Schweiz
Interview

FDP-Politikerin Morand verteidigt Auftritt von Luca Hänni an Pride

Anne-Sophie Morand
Will für die FDP in den Nationalrat: Anne-Sophie Morand.Bild: zvg
Interview

«Die Pride ist für alle da» – FDP-Politikerin verteidigt Auftritt von Luca Hänni an Pride

Die Luzerner FDP-Politikerin Anne-Sophie Morand ist im Vorstand der Pride für die Politik zuständig. Sie verteidigt den Auftritt von Luca Hänni gegen Kritik.
13.06.2019, 06:47
Pascal Ritter / ch media
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Es wirkt, als wären Homosexuelle in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wie sieht es rechtlich aus?
Anne-Sophie Morand: Gesellschaftlich akzeptiert sind wir mehr und mehr, aber wir sind noch nicht am Ziel. Zum Beispiel haben Transgender- Personen eine überproportional hohe Arbeitslosenquote und homosexuelle Menschen werden auch heute noch auf der Strasse angegriffen. Rechtlich geht es voran, es gibt aber noch viel zu tun. Zur parlamentarischen Initiative für die Ehe für alle läuft im Moment die Vernehmlassung. So lange die Ehe nur Heterosexuellen vorbehalten ist, erleben jene, die in einer eingetragenen Partnerschaft leben, eine Diskriminierung gegenüber Heterosexuellen, die in einer Ehe leben. Eine Witwenrente ist zum Beispiel ausgeschlossen nach dem Tod der Partnerin, zudem haben lesbische Frauen keinen Zugang zur Fortpflanzungsmedizin.

Die Pride wird immer grösser, dieses Jahr findet sie auf dem Sechseläuten- und am Bürkliplatz statt.
Hauptgrund für den Sechseläuten-Platz ist das Jubiläum. Ob wir den Sechseläuten-Platz auch in Zukunft haben werden, ist offen. Es kommen jedenfalls immer mehr Leute. Auch Heterosexuelle. Mein ganzer Freundeskreis, alles Heteros, ist jeweils dabei. Es kommen alle zusammen, zum Beispiel Schwule, die schon vor 50 Jahren für Gleichberechtigung gekämpft haben, Drag Queens, Tennies, queere Familien, Botschafter, Politikerinnen und Politiker, Touristen. Oder man sieht einfach stolze Eltern einer lesbischen Tochter.

epa07577055 Contestant Luca Haenni of Switzerland performs during the Second Semi-Final of the 64th annual Eurovision Song Contest (ESC) at the Expo Tel Aviv, in Tel Aviv, Israel, 16 May 2019. The Gra ...
Tritt an der Pride auf: Luca Hänni. Bild: EPA/EPA

Pride-Besucher fragen sich, warum Luca Hänni und seine wohl vor allem heterosexuellen Groupies an die Pride kommen.
Die Pride ist für alle da. Und was Luca Hänni betrifft: Es kommen auch viele Männer, die ihn heiss finden. Mir gefällt er übrigens auch. Jeder ist willkommen an der Pride. Wenn wir als Homosexuelle oder Transgender akzeptiert werden wollen, müssen auch wir andere Menschen an unseren Festen willkommen heissen.

Die Pride ist in den letzten Jahren auch zu einer Firmen-Parade geworden. Wie finden Sie das?
Teilnehmende Firmen engagieren sich für Diversity, darauf legen wir grossen Wert im Pride-Komitee. Das Engagement einer Firma bei der Pride ist jeweils den LGBTIQ-Mitarbeitenden zu verdanken. Diese haben oft einen steinigen Weg zurückgelegt, bis eine Firma sich öffentlich zum Regenbogen bekennt. Natürlich ist die Sponsoring-thematik umstritten. In meinen Augen ist es eine Win-win-Lösung. Wir brauchen Geld für die Veranstaltung und LGBTIQ-Projekte und die Unternehmen stehen nach aussen für Vielfalt ein. Darauf kann man sie ja dann auch behaften. Dass unsere Community auch als potenzielle Kundin gesehen wird und es beispielsweise eine Pride-Kollektion bei Esprit zu kaufen gibt oder einen Pride-Kaffee bei Starbucks, finde ich persönlich toll.

Wie steht es um die Anliegen der Homosexuellen in bürgerlichen Parteien wie der FDP?
Die ältere Generation hat sich sehr stark gewandelt. Wenn wir die Parteien vergleichen, hat sich die FDP in den vergangenen Jahren am meisten bewegt. Die FDP ist liberal und das bedeutet eben nicht nur wirtschaftsliberal, sondern auch gesellschaftsliberal. Für die Zukunft bin ich zudem optimistisch. Denn die Jungfreisinnigen bekennen sich in ihrem Positionspapier klar zur Ehe für alle. (bzbasel.ch)

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quelle: epa/epa / abir sultan
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17 Kommentare
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Chris Olive
13.06.2019 08:52registriert September 2017
Unter dem Regenbogen hat es Platz für uns alle. :)
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Pafeld
13.06.2019 08:50registriert August 2014
Die Jungfreisinnigen bekennen sich auch zur Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht als wichtigen, liberalen Schritt. Zumindest in signifikanter Menge. Das die FDP als ganzes auch eine gesellschaftsliberale Haltung vertritt, halte ich für ein Gerücht (und an dieser Stelle für unangebrachte, versteckte Parteienwerbung). Da ist selbst die aus der SVP entstandene BDP gesellschaftsliberaler. Gerade in ländlichen Gebieten (wie jene der Chefin Petra Gössi) unterscheiden sich FDPler und SVPler fast ausschliesslich in ihrer Gehaltsklasse uns nicht in der Progessivität ihrer gesellschaftlichen Werte.
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Julien Marchand
13.06.2019 08:47registriert März 2014
Die Aussage zur FDP ist skandalös und es ist fragwürdig, dass hier nicht widersprochen wird. Die FDP ist massgeblich dafür verantwortlich, dass wir eben keine Ehe für alle, mein Diskriminierungsschutz oder kein Zugang zum Adoptionsrecht haben, weil sie das bisher zusammen mit der SVP in den letzten Jahren im Parlament verhindert haben. Morand betreibt hier auf Kosten der LGBT Wahlwerbung, die gelogen ist.
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