Die Trennung auf Zeit ist 1 Mindfuck
Man soll doch immer das Gute in der Scheisse sehen. Oder sich darauf besinnen, dass alles seinen Grund hat und dass es am Ende gut kommt.
Was aber, wenn es so richtig zum Ende kommt? Wenn jemand Schluss macht, während der andere absolut null Schluss machen will?
Keine Panik, Sandro hat (noch?) nicht Schluss gemacht. Keine Panik aus meinem Munde. Haha. Ich habe mega Panik. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Sandro langsam verabschiedet.
Wir sind ja offiziell auf Zeit getrennt. Während ich in unserer temporären Wohnung meine Ruhe geniessen sollte, chillt er in seiner Singlewohnung. Warum er das macht? Midlife-Crisis, Kartoffeln-Wunsch, selber Panik, was weiss ich.
Ich weiss nur, dass er sich, seit er gegangen ist, nicht gemeldet hat. Dabei haben wir keine Kontaktsperre ausgemacht. Mehr so: Wer will, darf sich melden. Sich nicht melden, ist aber auch okay.
Logisch vermisse auch ich erste Küsse, aber .....
Ich machte mit mir aus, dass ich Sandro Raum und Zeit gebe und mich deswegen zurückhalte. Auch wenn ich ihn schon nach zwei Tagen schrecklich vermisst habe. Das, obwohl ich grundsätzlich sehr gerne alleine bin, sehr gerne alleine wohne und sehr, sehr gerne so Girlie-Serien schaue, die jeder mir bekannte heterosexuelle Mann hasst.
Jetzt helfen mir weder die «Gilmore Girls» noch die alten Folgen «Sex and the City».
Weil, ohne Scheiss, ich kenne Sandro schon ewig. Sandro ist impulsiv. Wenn Sandro etwas fühlt oder eben grad nicht mehr so fühlt, dann ist er weg. Da ist er radikal. Einmal Leben umkrempeln und alle Schalter auf neu schalten? Findet er super.
Ich kann es ihm nicht so übel nehmen. Ich finde unser Zusammensein und unser Zusammenwohnen enorm schön. Und harmonisch. Und easy. Und herzig.
Und wahnsinnig langweilig und unsexy und unspannend und unprickelnd. Mich stört das aber null. Ich bin in meinen Vierzigern angekommen. Irgendwie.
Logisch vermisse ich manchmal Schmetterlinge im Bauch, durchgemachte Nächte, erste Küsse, aufregende Dates und ja, manchmal vermisse ich sogar das Geswipe auf Single-Apps.
Aber so grundsätzlich bin ich okay mit dem Leben abseits der Überholspur. Vor allem aber bin ich glücklich mit Sandro.
Er schreibt und schreibt und dann kommt nur ein Emoji!?
Da wir aber im Grundsatz beide getriebene Typen sind, verstehe ich ihn sogar. Ich bin null hässig auf ihn. Was meine Panik, von ihm verlassen zu werden, nur noch grösser macht.
Wird er es wirklich machen? Einfach weil er sich sicher ist, dass es das nicht schon gewesen sein kann? Oder weil er doch noch Kartoffeln will? Oder eine Hanfplantage? Oder doch eine Tauchschule auf Costa Rica?
Oder die heisse neue Praktikantin?
Vielleicht aber male ich gerade 10 000 unnötige Teufelsfratzen an die Wand. Was weiss ich.
Am achten Abend dann vibriert mein Handy. Ein Push, denke ich. Lustige Tierbilder oder so.
Kann mich mal.
Es ist aber eine Nachricht von Sandro.
«Ems, ich vermisse dich. Und doch geht es mir besser, als es mir ohne dich gehen sollte.»
Burn in hell, denke ich. Und schreibe: «Sandro, ich vermisse dich auch. Ich vermisse dich mehr, als mir lieb ist. Und drum muss ich dir glaubs massiv in den Arsch treten (nicht sexuell), wenn du wirklich Schluss machst.»
Dann sehe ich, dass er schreibt. Und schreibt. Und schreibt. Dann schreibt er wieder nicht. Dann schreibt er wieder. Und schreibt.
Es kommt nichts mehr.
Erst 18,25 Stunden später kommt was. Ein gebrochenes Herz. Er hat meine Nachricht mit einem gebrochenen Herz kommentiert.
Man möge jetzt noch ein paar Hölzer auf den höllischen Scheiterhaufen werfen. Danke.
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!