«Meilenstein für die Ruag»: Die 5 wichtigsten Punkte der F-35-Medienkonferenz
Projekt «Rigi»: So hat die Ruag den Auftrag getauft, der es ihr erlaubt, 4 der 36 F-35-Jets, die die Schweiz bestellt hat, teilweise selbst zu montieren. Darüber hatte sich die Ruag mit Lockheed Martin, dem US-amerikanischen Hersteller des F-35, verständigt.
Am Donnerstagvormittag informierten Ruag, Lockheed Martin und Armasuisse am Militärflugplatz Payerne über die Zukunft des Projekts. Das sind die wichtigsten Punkte:
Was ist das Projekt «Rigi»?
Unter dem Schlagbegriff versteht die Ruag, dass sie 4 der voraussichtlich 36 F-35-Jets selbst montieren darf. Ruag-Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli äusserte sich an der Medienkonferenz glücklich darüber: «Das ist ein Meilenstein für die Ruag.» Das, weil es der Ruag so möglich sei, ein tiefes Know-how über den Jet zu erlangen. «Das stärkt die Autonomie, die Widerstandsfähigkeit und damit die Sicherheit der Schweiz», sagte Rötheli.
Bei den vier Flugzeugen, die die Ruag montiert, handelt es sich um die letzte Tranche, die an die Schweiz geliefert wird. Das soll planmässig bis 2030 geschehen, sagte Rötheli. Montiert werden die Flugzeuge in Emmen und bis zur Flugfähigkeit getestet.
Der allerletzte Schritt hingegen geschieht nicht in der Schweiz. Die spezielle Beschichtung der Jets wird auf dem Militärflugplatz Cameri in Italien vorgenommen. «Diesen letzten Schritt auch noch in der Schweiz durchzuführen, wäre mit exorbitanten Kosten verbunden gewesen», sagte Rötheli.
Was erhofft sich die Ruag von «Rigi»?
Zwei Dinge. Zum einen die sicherheitspolitische Unabhängigkeit. Wenn die Schweiz durch die Endmontage ein tiefgehendes Verständnis des F-35-Jets entwickelt, macht sie das in Bezug auf Wartung und Weiterentwicklung des Flugzeugs autonom.
Durch die Endmontage und das Testen der vier F-35 baue die Ruag bedeutendes, sicherheitsrelevantes Wissen betreffend Betrieb, Wartung und Unterhalt auf.
«Wir müssen uns selbst helfen können», erklärte Rüstungschef Urs Loher an der Medienkonferenz in Hinblick auf die immer angespanntere geopolitische Lage. Es sei wichtig, dass die Schweiz in Bereichen wie kritische Systeme, Know-how, Munition und Unterhalt eigene Lösungen entwickle. «Das Projekt ‹Rigi› ist ein zentrales Element davon», sagte Loher.
Zum anderen erhofft sich die Ruag einen wirtschaftlichen Vorteil. Denn in Europa gebe es ausser im italienischen Cameri niemanden, der einen so tiefen Einblick in die Systeme des F-35 erhalte wie die Schweiz.
Die Schweiz erhofft sich dadurch, dass sie zukünftig auch Jets anderer europäischer Staaten warten könnte. Schliesslich werden in den 2030er-Jahren in ganz Europa 700 der F-35-Jets im Einsatz sein.
Sowohl Rüstungschef Loher als auch Ruag-Rötheli stellen dabei aber klar: Dafür müssen die regulatorischen Bedingungen stimmen. Mehrmals wiesen die beiden darauf hin, dass eine Lockerung des Kriegsmaterialgesetzes helfen würde, verlorenes Vertrauen aus dem Ausland wiederherzustellen.
Warum erhält die Schweiz privilegierten Zugang?
Patrick Nyfeler, Regionalverantwortlicher für Lockheed Martin in der Schweiz, sagte an der Medienkonferenz dazu:
Wie viel kostet das Projekt?
Das Projektvolumen beträgt 400 bis 500 Millionen Franken. Dabei handle es sich aber um einen sogenannten Offset-Kredit, der sich nicht so einfach in Kosten übersetzen lasse, betonte Rüstungschef Loher.
Jedenfalls ist abgemacht, dass 20 Prozent des Volumens in die Romandie fliessen. Rötheli geht davon aus, dass damit 40 bis 50 Arbeitsplätze in Payerne entstehen.
Insgesamt 100 Millionen Franken sollen in der Westschweiz investiert werden – nicht nur ins Projekt «Rigi», sondern auch zum Beispiel für einen Aviatik-Campus in Lausanne.
Was bedeutet das für die Gesamtkosten?
Zu Beginn der Medienkonferenz wurde klargemacht: Es wird nicht über die Gesamtkosten des F-35-Jets gesprochen. Gerade der Regionalverantwortliche für Lockheed Martin in der Schweiz, Patrick Nyfeler, blockte dann auch eine Frage dazu ab.
Der Kaufpreis hat jüngst für viel Gesprächsstoff gesorgt. Die Schweiz wollte ursprünglich «höchstens 6 Milliarden Franken» für neue Militärjets ausgeben. So stand es zumindest im Abstimmungsbüchlein, als die Schweiz im September 2020 über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge abstimmte. Die Stimmbevölkerung stimmte dem Kauf mit 50,1 Prozent zu.
Dementsprechend ging die Schweiz davon aus, dass die 6 Milliarden ein Fixpreis sind. Gemäss den USA handelt es sich dabei um ein Missverständnis. Stattdessen teilte das Pentagon Ende August gegenüber den Zeitungen von Tamedia mit, dass Mehrkosten von 610 Millionen Dollar enstehen. Der Bundesrat selbst rechnet sogar mit zusätzlichen Kosten von bis zu 1,3 Milliarden Franken.
Bundesrat Pfister wird um 14 Uhr vor die Medien treten. Diese Pressekonferenz gibt es live im Stream auf watson.
(her/sda)