Die Bilder ähneln sich und sehen alle Jahre wieder sehr bedrohlich aus. Zu sehen sind darauf Ansammlungen von Menschen, die sich nur noch mit Schutzmasken nach draussen trauen. China hat Angst vor dem neuartigen Coronavirus mit dem Namen «2019-nCoV». Ein Erreger, der über Tröpfchenübertragung die oberen und unteren Atemwege befällt und im schlimmsten Fall Lungenentzündungen auslöst. «Wie bei allen Coronaviren-Erkrankungen führt auch diese zu Schnupfen, laufender Nase und Fieber. Je tiefer die Erkrankung ins Lungengewebe eindringt, desto schwerer werden die Symptome», sagt Virenspezialist Pietro Vernazza vom Kantonsspital St.Gallen. Das Virus gehört zur selben Familie wie Sars und Mers.
Der Name Sars lässt aufhorchen, weil die Krankheit im Jahre 2002 grassierte und man der chinesischen Regierung später vorwarf, die Gefahr dieser Pandemie heruntergespielt zu haben. So ist vielleicht zu verstehen, dass China bei diesem neuartigen Coronavirus drastisch reagiert. Inzwischen sind neben Wuhan weitere Städte komplett abgeriegelt worden. Die Menschen in Wuhan sind verpflichtet, Schutzmasken zu tragen. Die inzwischen 17 Toten und 620 am Coronavirus erkrankten Chinesen rechtfertigen gemäss dem chinesischen Krisenmanagement die einschneidenden Massnahmen. Die Schweizer Firmen Novartis, Schindler und ABB haben Firmen in der eingeschlossenen Stadt Wuhan. Gemäss dem EDA leben acht Schweizer in der Millionenmetropole.
Ob die extremen Massnahmen der Chinesen gerechtfertigt sind, will Vernazza aus der Ferne nicht kommentieren. Die wissenschaftlichen Informationen aus China seien jeweils immer etwas dünn. Überrascht darüber ist der Infektiologe aber schon und er bezweifelt, dass diese Abschottung einen Nutzen hat. Vernazza betont:
Zwar hat sich inzwischen bestätigt, dass sich auch «2019-nCoV» von Mensch zu Mensch überträgt. «Diesmal handelt es sich aber um eine relativ milde Erkrankung», sagt der Virenforscher. Deshalb werden auch viele Betroffene trotz ihrer Ansteckung nichts bemerken und unentdeckt bleiben. Das neue Coronavirus ist viel weniger gefährlich als das Sars-Virus, das 2002 auch zuvor gesunde Menschen tötete. Auch unter dem Pflegepersonal. Die Opfer des neuen Coronavirus sind im Gegensatz dazu gesundheitlich angeschlagene, ältere Menschen. Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich bislang Menschen nur bei engem Kontakt mit Infizierten angesteckt, in der Familie oder in Praxen. Zudem laufe sich die Infektion nach einer Ansteckung schnell tot.
Richtiges Händewaschen und das Vermeiden von Kontakt mit angesteckten Menschen nützen. Ob Masken helfen, ist nach Vernazza dagegen zweifelhaft. Die Verhältnismässigkeit müsse gewahrt bleiben. «Grippeviren sind weitaus schlimmer als Coronaviren.» Weltweit Schlagzeilen machten aber die letzteren und im Alltag werde viel zu wenig gegen Grippeviren unternommen, obwohl geeignete Mittel zur Verfügung stünden. Zum Beispiel Grippeimpfungen.
Es ist nun gut möglich, dass Menschen mit dem Coronavirus in die Schweiz einreisen. Panik sei nicht angebracht. Die Schweiz profitiere von den Erfahrungen mit der Sars-Epidemie und sei gut auf solche Fälle vorbereitet.
Dabei steht im Vordergrund, zu verhindern, dass das neuartige Coronavirus sich weiter verbreitet. Menschen mit Fieber müssen an der Grenze schnell identifiziert, abgeklärt und im Erkrankungsfall isoliert werden. Eine spezielle Therapie gegen «2019-nCoV» existiert nicht, auch keine Impfung.
Unmittelbar geschehe in der Schweiz nichts, sagt das Bundesamt für Gesundheit. Allerdings ist das Amt beunruhigt über die Dynamik und Entwicklung des Coronavirus. Die WHO hat bis gestern noch keinen Notstand ausgerufen. (bzbasel.ch)