Donald Trump ist der neue Boss. Der Mann, der gegen praktisch alles verstossen hat, wogegen man verstossen kann, hat nun das Sagen in den USA, und wir alle werden das zu spüren bekommen.
Doch wer sind eigentlich «wir»? Sind wir die, die in der Nacht auf Mittwoch und am darauffolgenden Morgen irritiert und geschockt auf unsere Smartphones gestarrt haben und uns nicht sicher waren, ob wir noch träumen oder ob sich das alles tatsächlich gerade vor unseren Augen abspielt?
Ja, genau die sind wir. Und es ist höchste Zeit, dass wir uns hinterfragen. Zuerst müssen wir uns aber etwas genauer definieren.
Sind wir die Medienschaffenden, die Städter, die Besserverdienenden? Wohl auch. Zu den «Wirs» zähle ich aber auch all meine Freunde, die ich als gut durchmischt bezeichnen würde. Arbeite ich mich durch die Facebook-Posts dieser Freunde, die Tweets, durch Instagram, lese ich überall nur: «Das darf doch nicht wahr sein», «OMG» oder «Wir sind trotzdem Hillary». Niemand, wirklich niemand, freut sich über Trumps Sieg.
Ich kenne also keinen einzigen Menschen, der pro Trump ist. Und es ist keineswegs das erste Mal, dass sich in jüngster Zeit in meinem Umfeld keine Seele findet lässt, die einen politischen Entscheid gut findet, für den sich gerade ganz viele Menschen ausgesprochen haben:
Bei Trump, da waren wir uns einig, würde es anders werden. Doch wieder belächelten wir ihn anfangs, machten Scherze über seine Frisur, nahmen ihn lange nicht ernst. Beinahe alle schrieben unaufhörlich gegen den Rüpel ohne politische Erfahrungen, der täglich neue Skandale, neue Geschichten lieferte. Und wieder lagen wir falsch – die Analysten, die neuerdings offenbar belogen werden, die Politexperten, die Medien.
Erneut stehen wir an diesem Tag da und nehmen zur Kenntnis, dass es da draussen eine Menge Leute gibt, die ganz anders denken als wir, dass wir diese Leute nicht kennen, geschweige denn Kontakt zu ihnen haben.
Fazit: Wir leben in einer Blase, nicht «die». Das muss sich nun ändern. Es ist Zeit, dass wir aufeinander zugehen, dass wir einander kennenlernen.
Wir von watson machen einen Anfang. Wir bitten alle Trump-Fans, alle, die den Brexit gut finden, und alle, die nicht wollen, dass in unserem Land Minarette stehen, sich zu melden. Schreibt uns und wir schreiben über euch – ohne Häme, so objektiv wie möglich. Denn wir müssen alle lernen, uns wieder zu verstehen.
*Ich bin im Appenzellerland aufgewachsen, wohne jetzt in der Stadt, bin weder arm noch reich, weder alt noch jung.