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Warum Ueli Maurer nicht an Boykott-Aktionen gegen den Kreml teilnahm

Warum Ueli Maurer nicht an Boykott-Aktionen gegen den Kreml teilnahm

Der Schweizer Finanzminister hat am Freitag begründet, warum er sitzenblieb, als andere westliche Politiker aus Protest gegen Russland in Washington den Saal verliessen. Seine persönliche Betroffenheit über den Krieg in der Ukraine spiele in solchen Situationen keine Rolle.
22.04.2022, 20:54
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Die Schweiz als neutraler Staat habe eine Rolle als Zuhörer und Brückenbauer. Mit diesen Worten hat Bundesrat Ueli Maurer am Freitag seine Entscheidung begründet, während den aktuellen Tagungen der Bretton Woods-Institutionen nicht an zwei Protestaktionen gegen die russische Regierung teilzunehmen. So verliess rund die Hälfte der Teilnehmer am Donnerstag eine Sitzung des Internationalen Währungsfonds, als der russische Finanzminister Anton Siluanow virtuell das Wort ergriff.

Er verstehe die Emotionen, sagte Maurer an einer Pressekonferenz, der Ukraine-Krieg gehe allen nahe. «Ich muss hier aber nicht meine persönliche Betroffenheit markieren, sondern einen Staat repräsentieren, der neutral ist», sagte der Schweizer Finanzminister. Deshalb sei während der Protestaktion «selbstverständlich» sitzen geblieben.

Die Schweiz praktiziert grundsätzlich keine «Politik des leeren Stuhles» in multilateralen Institutionen und nimmt damit gemäss dem Aussendepartement EDA nur in Ausnahmefällen an Protestaktionen teil. Maurer sagte, er habe Finanzminister Siluanow aufmerksam zugehört.

Dieser habe während seinen Ausführungen aber auf Provokationen verzichtet und stattdessen die wirtschaftliche Situation in Russland beschrieben und die Auswirkungen der Sanktionen gegen den Kreml. Ähnliche Angaben machten am Freitag Nationalbank-Präsident Thomas Jordan und Bundesrat Guy Parmelin, die ebenfalls am Treffen von Währungsfonds und Weltbank in der amerikanischen Hauptstadt teilnehmen.

Keine Reaktionen auf Verhalten der Schweiz

Maurer bezeichnete an der Schweizer Pressekonferenz die kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland als die eigentliche Organisatorin des «Walk-outs». Freeland, die familiäre Wurzeln in der heutigen Ukraine hat, setzt sich für einen Ausschluss Russlands aus der G-20 – der Gruppe der grössten Industrienationen – ein.

Während der ersten Protestkundgebung im Rahmen der G-20-Sitzung beteiligten sich nur eine kleine Zahl von Staaten am «Walk-out», darunter die USA. Der zweite Protest, als erneut Finanzminister Siluanow aus Moskau zugeschaltet wurde, stiess auf grössere Beachtung, wohl auch aufgrund des Medienechos auf die erste Aktion. Bundesrat Maurer betonte an der Pressekonferenz, dass er nach Abschluss des Boykotts nicht auf sein Sitzenbleiben angesprochen worden sei. (aargauerzeitung.ch)

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59 Kommentare
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Pummelfee
22.04.2022 22:48registriert Mai 2020
Russland wird früher oder später die G20 verlassen (müssen), denn bald ist nichts mehr vorhanden von „grosse Industrienation“.
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MediumRare
22.04.2022 23:26registriert Oktober 2020
Wo der Ueli recht hat, hat er recht. Seinem Gegenüber nicht mal zuhören und einfach davonlaufen ist eine ideologisch geprägte Verhaltensweise. Zuhören heisst in keinster Weise gleicher Meinung sein. Zuhören kann einem vielleicht sogar in die Lage versetzen sein Gegenüber effizienter zu bekämpfen, man erfährt vlt etwas über Interessen und Gedankengänge, seien diese auch noch so abstrus.
Ich laufe auch nicht immer davon wenn mir ein Gläubiger, Veganer o. ä., die Welt aus seiner Sicht erklärt.
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Snowy
22.04.2022 23:27registriert April 2016
„Warum Ueli Maurer nicht an Boykott-Aktionen gegen den Kreml teilnahm“

Weil er wusste, dass er sich an einer Konferenz der G20 Finanzminister befand, und nicht auf twitter.

Man kann Ueli ja wirklich viel anhängen, aber nicht dass er sich nicht an solchen Spielereien beteiligt.
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