Schweiz
Justiz

Neue Studie zeigt: Wer einmal verwahrt wird, kommt kaum wieder frei

Neue Studie zeigt: Wer einmal verwahrt wird, kommt kaum wieder frei

11.03.2018, 14:2411.03.2018, 14:51
Mehr «Schweiz»
Das Gefaengnis Affoltern am Albis, aufgenommen am Sonntag, 14. September 2014 in Zuerich. Im Gefängnis in Affoltern am Albis ZH sollen laut der ''Sonntagszeitung'' vom 14. Septembe ...
Von 2004 bis 2017 sind insgesamt 27 Personen, die eine schwere Straftat begangen haben, aus der ordentlichen Verwahrung wieder freigekommen – Gefängnis Affoltern am Albis.Bild: KEYSTONE

Schwere Straftäter haben in der Schweiz eine kleine Chance, wieder auf freien Fuss zu kommen: In den vergangenen 14 Jahren haben die Behörden jährlich im Schnitt 2 Prozent der ordentlich Verwahrten bedingt entlassen, wie eine neue Studie zeigt. Damit kommt diese Massnahme im Endeffekt der lebenslänglichen Verwahrung sehr nahe.

Von 2004 bis 2017 sind insgesamt 27 Personen, die eine schwere Straftat begangen haben, aus der ordentlichen Verwahrung wieder freigekommen. Das zeigt eine nationale Studie von Thomas Freytag, Vorsteher des Amtes für Justizvollzug des Kantons Bern, und Aimée Zermatten, Doktorandin an der Universität Freiburg. Zuvor hatten die «Sonntagszeitung» und der «Sonntagsblick» sowie «RTS Info» über die Studie berichtet.

Damit nähere sich die Durchführung der ordentlichen Verwahrung jener der lebenslänglichen Verwahrung an, schreibt das Forschungsteam in einer Mitteilung. Im Schnitt waren in den vergangenen Jahren 141 Straftäter ordentlich verwahrt. 2015 wurden zwei Täter entlassen, 2016 einer und 2017 keiner.

Unterschiedliche Risikobeurteilung

Einen grossen Unterschied gibt es gemäss Studie zudem zwischen der Anzahl bedingter Entlassungen aus der sogenannten kleinen Verwahrung, dem stationären Massnahmenvollzug, und aus dem Vollzug einer normalen Freiheitsstrafe. In eine kleine Verwahrung geraten psychisch schwer gestörte Täter.

Von 2014 bis 2015 wurden 11 Prozent der im Schnitt 464 Insassen in einer stationären Massnahme nach Artikel 59 Strafgesetzbuch entlassen. Demgegenüber haben Behörden eine bedingte Entlassung bei der Freiheitsstrafe in 73 Prozent der Fälle bewilligt.

Justiz

Gründe für diesen Unterschied sehen die Forscher bei den strengeren Prüfungsverfahren und der unterschiedlichen Risikobeurteilung. Wird ein Täter aus der Freiheitsstrafe entlassen, darf nicht anzunehmen sein, dass er weitere Verbrechen oder Vergehen begeht, wie es in der Mitteilung heisst.

Für eine bedingte Entlassung aus dem Massnahmenvollzug muss zusätzlich eine hohe Wahrscheinlichkeit bestehen, dass sich der Täter in Freiheit bewähren wird. Dies unter anderem darum, weil die Täter gefährlich sind oder eine schwere psychische Störung vorweisen.

Kein Röstigraben

Die Studie zeigt weiter, dass es bei der restriktiven Bewilligung der bedingten Entlassung aus dem stationären Massnahmenvollzug keinen Röstigraben gibt: Die Bewilligungen sind in der ganzen Schweiz relativ einheitlich.

Im deutlichen Gegensatz zur Entlassung aus dem Strafvollzug: In der Westschweiz werden Entlassung deutlich weniger oft bewilligt als in der Deutschschweiz, wie die Studie weiter zeigt. (wst/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
peterli90
11.03.2018 20:14registriert Mai 2017
Das sagt Rickli von der SVP eben leider nicht, weil dann kann man halt auch nicht weiter rumpoltern...
00
Melden
Zum Kommentar
6
Gesperrte Axenstrasse: Es droht ein Mega-Stau zum Ferienstart
Am Samstag beginnen im Kanton Zürich die Herbstferien. Der Ferienbeginn führt erfahrungsgemäss zu langen Staus vor dem Gotthard-Nordportal. Aufgrund der gesperrten Axenstrasse könnte die Reise in den Süden in diesem Jahr sogar noch etwas länger dauern.

Aus Sicherheitsgründen führte das Bundesamt für Strassen (ASTRA) am Freitagnachmittag Felssprengungen oberhalb der Axenstrasse durch. Der Abschnitt zwischen Flüelen und Tellsplatte ist deshalb bereits seit dem 29. September gesperrt, die Aufräumarbeiten dauern voraussichtlich bis am 13. Oktober. Reisende in Richtung Süden müssen in dieser Zeit auf den Seelisbergtunnel ausweichen.

Zur Story