Schweiz
Justiz

Staatsanwalt will «Bandido» 9,5 Jahre hinter Gitter sehen

«Herumgeballere», keine Notwehr: Staatsanwalt will «Bandido» 9,5 Jahre hinter Gitter sehen

07.06.2022, 11:0907.06.2022, 17:55
Mehr «Schweiz»

Am Prozess um die gewaltsame Auseinandersetzung von drei Motorradclubs 2019 in Belp BE hat der Staatsanwalt Freiheitsstrafen von insgesamt fast 38 Jahren gefordert. 9,5 respektive 8,5 Jahre lang hinter Gitter sollen die beiden Hauptangeklagten.

Nach Auffassung von Staatsanwalt Marco Amstutz haben sich die beiden der vorsätzlichen versuchten Tötung und des Raufhandels schuldig gemacht. Einer von ihnen zog nach Überzeugung des Staatsanwalts beim Streit um die Vorherrschaft von Motorradclubs in der Schweiz seine Pistole und schoss im Tumult um sich.

Mitglieder der Bandidos stehen vor dem Gerichtsgebaeude, waehrend dem Prozess um die Auseinandersetzung der Motorradclubs Hells Angels und Bandidos, am Montag, 30. Mai 2022, in Bern. (KEYSTONE/Stringe ...
Mitglieder der Bandidos letzte Woche in Bern.Bild: keystone

Er soll mit einem Schuss einen Gegner lebensgefährlich verletzt haben. Der andere rammte laut dem Staatsanwalt einem am Boden liegenden Gegner zweimal ein langes Messer in den Rücken. Dieser Mann trug laut Amstutz «aus reinem Zufall» keine lebensbedrohlichen Verletzungen davon.

Für einen dritten Angeklagten beantragte der Staatsanwalt wegen der Vorwürfe der versuchten schweren Körperverletzung und des Raufhandels eine Freiheitsstrafe von vier Jahren. Dieser Mann schlug nach Überzeugung des Anklägers rund fünfzehn Mal mit grosser Wucht mit einem dicken Elektrokabel auf den Kopf eines Gegners ein - denselben Mann, der danach mit dem Messer verletzt wurde.

Die Wirkung des Elektrokabels sei vergleichbar mit jener eines Schlagstocks oder einer Stange, sagte der Staatsanwalt.

Neunzehn weitere Männer waren vor dem Berner Gericht angeklagt wegen Raufhandels. Für sie beantragte Amstutz Freiheitsstrafen zwischen sechs und vierzehn Monaten - im Gegensatz zu den Strafen von vier, achteinhalb und neuneinhalb Jahren alle bedingt auszusprechen.

Alle am Streit Beteiligten hätten gewusst, dass mit einer Auseinandersetzung zwischen Bandidos und Hells Angels respektive den mit ihnen verbündeten Berner Broncos zu rechnen sei, sagte der Staatsanwalt. Und sie hätte sich in irgendeiner Form am Tumult beteiligt. Dass es auch zu einer Schiesserei kommen würde, damit habe allerdings wohl niemand gerechnet.

Bandidos-Ableger verhindern wollen

Etwas über 30 Personen beteiligten sich 2019 am Streit vor einem Motel in der Nähe von Belp. Die Polizei hielt nach den Auseinandersetzungen 34 Personen an und stellte zahlreiche Waffen sicher.

Vor Gericht gestellt wurden 22 Angeklagte. Der Prozess begann Ende Mai.

Der Staatsanwalt geht davon aus, dass es zum Streit kam, weil der damals in der Schweiz nicht offiziell vertretene Motorradclub Bandidos in Belp ein Clublokal eröffnen wollte. Die Hells Angels und die mit ihnen verbündeten Berner Broncos wollten das verhindern und die Bandidos einschüchtern.

Diese hatten aber vom bevorstehenden «Besuch» der Gegner Wind bekommen und bewaffneten sich. Versammelt hatten sie sich wegen einer Geburtstagsfeier. Einer der Hauptangeklagten - der Schütze - befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug.

Nun plädieren die Verteidiger

Vor dem Sitz des Regionalgerichts Bern-Mittelland blieb es am Dienstagmorgen ruhig. Weit und breit waren keine Sympathisanten der angeklagten Rocker zu sehen. Auch im Gerichtsgebäude herrschte eine ruhige Atmosphäre.

Das war bei Prozessbeginn Ende Mai anders: Damals musste die Polizei mit Gummischrot und Tränengas ein Aufeinandertreffen von Bandidos und Hells Angels respektive Broncos verhindern.

Am Dienstagnachmittag standen im Berner Amthaus die ersten Plädoyers der zahlreichen Verteidigerinnen und Verteidiger auf dem Programm. Das Urteil will das Gericht Ende Juni bekanntgeben. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Und hier ein 4x4 ... äääh 2x2-Motorrad! Sowas wolltest du doch schon immer!
1 / 14
Und hier ein 4x4 ... äääh 2x2-Motorrad! Sowas wolltest du doch schon immer!
quelle: moto2x2.com / moto2x2.com
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Parlament soll bei Beitritt zu WHO-Pandemieabkommen mitreden

Tritt die Schweiz einem WHO-Übereinkommen bei und bringt dieses für sie Verbindlichkeiten, soll das Parlament das letzte Wort haben. Der Nationalrat hat eine Motion der SVP-Fraktion angenommen, die das Thema Soft Law wieder auf den Tisch bringt.

Zur Story