Die Landi-Seilbahn 1939 hoch über dem Zürcher Seebecken mit fantastischem Blick über die Stadt.
Bild: Louis Beringer/ETH-Bibliothek
Gleich zweimal innerhalb von nur dreissig Jahren wurde im letzten Jahrhundert in Zürich eine Luftseilbahn gebaut, um den See zu überqueren. Beide Bahnen wurden aber nach kurzer Zeit wieder abgerissen. Doch für die Zürcher Gondel-Fans gibt es Hoffnung...
Die Zürcher Quartiere Wollishofen und Seefeld liegen eigentlich nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Dennoch dauert es mit dem öffentlichen Verkehr gefühlt eine Stunde, um vom einen ins andere zu gelangen – weil man nämlich ums halbe Seebecken fahren muss.
Natürlich gibt es Kursschiffe, die die beiden Quartiere verbinden. Es gab auch mehrere Projekte für Brücken und Tunnel – umgesetzt wurde keines. Origineller ist die Idee einer Verbindung mittels einer Luftseilbahn – und die wurde in den letzten achtzig Jahre gleich zweimal umgesetzt, wenn auch nur temporär.
Landi-Seilbahn, mit Blick auf den Hafen Enge und die Stadt, 1939.
Bild: Louis Beringer/ETH-Bibliothek
Ein erstes Mal wurde der See anlässlich der Landesausstellung 1939 mit einer Seilbahn überspannt. Die beiden Masten der Landi-Seilbahn lagen 900 Meter auseinander – damals glatter Weltrekord.
Seilbahnturm mit Terrassenrestaurant in Wollishofen, 1939. Der Turm war 75 Meter hoch, das Restaurant bot 110 Personen Platz.
Bild: Ernst Koehli
Seilbahnturm in Wollishofen, hoch über der Landi-Wiese, 1939. Eine Fahrt kostete für einen Erwachsenen 1.50 Franken – mehr als der Stundenlohn eines Fabrikarbeiters. Kinder bezahlten die Hälfte.
Bild: Photoglob
Blick auf die Landi-Bahn vom Turm am Zürichhorn aus. Eine Fahrt über den See dauerte knapp 3 Minuten; pro Stunde konnten 15 Kabinen abgefertigt werden.
Bild: Jean Gaberell/ETH-Bibliothek
Blick aufs untere Seebecken, mit dem Zürichhorn und dem Seilbahnturm am rechten Ufer. Während der Dauer der Landi fuhren gut 700'000 Personen mit der Bahn.
Bild: ETH-Bibliothek
Landi-Bahn by night: Hafen Enge mit Seilbahnturm.
bild: louis beringer/eth-bibliothek
Nachdem die Landesausstellung zu Ende war, wurde die Landi-Bahn 1940 abgebrochen. Inzwischen hatte der Zweite Weltkrieg begonnen, die Rüstungsindustrie brauchte Stahl. Die beiden Türme wurden im Réduit verbaut, das Tragseil bei Panzersperren im nahen Sihltal. Die Kabinen taten zwischen 1954 und 1960 noch einmal Dienst bei der neu gebauten Luftseilbahn Adliswil-Felsenegg.
Eingang zur Gartenausstellung G59 in Zürich, mit der Schwebebahn im Hintergrund, 1959.
Bild: Grün Stadt Zürich
1959, nur 19 Jahre, nachdem die Landi ihre Tore schloss, wurde das Seebecken ein zweites Mal überspannt. Der Anlass war wieder eine Ausstellung: die G59, die 1. Schweizerische Gartenbau-Ausstellung. Sie fand wie schon zuvor die Landi an beiden Seeufern statt – und erhielt im Volksmund denn auch prompt den Übernamen «Blumen-Landi». Den direkten und schnellen Transport sollte wiederum eine Seilbahn sicherstellen.
G59-Gondelbahn, Blick gegen Osten, 1959.
Bild: ETH-Bibliothek
Gebaut wurde die Bahn vom Thuner Konstrukteur Willy Habegger. Die beiden 55 Meter hohen, markanten Pfeiler entwarf der bekannte Zürcher Architekt Werner Stücheli.
Die Pfeiler der G59-Bahn, entworfen von Werner Stücheli.
bild: eth-bibliothek
Gondel über dem See.
bild: eth-bibliothek
Der G59-Gondelbahn erging es etwas besser als der Landi-Bahnf: Sie blieb sieben Jahre bestehen. Erst 1966 wurde sie abgetragen, um wieder einen ungetrübten Blick auf die Alpen zu ermöglichen.
bild: eth-bibliothek
G59-Gondel über dem See, mit Blick in Richtung Stadt.
bild: eth-bibliothek
Blick aus einer Gondel auf den rechtsufrigen Teil der G59 in der Nähe de Zürichhorns.
bild: eth-bibliothek
Blick aus einer Gondel seeaufwärts gegen Küsnacht.
bild: eth-bibliothek
Die etwas andere Aussicht: So sah das linke Zürcher Seeufer zwischen 1959 und 1966 aus.
bild: eth-bibliothek
Saffa-Gondelbahn Zürich, 1958.
Noch bevor für die G59 das Seebecken zum zweiten Mal überspannt wurde, fand 1958 in Zürich-Wollishofen die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) statt. Und auch da durfte eine Gondelbahn natürlich nicht fehlen. Diese führte allerdings nicht über den See, sondern dem linken Seeufer entlang, vom Bürkliplatz zum Mythenquai.
Die Saffa-Seilbahn führte vom Bürkliplatz ...
... über den Hafen Enge ...
... bis zur Landi-Wiese.
Dass dereinst wieder eine Seilbahn die beiden Stadtzürcher Seeufer verbindet, erscheint nicht ganz ausgeschlossen. Der Zürcher Gemeinderat zumindest zeigt sich aufgeschlossen, eine Mehrheit seiner vorberatenden Kommission hat sich für einen entsprechenden Eintrag in den regionalen Richtplan ausgesprochen. Sie soll zwischen Wollishofen und Tiefenbrunnen verkehren. Bereits jubelt die NZZ: «Zürich im Gondel-Fieber».