiz, im Interview mit der «SonntagsZeitung» sagt: «Wir stehen am Rande eines Zusammenbruchs.» Der Druck sei seit Wochen massiv, und weil er permanent anhält, sei es je länger, je mehr gefährlich, weil das Fehlerrisiko bei Pflegenden, aber auch Ärztinnen und Ärzten steige. Für Ribordy ist klar: «So kann es nicht weitergehen.»

Der Personalmangel und die Überbelastungen hätten sichtbare Folgen, so Ribordy weiter. Zwar könne man Menschen in einer lebensbedrohlichen Lage weiterhin behandeln, doch es bedürfe vermehrter Triage: Personen, welche nicht akut gefährdet sind, würden zum Hausarzt verwiesen, die Aufenthaltszeit von Patienten werde so kurz wie möglich gehalten. Das erhöhe ebenfalls das Fehlerrisiko.

Laut Ribordy ist die Mentalität der Leute eine Seite des Problems: «Es braucht ein Umdenken. Den Menschen muss klar sein, dass sie nicht wegen jeder Kleinigkeit auf den Notfall kommen müssen, sondern in vielen Fällen Apotheken und Hausärzte helfen können.»

Der noch bedeutendere Grund für die prekäre Lage ist laut dem Notfallmediziner aber der Personalmangel auf allen Ebenen. Hausärzte, Pflegefachkräfte, Notfallmedizinerinnen – überall herrscht ein Mangel. Das sei nun nicht mehr zu kompensieren, so Ribordy: «Bis jetzt konnten wir den Missstand irgendwie auffangen. Doch das geht jetzt nicht mehr.» (con)

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268 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lilas
15.01.2023 07:06registriert November 2015
Klar kommen auch Menschen mit Problemen auf den Notfall die ein Apotheker problemlos lösen könnte. Das macht natürlich die Situation nicht besser, ist aber nicht wirklich das Hauptproblem.
Seit Jahren wird gewarnt
Seit Jahrzehnten sogar.
Jetzt wird täglich gewarnt aber es hilft jetzt nix mehr. Die Konsequenzen der Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnten sind nicht mehr aufzufangen. Es ging und geht um Geld und schon lange nicht mehr um den Menschen.
Die Leidtragenden sind wir alle, ob im oder am Bett.
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Yolanda Hecht
15.01.2023 06:05registriert Juni 2022
Noch rasch Schuld auf die Patienten schieben. " ... nicht wegen jeder Kleinigkeit auf den Notfall kommen ..." Solcherlei habe ich schon vor 40 Jahren von Spitalpersonal gehört.
Zum Hausarzt gehen kann man nur, wenn man einen hat. Einen zu finden, ist schwierig, weil viele Praxen keine neuen Patienten aufnehmen. Es gibt zuwenig Hausärzte. Sie stehen in der bei der Medizin etablierten Spezialisten-Rangordnung ganz unten. Kein Ruhm, keine Wertschätzung. Gestützt wird dies noch durch TARMED. Kein üppiger Lohn. Wer tut sich das an, nach einem 6-jährigen, schwer zugänglichen Studium?
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Rethinking
15.01.2023 07:46registriert Oktober 2018
„Doch weil 40 Prozent der Pflegenden bereits nach wenigen Jahren wieder aus dem Lehrberuf aussteigen“

Eine riesige Ressourcenvernichtungsmaschinerie…
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