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In den USA darf jeder löchrige Käse «Gruyère» genannt werden

US-Gericht entscheidet: Gruyère ist einfach geläufige Käsebezeichnung – nicht Markenname

04.03.2023, 06:5404.03.2023, 15:00
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Bei «Gruyère» handelt es sich in den USA um eine geläufige Käsebezeichnung und sie gilt nicht nur für Gruyère-Käse aus der Schweiz oder aus Frankreich. Das hat ein US-amerikanisches Berufungsgericht am Freitag bestätigt.

Gruyère
Solange er die wenigen Bedingungen erfüllt, darf in den USA fast jeder Käse Gruyère heissen.Bild: Shutterstock

Ein US-amerikanischer Milch-Export-Verband hatte sich gegen die 2013 erfolgte Anerkennung der Marke «Gruyère» in den USA gewehrt. Die Schweizer Branchenorganisation Interprofession du Gruyère (IPG) und das französische Pendant Syndicat Interprofessionnel du Gruyère akzeptierten das nicht, unterlagen aber Anfang 2022 in erster Instanz.

Die Richter eines Berufungsgerichts bestätigten diese Entscheidung nun. In den USA gebe es nicht den gleichen Schutz für die Bezeichnung von Lebensmitteln wie in Europa, argumentierten sie in ihrem Urteil. Die US-amerikanische Behörde für Lebensmittelsicherheit, die FDA, lege zwar Kriterien für Gruyère fest, so müsse er beispielsweise «kleine Löcher» haben oder mindestens 90 Tage lang gereift sein. Sie mache jedoch keine Kriterien zur geografischen Herkunft.

Von der US-Milchwirtschaft begrüsst

Zudem werde «Käse, egal wo er hergestellt wurde, in den USA seit Jahrzehnten als Gruyère etikettiert und verkauft». Und das unabhängig davon, ob er im US-Bundesstaat Wisconsin hergestellt, oder aus den Niederlanden, Deutschland oder Österreich importiert wurde, so die Richter.

Aus dem Fall gehe klar hervor, dass die «Käsekonsumenten in den USA verstehen, dass sich der Begriff 'Gruyère' auf eine Käsesorte bezieht, was den Begriff zu einer Gattungsbezeichnung macht».

Die Entscheidung wurde von mehreren Akteuren der US-Milchwirtschaft, darunter der Verband der US-Milchproduzenten, begrüsst. Sie hofften, dass die Schweizer und Franzosen nun vom Versuch abliessen, eine Gattungsbezeichnung durch den Eintrag ins Markenregister zu enteignen.

IPG: Werden Bemühungen fortsetzen

IPG und Syndicat Interprofessionnel du Gruyère sind laut ihrem Anwalt hingegen enttäuscht: «Wir glauben, dass die tatsächliche Situation auf dem US-Markt anders ist als vom Berufungsgericht beschrieben, und wir werden unsere Bemühungen zum Schutz der Zertifizierungsmarke für das Qualitätsprodukt Gruyère AOP in den USA energisch fortsetzen», sagte Richard Lehv in einer an die Nachrichtenagentur AFP übermittelten Stellungnahme.

Nach der Niederlage in erster Instanz im vergangenen Jahr hatte IPG bedauert, dass der Schweizer Gruyère mit einem Produkt konkurrieren müsse, das «denselben Namen trägt, aber völlig anders ist». Auch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bedauerte die Entscheidung, die der gesamten Branche nur schaden könne.

(saw/sda/afp)

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187 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Martin Baumgartner
04.03.2023 07:36registriert Juni 2022
Die meisten Amerikaner wissen nicht, dass Gruyère eigentlich ein mittelalterliches Städtchen in Frybourg ist und schon gar nicht wo dieses liegt.
"In den USA gebe es nicht den gleichen Schutz für die Bezeichnung von Lebensmitteln wie in Europa, argumentierten die Richter in ihrem Urteil."
Aber wehe, wenn europäische Firmen gegen amerikanisches Gesetz verstossen! Egal wo auf der Welt!
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atlas
04.03.2023 07:36registriert April 2017
Bananenstaat
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Yunnan
04.03.2023 07:19registriert Oktober 2019
Gruyere geht einen Schritt auf demselben Weg, den bereits der Emmentaler gegangen ist. Das Urteil wird Präzedenzwirkung für andere Länder haben und die Marke nach und nach aushöhlen.
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