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Schweizerin in Belarus zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt

Schweizerin in Belarus zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt

07.12.2020, 15:2807.12.2020, 19:44
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Natallia Hersche
Natallia Hersche

Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche aus St. Gallen ist am Montag in Minsk zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Die 51-Jährige war bei einer Frauen-Kundgebung am 19. September in Minsk festgenommen worden.

Die Organisation Libereco machte am Montagnachmittag das Urteil gegen die Frau bekannt, das «aufgrund ihrer panischen und unbeabsichtigten Reaktion bei ihrer Festnahme» erfolgt sei. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte das Urteil wenig später ebenfalls.

Das EDA werde nun, «zusammen mit dem Anwalt von Frau Hersche, die nächsten Schritte evaluieren», hiess es in einer Mitteilung. Frau Hersche werde weiterhin im Rahmen des konsularischen Schutzes betreut.

«Angesichts der Tatsache, dass Natallia Hersche genauso wie mehr als 160 weitere politische Gefangene in Belarus willkürlich inhaftiert und vor Gericht gestellt wurde, war ein ebenso willkürliches Gerichtsurteil befürchtet worden», heisst es in der Mitteilung von Libereco.

Im Oktober hatten sich 16 eidgenössische Parlamentarier von SP, Grünen, CVP und EVP in einem offenen Brief an den belarussischen Justizminister, Innenminister und Generalstaatsanwalt gewandt und die Freilassung der Schweizerin verlangt. Hersche sei eine politische Gefangene, deren Verhaftung willkürlich und politisch motiviert sei. Der Schweizer Botschafter in Minsk, Claude Altermatt, hatte die Frau im Gefängnis besucht.

Im November hatte Libereco eine Petition mit 9500 Unterschriften beim Aussendepartement EDA eingereicht. Mit dieser wurde Aussenminister Ignazio Cassis aufgefordert, sich direkt beim belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko um die Freilassung zu bemühen. Unterstützt wurde die Forderung mit zwei Mahnwachen in Bern.

«Von Aussenminister Cassis und Bundespräsidentin Sommaruga erwarten wir nun eine energische Reaktion gegenüber dem Lukaschenko-Regime», schrieb Libereco am Montag. Cassis sagte gleichentags in der Fragestunde des Nationalrats, dass die offizielle Schweiz in regelmässigem Kontakt stehe mit dem Anwalt der Frau. Die Schweizer Vertretung in Belarus setze sich für die Interessen der Frau ein. (aeg/sda)

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41 Kommentare
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Coffeetime ☕
07.12.2020 15:36registriert Dezember 2018
Lukaschemko futtiert sich doch um einen von CH Bürgern unterschriebene Brief.... Er wird erst abtreten, wenn er stirbt... oder es zu doll am Portemonnaie schmerzt... oder ein spezieller Freund ihm dazu rät. Nichts von dem wird geschehen. Leider.

Für Europa ist im Land nichts zu holen, da wird dann auch nichts gemacht.
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Varanasi
07.12.2020 16:15registriert August 2017
Bin gespannt, ob Cassis weiter schweigt oder sich jetzt endlich mal zu der Situation in Belarus äussert.
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frank frei
07.12.2020 15:42registriert September 2018
Mist. Somit ist der worst case für diese mutige Frau eingetroffen. Was kann die Schweiz für sie tun? Die Schweiz muss auf jedenfall die Haftbedingungen durch regelmässige Besuche von Vertretern der Botschaft und dem Roten Kreuz kontrollieren. Wenn Sie in Vergessenheit gerät, dann geht es ihr schlecht.
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