Mit hoher Politpräsenz ist am Samstagnachmittag das Freilichtspiel «1524» zum 500-jährigen Bestehen Graubündens in Lantsch/Lenz GR uraufgeführt worden.
Zu Gast waren Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SP), Politikerinnen und Politiker aus den Nachbarkantonen und dem nahen Ausland sowie die Bündner Gesamtregierung.
Das Freilichtspiel spannte einen Bogen, der die Jahrzehnte vor und nach dem Zusammenschluss dreier regionaler Bünde im Jahr 1524 zum Freistaat Drei Bünde beleuchtete. Es zeigte die Machtkämpfe zwischen den autonomen Gemeinden, der einflussreichen Aristokratie und den ausländischen Fürsten.
Inszeniert auf einer eigens konstruierten Holzbühne mitten auf einem Hochplateau in der Region Albula sollte die Welt als zerbrechliches Kartenhaus dargestellt werden, schreibt die Bündner Kulturinstitution Origen, die hinter dem Stück steht.
«Das Zusammenwirken von Raum, Bühne und Spiel zu gewährleisten, darin haben wir einige Erfahrung», erklärte Origen-Intendant Giovanni Netzer Anfang Jahr. Die Organisation setzte schon bei diversen Produktionen zur Landschaft hin offene Bühnen ein und inszenierte auch Freilichtspiele. Landesweite Aufmerksamkeit erregte Origens temporärer Theaterturm auf der Julierpasshöhe.
In ihrer Rede in Lantsch/Lenz verglich Bundesrätin Baume-Schneider die Gründung Graubünden mit derer des Kantons Jura. Auch wenn der Freistaat der Drei Bünde eine Schöpfung des Spätmittelalters und die Gründung des Kantons Jura ein Kind der jüngeren Zeit sei, so sei der (Kraft)Akt umso erstaunlicher.
Trotz erheblicher Spannungen habe man sich damals zusammengerauft und eine Dynamik geschaffen, die die ganze Gesellschaft erfasst und modernisiert habe. Verglichen mit heutigen Gemeindefusionen, die schon tiefe Gräben aufzureissen vermögen, würden die Geschichten Graubündens und die des Juras den Raum des Denkbaren und politisch Möglichen öffnen. Mit solcher Weitsicht und Weisheit solle auch heute gehandelt werden.
Der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini (Mitte) ordnete den Zusammenschluss geschichtlich ein. Graubünden habe bei den damaligen Eidgenossen lange als «bestenfalls organisierte Anarchie» gegolten. Dies, weil der Freistaat damals zu zwei Dritteln reformiert war.
Die Gründung war nämlich nicht nur ein politischer Akt. Die 1524 unterzeichneten Artikel enthielten auch Bestimmungen zur Religion und ebneten den Weg für die Reformbewegung.
(dsc/sda)