Lachs in der Schweiz? Der nicht aus einer Zucht kommt? Ja, das gab's einmal. Es ist aber schon lange her. Historische Quellen belegen laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Verbreitung des Atlantischen Lachses vor allem in grösseren Gewässern der Schweiz.
Was ist aus der Population geworden? Verkürzt gesagt: Die Industrialisierung vertrieb den Lachs. Kraftwerke am Rhein unterbanden die Wanderroute zwischen Atlantik und den Gewässern der Schweiz. Dazu kamen Flusslaufkorrekturen, Verschmutzung der Gewässer und Überfischung.
Im ausführlichen Bericht «Die Rückkehr des Lachses in der Schweiz – Potential und Perspektiven» (Kannst du hier lesen) steht da:
Das Potenzial für heimische Lachspopulationen ist theoretisch gross. Insgesamt umfasst das Habitatpotenzial gut 900 Kilometer bzw. 530 ha Fläche auf 76 Gewässern.
Aufgrund des hohen Potenzials wurden in der Vergangenheit politische Massnahmen beschlossen, so etwa mit der Revision des Gewässerschutzgesetzes im Jahr 2011, welche die Revitalisierung der Flüsse und Bäche zum Ziel hatte.
In der ganzen Schweiz ist man sich eigentlich einig. «Alle wollen den Lachs. Behörden, Fischer, Naturfreunde, Gastronomen, die Bevölkerung – alle sehen nur Vorteile, wenn der Lachs wieder im ganzen Rhein zwischen dem Meer und Schweiz angesiedelt ist», schreibt der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) in einer Medienmitteilung. Die Situation sei bizarr, sogar der Bundesrat wolle den Lachs. An was scheiterte es also bisher?
In erster Linie daran, dass es einer internationalen Lösung bedarf. Der Rhein fliesst nämlich insgesamt durch sechs Länder: die Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Die letzten Hindernisse sind vor allem französische Kraftwerke, die den Zug der Fische stoppen.
Hier hat sich jedoch gestern Abend eine Lösung abgezeichnet. An der Rheinministerkonferenz in Amsterdam hat Frankreich zugesagt, auch die letzten Hindernisse für Wanderfische wie Lachse und Maifische zu beseitigen. Bisher wird der Zug der Fische noch an rund 300 Stellen etwa durch Schleusen gestoppt.
Der Schweizerische Fischerei-Verband nahm mit Freude vom Durchbruch Kenntnis. Darauf habe die Organisation lange hingearbeitet. Alle sähen nur Vorteile, wenn der Lachs in die Schweiz zurückkehre.
Nun ja, das dauert noch ein paar Jahre. Frankreich hat sich mit verbindlichen Terminen verpflichtet, die drei grössten «Sorgenkinder» im Rhein zu sanieren:
Das heisst ab 2026 steht dem Lachs theoretisch nichts mehr im Weg. «Das ist nun der ganz grosse Durchbruch, wir sind nahe am Ziel», kommentierte SFV-Präsident Roberto Zanetti den Entscheid.
Friede, Freude, Lachsbrötli Eierkuchen? Nicht ganz. WWF Schweiz begrüsst zwar grundsätzlich den Entscheid der Rheinstaaten, bemängelt aber den Zeitrahmen. 2013 haben die Rheinstaaten beschlossen, dass der Lachs bis 2020 nach Basel schwimmen kann. Nun wird die Frist also nochmals nach hinten geschoben.
Frankreichs Etappenziele für die Rückkehr des Lachses wird durch die Minister bestätigt. Der WWF begrüsst dies - fordert aber frühere Deadlines: Wir wollen die Lachsrückkehr bis Basel 2025!#ourrhine pic.twitter.com/rIMVtIdslk
— WWF Schweiz (@WWF_Schweiz) February 13, 2020
Christian Hossli, WWF-Projektleiter «Lachs-Comeback» kommentiert in einer Medienmitteilung:
Ausserdem wird kritisiert, dass es keinen verbindlichen Finanzierungsplan gäbe. Es wird sich also zeigen, ob dem Lachs ab 2026 wirklich keine Hindernis mehr im Weg steht.
Die internationalen Rheinstaaten haben sich ausserdem auf eine Säuberung des Flusses von Medikamentenresten, Pestiziden und anderen chemischen Stoffen verständigt. In den nächsten 20 Jahren sollen diese Substanzen um 30 Prozent reduziert werden, sagte die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze am Donnerstag in Amsterdam.
«Wir sehen jetzt immer mehr Verunreinigungen, Spurenstoffe im Wasser, durch Landwirtschaft und Medikamente», sagte die Ministerin der Nachrichtenagentur DPA. Die Staaten setzen etwa auf eine Reduzierung beim Verursacher, noch bevor die Stoffe im Rhein landen. Damit seien auch Konsumenten gemeint, die Medikamente in der Toilette entsorgen.
Die Minister in der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins verabschiedeten in der niederländischen Hauptstadt ihr Arbeitsprogramm bis 2040.
Ziel ist es, den Rhein und seine Zuflüsse an den Klimawandel anzupassen. Niedrigwasser sei dabei ein neues Problem, sagte die deutsche Umweltministerin. «Das Dürrejahr 2018 war eine deutliche Warnung, was in den nächsten Jahren auf uns zukommen könnte.» Auch das Hochwasserrisiko soll weiter gesenkt werden.
Mit Material der sda.
Die Fischbestände der Schweiz sind zum heulen, im europäischen Vergleich miserabel!! Euteophierung der Gewässer, sowie Invasive neozoen lassen Grüssen. Belüftung und rückgängige Artenvielfalt, bzw sogar komplettes verschwinden gewisser Arten sind die Folge.
Jedoch interessieren sich halt die wenigsten für "hässliche" Fische...