Syngenta stellt das hochgiftige Pestizid Paraquat her. Bild: KEYSTONE
Weil sich verzweifelte Menschen mit Paraquat von der Firma Syngenta vergiften, soll das Pestizid mehr Brechmittel enthalten. Das fordert ein Ex-Mitarbeiter. Syngenta sieht das anders.
In Entwicklungsländern begehen verzweifelte Landwirte Suizid mit Paraquat. Das Unkraut-Pestizid ist hochgiftig und wird unter anderem von der Schweizer Firma Syngenta produziert. Der Chemiker Jon Heylings fordert seit langem von seinem Ex-Arbeitgeber Syngenta: Paraquat muss deutlich mehr Brechmittel enthalten.
«Ich kann nicht schlafen, wenn ich denke, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch Gramoxone schluckt», sagt Jon Heylings in der SRF-Sendung «Rundschau» vom Mittwochabend. Gramaxone ist der Markenname, unter dem Syngenta das Pestizid Paraquat verkauft.
Jon Heylings erhebt Vorwürfe gegen Syngenta. Bild: printscreen srf
In der Schweiz und in der EU ist Paraquat verboten. Der Unkrautvertilger gilt als eines der tödlichsten Pestizide weltweit und es gibt kein Gegengift. In rund 100 Ländern wird Paraquat allerdings verwendet, darunter in den USA, Neuseeland, Japan oder die Philippinen.
Seit der Einführung von Paraquat vor über 50 Jahren sind tausende Menschen an einer Vergiftung gestorben. Es sind vor allem verzweifelte Bauern in Entwicklungsländern, die mit dem Mittel Suizid begehen.
Heylings ist überzeugt, dass man mit einer einfachen Massnahme Menschenleben retten könnte: «Man müsste deutlich mehr Brechmittel beimischen, damit das Opfer das Gift sofort erbricht.» Schon als junger Forscher habe er erfolglos gefordert, zehnmal mehr Brechmittel beizufügen.
Der angeprangerte Chemiekonzern Syngenta ist anderer Meinung. Man habe sich «intensiv mit Jon Heylings und seinen Argumenten auseinandergesetzt», schreibt Syngenta in einer Mitteilung an SRF. Es gebe «keine klinischen Erkenntnisse, die eine Erhöhung des Brechmittels rechtfertigen würde».
Ausserdem sei Heylings Argument «stark vereinfachend». Er lasse eine Vielzahl anderer Punkte ausser Acht. Die Firma setze derweil stark auf die Schulung der Bäuerinnen und Bauern. Ausserdem wolle man ein neues Verpackungssystem lancieren, um die Sicherheit zu verbessern.
Unabhängig von Heylings Lösungsvorschlag haben bisher zahlreiche Studien die Gefahren von Paraquat untersucht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt in einer Studie aus dem Jahr 2019 zum Schluss, dass Verbote und eine strikte Kontrolle von Pestiziden die Suizidraten deutlich senken könnten.
So seien nach dem Verbot von Paraquat in Südkorea die Selbsttötungen mit Giften um 45 Prozent zurückgegangen. In Sri Lanka sind die Suizide nach einem Verkaufsverbot von Paraquat sogar noch stärker zurückgegangen.
(van)