Schweiz
International

Fleisch mit Schweizer Absender: Russlands EU-Sanktionen sind über die Schweiz umgangen worden

Fleisch mit Schweizer Absender: Russlands EU-Sanktionen sind über die Schweiz umgangen worden

18.05.2015, 13:3118.05.2015, 14:09
Mehr «Schweiz»

Der Ukraine-Konflikt

1 / 50
Der Ukraine-Konflikt
27. bis 28. Februar 2014:
Prorussische Milizionäre besetzen den Regierungssitz und das Parlament in Simferopol, der Hauptstadt der Halbinsel Krim. Russisch sprechende Bewaffnete ohne Abzeichen übernehmen die Kontrolle über die Krim. Das prorussische Parlament der Krim setzt die Regierung ab.
quelle: x00514 / reuters tv
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Händler haben im laufenden und letzten Jahr unter falschen Angaben Fleisch nach Russland geliefert. Sie gaukelten vor, dass das Fleisch eine Schweizer Herkunft habe. Dadurch konnten sie Russlands Sanktionen gegen gewisse EU-Produkte umgehen.

Die «Basler Zeitung» deckte den Fall am Montag auf. Sie zitierte dabei aus einem ins Deutsche übersetzten Dokument der russischen Veterinäraufsicht, das auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt.

Darin heisst es, dass 2014 und 2015 Schweinefleisch und Schweinespeck unbekannter Herkunft nach Russland geliefert worden seien – «mit dem falschen Veterinärzertifikat und unter dem Deckmantel der Schweizer Fleischproduktion».

Schweizer Behörden sind im Bilde

Die russische Behörde habe 105 dieser Veterinärzertifikate zur Überprüfung an die Schweizer Veterinärbehörden geschickt. «Die zuständige Behörde in der Schweiz hat bestätigt, dass 90 davon gefälscht waren und dass 1800 Tonnen Fleischprodukte an den russischen Empfänger geliefert wurden», heisst es im Dokument.

Der Zoll sei in Litauen abgewickelt worden. Um Lieferungen mit solch gefälschten Schweizer Zertifikaten zu verhindern, würden seit dem 7. Februar 2015 striktere Regeln gelten.

Bei den Schweizer Behörden ist man im Bilde: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sei von den russischen Behörden über die gefälschten Zeugnisse informiert worden, heisst es in einer Antwort des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) an die «Basler Zeitung».

Das BLV sei aber nicht im Besitz der gefälschten Originaldokumente, schrieb SECO-Sprecher Fabian Maienfisch im E-Mail an die «Basler Zeitung», das auch der sda vorliegt.

Interne Abklärungen mit den kantonalen Veterinärbehörden liessen aber vermuten, dass es sich bei den Zeugnissen tatsächlich um Fälschungen handle, schrieb der SECO-Sprecher.

Herkunft unbekannt

«Woher die Produkte nach Russland importiert werden, entzieht sich unserer Kenntnis. Entsprechende Abklärungen laufen über die hierfür zuständigen russischen Veterinärbehörden», schrieb Maienfisch.

Die Angelegenheit zur Sprache gebracht hatte die «Basler Zeitung» bereits vor mehr als einer Woche. Am 9. Mai veröffentlichte sie ein Interview mit dem russischen Duma-Abgeordneten Vladimir Gutenev.

Dieser sagte im Interview: «Wir haben festgestellt, dass unsere Sanktionen gegenüber der EU im Agrarbereich via die Schweiz vermehrt umgangen werden. Wir mussten feststellen, dass Landwirtschaftsprodukte unbekannter Herkunft mit dem Label Swissmade in Russland auftauchen.» (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Was hat Stonehenge mit dem Mond zu tun? Ein seltenes Phänomen könnte das Rätsel lösen

Stonehenge ist wohl der berühmteste Steinkreis der Welt. Das megalithische Bauwerk in der Nähe von Amesbury in der englischen Grafschaft Wiltshire ist ein rätselhaftes Monument, dessen Ursprung und Zweck sich in den Nebeln einer fernen Vergangenheit verlieren. Seine tonnenschweren Trag- und Decksteine werfen unweigerlich die Frage auf, wie es die Menschen in der Jungsteinzeit vor etwa 5000 Jahren wohl geschafft haben, eine solch enorme Struktur zu errichten. Und die Frage, welche Funktion Stonehenge wohl hatte, fasziniert nicht nur Esoteriker, sondern auch Wissenschaftler.

Zur Story