Schweiz
Justiz

Eltern in Zollikon getötet: Gericht verurteilt Andreas K. zu 20 Jahren Haft

In diesem Haus in Zollikon (ZH) ermordete der heute 32-Jährige seine Eltern mit über 50 Messerstichen. 
In diesem Haus in Zollikon (ZH) ermordete der heute 32-Jährige seine Eltern mit über 50 Messerstichen. Bild: KEYSTONE

Eltern in Zollikon getötet: Gericht verurteilt Andreas K. zu 20 Jahren Haft

Es war mehrfacher Mord: Das Bezirksgericht Meilen hat den Mann, der im Oktober 2014 seine Eltern in Zollikon ZH brutal erstochen hatte, am Freitag zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren verurteilt. Diese wird zugunsten einer stationären Therapie aufgeschoben.
08.07.2016, 10:4008.07.2016, 12:21

«Nicht der Sohn hatte Angst vor dem Vater, sondern der Vater vor dem Sohn», sagte die Richterin des Bezirksgerichts Meilen bei der Urteilseröffnung. Der heute 32-Jährige habe, als er seinen Vater und seine Mutter tötete, mit Wissen und Willen gehandelt. Dass er an Schizophrenie leide, wirke sich aber mildernd auf die Strafe aus.

Der Pflichtverteidiger hatte an der Verhandlung im Juni noch argumentiert, sein Mandant habe aus Todesangst in Notwehr gehandelt. Das Gericht widersprach: Es könne, gestützt auf die eigenen Aussagen des Beschuldigten, nicht von einem Handeln in Todesangst ausgegangen werden. Seine Aussagen, die er mehrfach geändert hatte, seien nicht glaubhaft.

«Nicht der Sohn hatte Angst vor dem Vater, sondern der Vater vor dem Sohn»

Das Gericht folgte der Anklage und verurteilte den 32-Jährigen wegen mehrfachen Mordes zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren, die zugunsten einer stationären Therapie aufgeschoben wird. Es sei Mord und nicht Totschlag, da die Tat eine besonders skrupellose Handlung gewesen sei.

«Es ging um die Verfolgung von eigenen Interessen,»

Vor allem die Tatumstände qualifizieren die Tat als Mord. «Es ging um die Verfolgung von eigenen Interessen,» sagte die Richterin. Von Reue könne zudem nicht ausgegangen werden.

Der Beschuldigte, der das Urteil stoisch entgegennahm und das Wort nicht mehr wünschte, befindet sich seit 632 Tagen im vorzeitigen Massnahmenvollzug in einer Klinik für forensische Psychiatrie. Diese Zeit wird ihm angerechnet.

Knapp 60 Mal auf Eltern eingestochen

Die Tat ereignete sich im Oktober 2014 in seinem Elternhaus in Zollikon. Nach einer Diskussion forderte der Vater den Verurteilten auf, die Wohnung zu verlassen und nicht mehr zurückzukommen. Die Eltern, die ihn stets finanziell unterstützt hatten, wollten ihm den Geldhahn zudrehen.

Daraufhin stach der Mann, der vier Mal vorbestraft ist, mit verschiedenen Messern 17 Mal auf seinen Vater und danach 40 Mal auf seine Mutter ein. Er wendete dabei so viel Kraft auf, dass die Klingen abbrachen und in den Opfern stecken blieben.

Er wurde bereits im Vorfeld der Tat gegen den Vater gewalttätig und forderte ihn einmal gar zum Selbstmord auf. Die Staatsanwältin sprach bei der Verhandlung davon, dass er seinen «parasitären Lebensstil» in Gefahr sah.

Der Verurteilte litt unter massiven Drogenproblemen. Bei der Verhandlung sprach er davon, dass in der Familie stets Liebe und Vertrauen gefehlt hätten und es schon früh Probleme in der Familie gegeben habe. (wst/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Muslimische Konferenz in Solothurn: Redner bejubelte Hamas-Massaker – Behörden untätig
Die Liga der Muslime der Schweiz (LMS) will ihre Jahreskonferenz im solothurnischen Hägendorf abhalten. Geplant ist auch der Auftritt eines Aktivisten, der das Massaker an Juden vom 7. Oktober 2023 feiert.
Ginge es um eine Veranstaltung der rechtsextremen Jungen Tat oder von Islamisten mit Sympathien für al-Qaida oder den «Islamischen Staat» («IS»), wäre der Fall klar: Die Sicherheitsbehörden erhielten Befehl, das radikale Treffen zu verhindern, und das Bundesamt für Polizei (Fedpol) würde einen als Konferenzredner vorgesehenen Deutschen mit einem Einreiseverbot belegen.
Zur Story