Schweiz
Interview

Rega verlässt Flughafen Zürich – das ist der neue Wunsch-Standort

Interview

Die Tage der Rega am Flughafen Zürich sind gezählt – das ist der neue Wunsch-Standort

Die Rega muss den Standort am Flughafen Zürich spätestens Ende 2030 verlassen. Deshalb sucht sie nach einer Alternative. Der CEO erläutert im Gespräch, welcher Standort für sein Unternehmen ideal wäre.
06.06.2025, 08:0006.06.2025, 08:00
Matthias Piazza / ch media
Mehr «Schweiz»

Ihre Tage am Flughafen Zürich sind ­gezählt. Bis Ende 2030 muss die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) ihren aktuellen Hauptsitz am Flug­hafen Kloten verlassen, weil dieser Ausbaupläne hat. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Rega seit über zehn Jahren einen neuen Standort sucht, wie Rega-CEO Ernst Kohler im Interview sagt.

Un helicoptere Airbus H145 D3 photographie lors de la livraison du premier helicoptere de sauvetage de la nouvelle flotte Rega sur une base en Suisse ce jeudi, 17 avril 2025 a Lausanne. La Rega renouv ...
Die Rega muss sich ein neues Headquarter suchen.Bild: keystone

Warum will die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) nach Kägiswil?
Ernst Kohler:
Die Rega sucht seit über 10 Jahren nach einem geeigneten Alternativstandort für den heute im Rega-Center am Flughafen Zürich angesiedelten Unterhaltsbetrieb der Rettungshelikopter-Flotte. Ein Grund dafür ist der stetig steigende Platzbedarf, der sich mit der aktuell laufenden Modernisierung und Erweiterung der Rettungshelikopter-Flotte der Rega weiter erhöhen wird. Nach mehreren erfolglosen Versuchen – auch in der Innerschweiz – zeichnet sich am Flugplatz Kägiswil nun eine mögliche Lösung ab, die wir mit aller Kraft und tiefer Überzeugung anstreben.

Der Flugplatz Kägiswil mit dem möglichen Standort der Rega (rot eingezeichnet).
Der Flugplatz Kägiswil mit dem möglichen Standort der Rega (rot eingezeichnet).Visualisierung: zvg

Warum ist die Rega am Standort Kägiswil interessiert?
Ein Standort in der Zentralschweiz, geografisch in der Mitte der Schweiz, ist für die Rega ideal, weil sich da bereits viele spezialisierte Aviatikbetriebe befinden und auch entsprechende Fachkräfte ausgebildet werden, die hier wohnhaft sind. Zudem muss die Rega ihren aktuellen Hauptsitz am Flughafen bis Ende 2030 verlassen. Das ist der Grund, weshalb wir nicht nur den Wartungsbetrieb nach Kägiswil verlegen wollen, sondern auch den Hauptsitz mit der Verwaltung, der nationalen Helikoptereinsatzzentrale der Rega und den Hauptsitz der Alpinen Rettung Schweiz. Auch dafür ist der Flugplatz Kägiswil ideal. Der Standort unserer Jet-Flotte für deren Einsatz, mit Jet-Einsatzzentrale, medizinischem Dienst und Wartungsbetrieb, wäre nach Möglichkeit weiterhin der Flughafen Zürich.

Rega-CEO Ernst Kohler.
Rega-CEO Ernst Kohler.Bild: Matthias Piazza

Wie muss man sich den Wartungsalltag in Kägiswil vorstellen?
Die Rega betreibt für ihre 14 über das ganze Land verteilten Einsatzbasen 21 Rettungshelikopter neuster Generation. Wie bei einem Auto müssen auch die Helikopter in die Werkstatt. Verteilt über das ganze Jahr rechnen wir für die 21 Helikopter mit rund 60 Wartungsereignissen. Das heisst, im Durchschnitt wird es in Kägiswil pro Tag ungefähr zu einem An- und Abflug kommen, von Montag bis Freitag, während der Arbeitszeiten.

