Trump geht leer aus: María Corina Machado gewinnt den Friedensnobelpreis
In der norwegischen Hauptstadt Oslo wurde am Freitag verkündet, wer den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält. Es ist die venezolanische Politikerin María Corina Machado. Die 57-Jährige erhält die prestigeträchtige Auszeichnung «für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie». Das gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt.
«Der Friedensnobelpreis 2025 geht an eine mutige und engagierte Meisterin des Friedens: an eine Frau, die die Flamme der Demokratie inmitten einer wachsenden Dunkelheit am Brennen hält», sagte der Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe. Als Anführerin der demokratischen Kräfte in ihrem Land sei Machado eines der aussergewöhnlichsten Beispiele für zivilen Mut in Lateinamerika in der jüngeren Geschichte.
Das ist María Corina Machado
Machado gilt als einende Kraft der venezolanischen Opposition und entschiedene Widersacherin des seit 2013 regierenden autoritären Präsidenten Nicolás Maduro. 2010 wurde sie mit einer Rekordzahl an Stimmen in die Nationalversammlung ihres Landes in der Hauptstadt Caracas gewählt, ehe Maduros Führung sie vier Jahre später aus dem Amt trieb.
Ihren Kampf für die Demokratie setzte Machado trotzdem fort, half 2017 unter anderem dabei, ein Oppositionsbündnis pro-demokratischer Kräfte im Land aufzubauen. Sie erklärte 2023 ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im darauffolgenden Jahr, durfte wegen angeblicher Unregelmässigkeiten während ihrer Zeit als Abgeordneter aber nicht antreten. Stattdessen machte sie sich für den Oppositionskandidaten Edmundo González stark, der nach Angaben der Opposition die Wahl gewann - die linientreue Wahlbehörde erklärte aber Maduro zum Sieger. Die Opposition spricht von Wahlbetrug.
Besonders einer dürfte enttäuscht sein
Um 11.00 Uhr hat das norwegische Nobelkomitee das Geheimnis gelüftet. In diesem Jahr gab es 338 Kandidaten, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen, für den Preis. Wer dazu gehörte, wird in der Nobelwelt stets erst 50 Jahre später verkündet.
Aber vor allem einer machte aus seinem Anspruch auf den Preis keinen Hehl: Kurz nach der Bekanntgabe des Durchbruchs bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas zur Beendigung des Gaza-Kriegs hält sich US-Präsident Donald Trump mehr denn je für prädestiniert, auf ganz grosser Bühne als Friedensstifter geehrt zu werden. Dabei ist völlig unklar, ob der von ihm präsentierte Friedensplan nachhaltige Wirkung entfalten wird.
Bisher gibt es noch keine Reaktion von Donald Trump zur Vergabe des Preises.
Norwegen zittert vor Trumps Reaktion
Kirsti Bergstø, Vorsitzende der sozialistischen Linkspartei Norwegens, sagte vor der Verleihung: «Oslo muss auf alles vorbereitet sein.» Sie sagt gegenüber dem Guardian, dass Trump in den USA eine extreme Richtung ergreife und die Meinungsfreiheit angreife:
Die Nobelpreiskommission sei ein unabhängiges Gremium, die Regierung habe keinerlei Einfluss auf die Ernennung und Wahl des Gewinners. Bergstø ist sich jedoch nicht sicher, ob dies auch dem US-Präsidenten bewusst ist.
Der norwegische Kolumnist Harald Stanghelle spekuliert gegenüber der britischen Zeitung über Vergeltungsmassnahmen seitens Trump. Sollte er den Preis nicht erhalten, fürchtet man sich in Norwegen vor höheren Export-Zöllen oder sogar der Erklärung Norwegens zum Feind der USA.
Das waren die Favoriten
2024 ging der Friedensnobelpreis an die japanische Friedensorganisation Nihon Hidankyo. Die Organisation von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki wurde damit für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt geehrt. Ihren Zielen versucht sie mithilfe von eindrücklichen Aussagen von Zeitzeugen Nachdruck zu verleihen.
Vor der Verleihung gab es gleich mehrere Favoriten. Donald Trump gehörte neben der syrischen Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim und der Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, zu den Favoriten.
Dass der US-Präsident den Preis gewinnen könnte, wurde von vielen Expertinnen und Experten jedoch stark angezweifelt. Kritiker halten Trump nicht nur vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben, sondern mit seinem radikalen Vorgehen vielmehr neue Konfliktherde geschaffen und politische Tabubrüche salonfähig gemacht zu haben.
Endspurt im Nobelpreis-Reigen
Mit der Auszeichnung des Friedensnobelpreisträgers erreichte die Woche der Nobelpreis-Bekanntgaben alljährlich ihren Höhepunkt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften. Die Nobelpreise werden traditionell in Stockholm vergeben, die einzige Ausnahme bildet der Friedensnobelpreis in Oslo.
Auch in diesem Jahr sind die Nobelpreise erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert - umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro. Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).
(nib/leo mit Material der sda)