«Ich hatte dauernd Angst» – Vorwürfe an Bündner Gastro-Chef
Bereits im Juli 2025 sorgte das Gastrounternehmen Plan-B-Kitchen für Schlagzeilen. Damals erhoben Köche und Serviceangestellte Vorwürfe gegen ihren Vorgesetzten. Er habe deren Stundenerfassungen manipuliert und einfach so Lohnkürzungen verhängt. Zudem habe der Chef und Inhaber mehr Miete als vereinbart für ein Zimmer verlangt. Geschäftsleiter des Gastrounternehmens Plan-B-Kitchen in St. Moritz ist Roberto Giovanoli.
Gemeinsam mit der Gewerkschaft Unia ziehen ehemalige Angestellte des Geschäftsleiters nun vor Gericht. Doch dies soll nicht alles sein.
Wie die «work»-Zeitung berichtet, soll Giovanoli eine seiner Serviceangestellten sexuell belästigt haben.
Die 33-jährige Betroffene sagt gegenüber «work», dass ihr Chef ihr zu jeder Tages- und Nachtzeit geschrieben habe. Hauptsächlich sei es dabei um organisatorische Dinge gegangen, doch es sei auch übergriffig geworden.
Als der Geschäftsleiter bemerkt habe, dass seine Angestellte seit 15 Tagen nicht mehr freigehabt habe, habe er ihr geschrieben: «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt.»
Einmal habe Giovanoli ihr um 22 Uhr geschrieben und gefragt, ob sie am darauffolgenden Tag im Büro sei. Als die Betroffene fragte, wieso er das wissen wolle, soll ihr Chef bloss geantwortet haben: «Ein bisschen ficken.»
Die Betroffene habe wiederholt klargemacht, dass sie solche Dinge nicht hören wolle, wie work berichtet. Doch die Nachrichten hätten nicht aufgehört. Es sei so weit gegangen, dass die Betroffene Schlafstörungen entwickelte.
Kein Einzelfall
Doch dies habe die Situation nicht besser gemacht. Denn die Betroffene soll zu der Zeit im Kellergeschoss des Unternehmens gelebt haben. Sie habe sich ihrem Vorgesetzten ausgeliefert gefühlt, wie sie sagt.
Dies habe sich weitergezogen, bis sie sich dazu entschied, zu kündigen. Daraufhin habe ihr der 35-jährige per WhatsApp geschrieben: «Ich werde dich ruinieren, da kannst du sicher sein! Ich werde alles dafür tun, dass du in der Gegend keine Arbeit mehr findest.»
Dennoch hat die Betroffene erneut einen Job gefunden, sie möchte jedoch anonym bleiben. Wie sich laut «work» herausstellte, sei sie kein Einzelfall gewesen.
Die Konfrontation
Als «work» Giovanoli mit den Vorwürfen konfrontierte, habe dieser erst nur gelacht. Als man ihm Chat-Verläufe, die «work» vorliegen, vorgelesen habe, sei er wütend geworden. Er habe mit einer Anzeige gedroht, bevor er das Telefon aufgelegt habe.
Kurz darauf soll der Inhaber die Betroffene angerufen haben, diese soll seine Anrufe jedoch ignoriert haben.
Reaktion des Gastro-Verbands
Die Redaktion von «work» hat auch dem Gastro-Graubünden-Präsidenten Franz Sepp Caluori die Chatverläufe vorgelegt. Auf die Frage, ob die Verbände ein solches Verhalten dulden, antwortete Caluori, dass er zu einer solchen privatrechtlichen Angelegenheit keine Stellung nehmen könne. Man verurteile jedoch jegliche Form sexueller Belästigung aufs Schärfste.
Ob der Gastroverband dem Vorfall nachgeht, ist bis anhin unklar.
Der Besitzer der Plan-B-Kitchen sei seit den Vorfällen aus dem Vorstand des Gastro-Verbands, in dem er Mitglied war, ausgetreten, schreibt der «Blick».
Die Unia Gewerkschaft habe das Dossier des Falls der Betroffenen an einen Anwalt weitergegeben, um dies prüfen zu lassen. Ob es zu einer Anklage kommt, ist nicht klar. Für Giovanoli gilt die Unschuldsvermutung. (nib)