Wie viele Arbeitsplätze würde die Rega in Kägiswil generieren?
Im Helikopter-Instandhaltungsbetrieb sind etwa 50 Fachspezialisten wie Avioniker, Mechaniker, Ingenieure und Logistiker beschäftigt. Bei der Verwaltung und Einsatzzentrale der Rega sowie der Alpinen Rettung Schweiz sind es zusätzlich rund 150 Personen.

Rund 200 Rega-Mitarbeitende müssten ihren Arbeitsplatz von Zürich nach Kägiswil verlegen. Wie dürfte das ankommen?
Der Prozess wird eine gewisse Angewöhnungszeit brauchen, und wir werden die Mitarbeitenden dabei begleiten. Wir sind überzeugt, dass Kägiswil mit seiner zentralen Lage auch ein attraktiver Arbeitsstandort wird, auch dank unserer flankierenden Massnahmen. So planen wir eine Buslinie vom Bahnhof Sarnen zum neuen Rega-Hauptsitz mit einem Viertelstundentakt zwischen 6 und 20 Uhr, hybride Arbeitsformen oder ein Restaurant – nicht nur für Mitarbeitende, sondern auch für die Öffentlichkeit.

Rega-CEO Ernst Kohler.
Ernst Kohler, CEO der Rega, beim Flugplatz Kägiswil.Bild: Matthias Piazza

Welche Rolle spielen hierbei der Rechtsstreit zwischen dem Bundesamt für Zivilluftfahrt und der Flugplatzgenossenschaft Kägiswil und die Unsicherheit, wie es nach dem aktuell bis September 2025 gesicherten Flugbetrieb weitergeht?
Die Rega spürt im Kanton Obwalden grosse Unterstützung: Der Kantonsrat und Regierungsrat von Obwalden, die Standortgemeinde Sarnen sowie die Nachbarn und Grundeigentümer unterstützen das Projekt im Grundsatz. Das Umnutzungsverfahren, welches die Flugplatzgenossenschaft Obwalden seit nunmehr vielen Jahren anstrebt, wird nicht realisierbar sein und ist faktisch gescheitert. Dies hat auch das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 6. Mai so dargelegt. Wenn es in Kägiswil also künftig im kleinen Rahmen noch aviatische Nutzung geben soll, dann durch die Rega und das in Kägiswil ansässige Heli-Transportunternehmen Rotex. Die Rega würde zusammen mit dem Kanton auch die nicht mehr benötigten Pisten zurückbauen und renaturieren. Ein paralleler Heli- und Flugbetrieb ist nicht möglich und wäre nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen auch zu riskant.

Wie weit sind die Pläne schon?
Wir sind im Zeitplan, aber die Zeit drängt, da die Rega wie gesagt zum einen aufgrund der neuen Flotte zwingend auf grössere Räumlichkeiten für den Helikopterunterhalt angewiesen ist und zum anderen den aktuellen Standort am Flughafen Zürich Ende 2030 verlassen muss. Aus diesem Grund und auf Grundlage der Unterstützung aus dem Kanton Obwalden befinden sich unsere Pläne bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, das Projekt läuft auf Hochtouren. Aktuell zeigen sich keine unüberwindbaren Hürden. Der Kanton Obwalden wie auch die Rega sind jedoch darauf angewiesen, dass seitens Bund Entscheide getroffen werden, die der Rega die notwendige Planungssicherheit geben. Ich bin aber zuversichtlich, dass auch der Bund die Luftfahrtinfrastruktur am Standort Kägiswil nicht aufgeben will und mithilft, das Projekt der Rega zu ermöglichen. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
38
    Kanton Zürich entdeckt bei Kontrollen Lohndumping und Schwarzarbeit

    Im vergangenen Jahr hat der Kanton Zürich bei Kontrollen zahlreiche Lohnverstösse und Schwarzarbeit festgestellt. Die Kontrollen finden gezielt in Branchen und Betrieben mit erhöhtem Risiko für Verstösse statt.

    Zur Story