Nächste Runde im Sanktionspoker gegen Russland: Die EU will dem drittgrössten Goldproduzenten der Welt die Verkaufsader abklemmen und den Import von russischem Gold vollständig verbieten. Ende Juni hatten bereits die G7-Länder USA, Grossbritannien, Kanada und Japan ein Goldembargo angekündigt. Die EU zieht nun nach. Die EU-Aussenminister werden den Vorschlag der EU-Kommission bei ihrem Treffen am Montag ein erstes Mal besprechen.
Daneben will die EU auch die Schraube bei ihren bisherigen sechs Sanktionspaketen anziehen. Das heisst: bestehende Sanktionen sollen unter den EU-Staaten besser abgeglichen und Schlupflöcher gestopft werden.
Für die Schweiz wäre das EU-Goldembargo von besonderem Interesse: Die Schweiz ist eine weltweite Golddrehscheibe. Das Edelmetall wird im grossen Stil in die Schweiz importiert, hier verarbeitet und oftmals wieder exportiert. Rund 40 Prozent der globalen Raffineriekapazitäten für Gold befinden sich in der Schweiz, hauptsächlich im Tessin und in der Westschweiz.
Bislang ist der Import von russischem Gold in die Schweiz noch immer erlaubt. Allerdings bloss Goldbarren, welche vor dem 7. März gefertigt wurden. Gleichzeitig haben sich die grossen Schweizer Raffinerien seit dem Ausbruch des Krieges aus Reputationsgründen von russischem Gold losgesagt. Im Klartext: Alle lassen freiwillig die Finger davon, zumal die London Bullion Market Association (LBMA) als bedeutendster Marktplatz den Handel eingestellt hat.
Umso erstaunlicher war es, als im Mai wie aus dem Nichts rund drei Tonnen russisches Gold im Wert von gut 194 Millionen Franken über Grossbritannien in der Schweiz auftauchten. Dies, nachdem die Importe in den Vormonaten auf null gefallen waren.
Wer die drei Tonnen importiert hat, weiss niemand. Von den grossen Raffinerien und Händler will es keiner gewesen sein. Den übrigen Akteuren dürften für die Verarbeitung einer solch grossen Menge an Gold die Kapazitäten fehlen.
Ob das Gold legal oder illegal in der Schweiz gelandet ist, ist seither Gegenstand von Mutmassungen und Spekulationen. Aus rechtlichen Gründen kann das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) keine Angaben zum Importeur machen. Der Fall bleibt ein Rätsel. Denkbar ist, dass ein russischer Oligarch sein Gold in der Schweiz lediglich «zwischengeparkt», was unter den aktuellen Umständen legal wäre.
Unabhängig von den drei Tonnen schauen hiesige Branchenexperten zurzeit aber auch in eine andere Richtung. Nämlich nach Dubai. Es besteht der Verdacht, dass russisches Gold einfach über den Handelsplatz in den Vereinigten Emiraten in die Schweiz verfrachtet wird. Gegenüber dem «Handelsblatt» bestätigte der Schweizer Zoll, dass eine Umleitung über Dubai nicht ausgeschlossen werden könne.
Auffallend ist, dass die Statistik tatsächlich einen starken Anstieg an Goldimporten aus Dubai zeigt: Im März kamen über Dubai 36 Tonnen Gold im Wert von über 2 Milliarden in die Schweiz. Das ist so viel, wie seit sechs Jahren nicht mehr. Und auch im April waren es 20 Tonnen.
Mit einem Komplettembargo auf russisches Gold könnte die unklare Situation nun abrupt zu einem Ende finden, zumal anscheinend auch Importe über Drittländer ins Visier genommen werden sollen. Die Schweiz ist zur Übernahme der EU-Sanktionen nicht verpflichtet, hat diese bis jetzt jedoch stets nachvollzogen. (aargauerzeitung.ch)
Dann muss man das rechtlich sofort lösen. Sie wissen es, aber dürfen es nicht sagen…… bedenklich.