Schweiz
Graubünden

Wölfe reissen Mutterkuh im Kanton Graubünden

Der Bund lehnte ein Gesuch des Kantons Graub
In der Nacht auf Samstag haben mehrere Wölfe eine Mutterkuh angegriffen udn getötet. Bild: sda

Wölfe reissen Mutterkuh im Kanton Graubünden

09.07.2022, 22:3710.07.2022, 21:06
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In Graubünden haben mehrere Wölfe in der Nacht auf Samstag eine Mutterkuh angegriffen und getötet. Es handelt sich laut den Behörden um den ersten Fall im Kanton, bei dem ein ausgewachsenes Nutztier aus einer Rinderfamilie von einem oder mehreren Wölfen getötet wurde. Erste Stimmen fordern bereits Taten.

«Jetzt müssen wir handeln», sagte der Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas in der «Tagesschau»-Hauptausgabe des Deutschschweizer Fernsehens SRF am Sonntagabend. Dies, «um noch Schlimmeres zu verhindern und damit wir auch in Zukunft eine funktionierende ökologische Landwirtschaft im Berggebiet haben können».

Candinas fordert eine proaktive Regulation des Wolfes, bevor Schaden entstehe. In der Schweiz gilt der Wolf allerdings als geschützte Tierart. Laut dem Bundesamt für Umweltschutz (Bafu) hat der Bundesrat die Jagdverordnung für den Alpsommer 2022 bereits angepasst, um den Herdenschutz zu stärken. Somit können auch die Kantone in Wolfsbestände eingreifen.

«Absolut neue Dimension»

Was den neuesten Wolfs-Vorfall in Graubünden betrifft, bezeichnete der Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Tötung einer ausgewachsenen Mutterkuh als «absolut neue Dimension».

Der Vorfall hatte sich auf der Alp Nurdagn am Schamserberg ereignet, wie der Kanton Graubünden am Samstagabend mitteilte. Der Fundort des toten Nutztieres lag im Streifgebiet des sogenannten Beverin-Rudels.

Alppersonal habe beobachtet, dass etwa drei Wölfe die Mutterkuh stark «genutzt» hätten, sagte Arquint weiter. Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals. Dieser Zaun gelte aber nicht als Herdenschutzmassnahme. Bei grösseren Nutztieren seien keine solchen Vorkehrungen mehr vorgesehen, sagte der Amtsleiter.

Der Kantonsvertreter äusserte sich über den Vorfall sehr besorgt. Die Wölfe des Beverin-Rudels würden sich bereits seit mehreren Jahren «sehr problematisch» verhalten. 2020 riss das Rudel einen Esel. Die Raubtiere seien geübt darin, Herdenschutzmassnahmen zu umgehen, sagte Arquint weiter. Einen Antrag, das Vatertier des Rudels abzuschiessen, wies der Bund jedoch ab.

Peilsender für Wolf

Die Wildhüter wollen nun die Tiere vertreiben. Dafür soll am Rissort ein Wolf des Beverin-Rudels narkotisiert und mit einem GPS-Sender ausgerüstet werden. Mit dem Peilsender wollen die Behörden mehr Informationen über das Raumverhalten der Tiere sammeln. Ausserdem würde eine solche Aktion die Raubtiere «vergrämen».

Im Streifgebiet dieses Wolfsrudels sei die vom Bund für sogenannte Regulationsabschüsse vorgegebene Schwelle der Anzahl gerissener Nutztiere bereits vor dem Vorfall auf der Alp Nurdagn erreicht worden, hiess es in der Mitteilung weiter. Solche Abschüsse seien aber derzeit erst möglich, wenn der Umfang des Nachwuchses im Rudel bestätigt werden könne.

Dies könne noch bis Ende Juli, spätestens Anfang September dauern, sagte Arquint. Dann werde voraussichtlich die Hälfte der Jungtiere abgeschossen.

(yam/sda)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fairness
10.07.2022 18:01registriert Dezember 2018
Man müsste wohl alle Wölfe tatsächlich hungrig zu den Städtern/in die Städte schicken, die keine Ahnung haben.
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Solis93
10.07.2022 00:07registriert September 2021
Ganz neue Dimensionen. In der Tat. Was fällt den Wölfen ein, ihr Revier und ihren Speiseplan zu erweitern. Das darf nur der Mensch!
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