Schweiz
International

Zentralrat der Juden warnt vor Festivalauftritt von Macklemore

Macklemore live bei einem Konzert beim LIV Golf Event 2024 im Golf Club of Houston. Humble, 08.06.2024 *** Macklemore live in concert at the LIV Golf Event 2024 at the Golf Club of Houston Humble, 08  ...
Der US-Rapper Macklemore äusserte sich schon häufig pro-palästinensisch.Bild: IMAGO / Future Image

Antisemitismus-Vorwürfe gegen Macklemore: Zentralrat der Juden warnt vor Festivalauftritt

08.04.2025, 20:2108.04.2025, 21:01
Mehr «Schweiz»

Was darf Kunst? Der deutsche Zentralrat der Juden zieht bei Macklemores Liedern die Grenze: Er warnt davor, dass das Deichbrand-Festival in Deutschland für Jüdinnen und Juden nicht sicher sei, da der US-amerikanische Rapper dort auftreten werde. Grund für die Warnung ist, dass Macklemore den Holocaust verharmlose und Israel dämonisiere, wie es in einem Post in den sozialen Medien heisst.

Der Künstler hat sich in der Vergangenheit schon häufig öffentlich pro-palästinensisch geäussert sowie Israels Vorgehen im Gazastreifen scharf kritisiert. Der Zentralrat der Juden wirft ihm nun vor, Verschwörungsmythen zu nutzen, um gegen Juden zu hetzen. Zusätzlich setze er das besetzte Westjordanland mit dem Warschauer Ghetto gleich.

Die Organisatoren des Deichbrand-Festivals halten am Auftritt von Macklemore fest, heisst es auf Anfrage diverser deutscher Medien. Zwar toleriere man keine Diskriminierung – also auch keinen Antisemitismus –, jedoch betone Macklemore regelmässig die Wichtigkeit von sozialer Gerechtigkeit und künstlerischer Freiheit.

Gurtenfestival hält an Macklemores Auftritt fest

Macklemore ist auch im diesjährigen Lineup des Gurtenfestivals in der Schweiz zu finden. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) findet die Äusserungen des US-Rappers «durchaus sehr polemisch», stuft sie allerdings nicht als antisemitisch ein. Eine Ausnahme gebe es: der Vergleich des Krieges im Gazastreifen mit dem Holocaust.

Wie Macklemore den Holocaust verharmlose
Im Musikvideo zu seinem aktuellen Song «f*cked up» zeigt er einen Jungen aus dem Warschauer Ghetto neben einem Kind aus dem Gaza-Streifen. Durch diese Szene setze er beide Situationen gleich, schreibt das SRF. Die zielgerichtete Auslöschung der Jüdinnen und Juden durch das Nazi-Regime ist historisch singulär. Ein solcher Vergleich verharmlost die Schrecken des Holocaust.

Die Organisatoren des Gurtenfestivals äussern sich auf Anfrage des SRF zu den Vorwürfen: Kritik an Israels Politik sei nicht per se antisemitisch. Dabei beziehen sie sich auf die Holocaust-Definition der «International Holocaust Remembrance Alliance». Gegenüber dem «Blick» fügt eine Sprecherin hinzu, dass sich Macklemore immer wieder explizit für Respekt «und ein sicheres Leben aller Menschen aus, egal welcher Ethnie, Nationalität oder Religion». Zudem sei der Rapper bereits im vergangenen Jahr auf Schweizer Festivals aufgetreten – ohne bedenkliche Vorfälle.

Auch der SIG merkt an, dass das Gurtenfestival bei der Auswahl seiner Künstler frei sei. Er gehe jedoch davon aus, dass Massnahmen ergriffen werden, um Hetze zu vermeiden.

(hkl)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
105 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Neruda
08.04.2025 21:04registriert September 2016
Warum nennt der Jüdische Zentralrat nicht wessen Taten die Juden weltweit am meisten dämonisieren?

Wohl kaum ein Rapper, der auf die Zustände im Westjordanland hinweist. Eher die Regierung, die ein anderes Volk einpfercht und systematisch Zivilisten ermorden. Würde die israelische Regierung nicht dauernd Menschenrechtsverbrechen begehen, wären die Juden auch nicht so stark im Fokus. Es ist antisemitisch von Netanjahu, wie er den Judenhass weltweit stärkt. Aber da schweigt der Zentralrat.
14138
Melden
Zum Kommentar
avatar
Joe Smith
08.04.2025 21:43registriert November 2017
Ich wünschte mir, der deutsche Zentralrat der Juden und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund würden sich ein einziges Mal klar und deutlich und laut zum Vernichtungskrieg in Gaza oder auch zur Siedlungspolitik im Westjordanland äussern. Das würde sicher dazu beitragen, dass nicht alle Juden in einen Topf geworfen werden. Also natürlich je nachdem, wie diese Äusserung ausfallen würde. (Von Muslimen fordert man das ja auch regelmässig.)
11526
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lushchicken
08.04.2025 22:56registriert Oktober 2014
Kritik an Israel ist nicht antisemitisch. Sich zu wünschen, dass die Zivilisten in Gaza endlich wieder zur Ruhe kommen, auch nicht. Die gezeigte Verkleidung und die Verschwörungsmythen sind es aber definitiv.
6012
Melden
Zum Kommentar
105
    Bundesrat heisst EU-Vertragspaket gut – so soll es jetzt weitergehen

    Die Europäische Kommission hat am Freitag die Verträge mit der Schweiz veröffentlicht. Sie unterbreitete dem Rat der EU die Vertragstexte. Schweizer Parlamentsmitglieder gingen davon aus, dass der Bundesrat am Nachmittag die Vernehmlassung zum Dossier eröffnen würde. Als Erstes berichtete der «Blick» über die Veröffentlichung.

    Zur Story