In den USA sprechen seit Freitag alle von Molnupiravir, «einer Art Wunderpille gegen Covid, die noch vor Weihnachten auf den Markt kommen soll», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Die Zwischenresultate der Studie waren offenbar dermassen gut, dass sie so nicht fortgesetzt wurde. Denn es wäre gemäss Bericht ethisch nicht mehr vertretbar gewesen, der Hälfte der Patienten (in der Kontrollgruppe) nur ein Placebo zu geben.
Damit Molnupiravir wirke, müsse die Behandlung innerhalb von fünf Tagen nach dem ersten Auftreten von Covid-Symptomen begonnen werden. Offenbar brauche es 40 Tabletten pro Patientin und Patient; «diese müssen während fünf Tagen je zweimal vier Tabletten einnehmen.»
Das scheint auch der grosse Haken zu sein. Huldrych Günthard, Leitender Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Unispital Zürich, gab gegenüber dem «Tages-Anzeiger» eine Einschätzung ab und meinte, dann müssten Patienten grundsätzlich früher kommen.
Sicher erscheint schon heute: Die neue Pille wird die Covid-Impfungen nicht ersetzen können (siehe unten).
Bei den Tests seien kaum Nebenwirkungen aufgetreten, heisst es. Jedenfalls hätten mehr von den Patienten, die ein Placebo erhielten, über Nebenwirkungen geklagt, als von jenen, denen tatsächlich Molnupiravir abgegeben worden war.
Ja.
Da die Studie weltweit angelegt war, hat sich laut Bericht gezeigt, dass das Medikament gegen alle gängigen Covid-Varianten wirke – also gegen Gamma, Delta und Mu.
Erfunden hat Molnupiravir die US-Pharmafirma Ridgeback Biotherapeutics, die ihren Sitz in Miami, Florida, hat und 2016 gegründet wurde. Der US-Konzern Merck wird die Pille laut Bericht weltweit produzieren und vertreiben.
Momentan sei von Kosten von etwa 700 Franken die Rede, schreibt der «Tages-Anzeiger». Die beiden Herstellerfirmen Merck und Biotherapeutics hätten sich aber verpflichtet, das Medikament gemäss den gängigen Regeln der Weltbank an Länder in der Dritten Welt günstiger abzugeben.
Natürlich erscheine auf den ersten Blick eine Kur mit Molnupiravir viel billiger als ein Spitalaufenthalt oder eine Behandlung mit Antikörpern, die etwa 3000 Franken koste. Die Frage sei aber, wie breit das Medikament abgegeben werden müsse, sagte Huldrych Günthard vom Zürcher Unispital.
Auch wenn Chancen bestünden, dass solche neuen Medikamente kommen werden, sei die beste Massnahme für den Arzt immer noch die Covid-Impfung: Diese sei auf jeden Fall billiger als die neuen Medikamente und wirke hervorragend gegen schwere Krankheitsverläufe.
Laut dem renommierten US-Immunologen Anthony Fauci könnte es sehr rasch gehen, denn offenbar wolle Merck eine Expresszulassung und die Studiendaten gleich der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel FDA weitergeben.
Nein.
Der US-Immunologe Fauci betonte, die Impfung sei nach wie vor nötig. Doch schienen die Börsianer davon auszugehen, dass der Druck auf die Ungeimpften nachlassen werde: Während sich die Aktien von Merck am Freitag um acht Prozent erhöhten, brachen die Titel der Impfstoffhersteller Moderna, Biontech, Pfizer und Novavax bis zu 20 Prozent ein.
Lukas Engelberger, der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, sagte:
Mittelfristig ist das durchaus möglich.
Dazu meinte Andrea Büchler, Präsidentin der nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin:
(dsc)