Schweiz
Graubünden

Bündner Gastro-Chef wird sexuelle Belästigung an Angestellten vorgeworfen

Statsminister Lars Loekke Rasmussen og miljoe- foedevareminister Jakob Ellemann-Jensen, Noma chef Rene Redzepi og Maximillian Bogenmann ved lancering af Gastro 2025-udspillet paa restauranten Amass pa ...
Ein St. Moritzer Gastrochef soll seine Serviceangestellten sexuell belästigt haben. (Symbolbild)Bild: www.imago-images.de

«Ich hatte dauernd Angst» – Vorwürfe an Bündner Gastro-Chef

06.10.2025, 07:4306.10.2025, 13:25

Bereits im Juli 2025 sorgte das Gastrounternehmen Plan-B-Kitchen für Schlagzeilen. Damals erhoben Köche und Serviceangestellte Vorwürfe gegen ihren Vorgesetzten. Er habe deren Stundenerfassungen manipuliert und einfach so Lohnkürzungen verhängt. Zudem habe der Chef und Inhaber mehr Miete als vereinbart für ein Zimmer verlangt. Geschäftsleiter des Gastrounternehmens Plan-B-Kitchen in St. Moritz ist Roberto Giovanoli.

Gemeinsam mit der Gewerkschaft Unia ziehen ehemalige Angestellte des Geschäftsleiters nun vor Gericht. Doch dies soll nicht alles sein.

Wie die «work»-Zeitung berichtet, soll Giovanoli eine seiner Serviceangestellten sexuell belästigt haben.

Die 33-jährige Betroffene sagt gegenüber «work», dass ihr Chef ihr zu jeder Tages- und Nachtzeit geschrieben habe. Hauptsächlich sei es dabei um organisatorische Dinge gegangen, doch es sei auch übergriffig geworden.

Als der Geschäftsleiter bemerkt habe, dass seine Angestellte seit 15 Tagen nicht mehr freigehabt habe, habe er ihr geschrieben: «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt.»

Einmal habe Giovanoli ihr um 22 Uhr geschrieben und gefragt, ob sie am darauffolgenden Tag im Büro sei. Als die Betroffene fragte, wieso er das wissen wolle, soll ihr Chef bloss geantwortet haben: «Ein bisschen ficken.»

Die Betroffene habe wiederholt klargemacht, dass sie solche Dinge nicht hören wolle, wie work berichtet. Doch die Nachrichten hätten nicht aufgehört. Es sei so weit gegangen, dass die Betroffene Schlafstörungen entwickelte.

Kein Einzelfall

Doch dies habe die Situation nicht besser gemacht. Denn die Betroffene soll zu der Zeit im Kellergeschoss des Unternehmens gelebt haben. Sie habe sich ihrem Vorgesetzten ausgeliefert gefühlt, wie sie sagt.

«Ich hatte dauernd Angst, Giovanoli zu begegnen, und schloss mich deshalb ein.»

Dies habe sich weitergezogen, bis sie sich dazu entschied, zu kündigen. Daraufhin habe ihr der 35-jährige per WhatsApp geschrieben: «Ich werde dich ruinieren, da kannst du sicher sein! Ich werde alles dafür tun, dass du in der Gegend keine Arbeit mehr findest.»

Dennoch hat die Betroffene erneut einen Job gefunden, sie möchte jedoch anonym bleiben. Wie sich laut «work» herausstellte, sei sie kein Einzelfall gewesen.

Die Konfrontation

Als «work» Giovanoli mit den Vorwürfen konfrontierte, habe dieser erst nur gelacht. Als man ihm Chat-Verläufe, die «work» vorliegen, vorgelesen habe, sei er wütend geworden. Er habe mit einer Anzeige gedroht, bevor er das Telefon aufgelegt habe.

Kurz darauf soll der Inhaber die Betroffene angerufen haben, diese soll seine Anrufe jedoch ignoriert haben.

Reaktion des Gastro-Verbands

Die Redaktion von «work» hat auch dem Gastro-Graubünden-Präsidenten Franz Sepp Caluori die Chatverläufe vorgelegt. Auf die Frage, ob die Verbände ein solches Verhalten dulden, antwortete Caluori, dass er zu einer solchen privatrecht­lichen Angelegenheit keine Stellung nehmen könne. Man verurteile jedoch jegliche Form sexueller Belästigung aufs Schärfste.

Ob der Gastroverband dem Vorfall nachgeht, ist bis anhin unklar.

Der Besitzer der Plan-B-Kitchen sei seit den Vorfällen aus dem Vorstand des Gastro-Verbands, in dem er Mitglied war, ausgetreten, schreibt der «Blick».

Die Unia Gewerkschaft habe das Dossier des Falls der Betroffenen an einen Anwalt weitergegeben, um dies prüfen zu lassen. Ob es zu einer Anklage kommt, ist nicht klar. Für Giovanoli gilt die Unschuldsvermutung. (nib)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amateurschreiber
06.10.2025 08:24registriert August 2018
"Ich werde alles dafür tun, dass du in der Gegend keine Arbeit mehr findest"
Wer in einer Tourismus - Region verhindern will, dass eine Person im Gastgewerbe eine (andere) Stelle findet ist entweder realitätsfremd oder leidet unter Grössenwahn!
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Dragonlord
06.10.2025 08:08registriert Juli 2016
Machtmenschen, welche ihre Macht gnadenlos ausüben, gehören heutzutage bestraft. Sowas passt nicht in unsere moderne Zeit. Ein repektvoller Umgang mit unterstellten MitarbeiterInnen ist gar nicht mal so schwierig. Einfach zuhören, die Grenzen respektieren und die privaten Gelüste bei der Arbeit unterdrücken. Sowas nennt man Professionalität.
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hifish
06.10.2025 08:20registriert Dezember 2015
Eigentlich unverständlich dass es immer noch solche Chefs gibt. Viele sind der Meinung dass sei in der Gastro halt einfach so. Aber solche Zustände dürfen nie Normal werden. Ich habe selber über 15 Jahre in der Gastro gearbeitet. Wertschätzung als Mitarbeiter erfahren habe ich in der Branche nie.
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