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Er vermietete keine Schlitten an Juden – Davoser Beizer verurteilt

Er vermietete keine Schlitten an Juden – Davoser Beizer verurteilt

31.07.2024, 11:0931.07.2024, 11:55
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Weil er jüdischen Gästen keine Schlitten mehr vermietete, ist der Pächter des Bergrestaurants Pischa in Davos wegen Rassen-Diskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden. Zudem muss er eine Busse zahlen.

Der Pächter wurde der Diskriminierung durch Leistungsverweigerung aufgrund der Rasse, Ethnie oder Religion für schuldig gesprochen, wie der Bündner Staatsanwalt Franco Passini am Mittwoch auf Anfrage zu einem Bericht der Tageszeitung «Südostschweiz» erklärte.

Der Restaurantbetreiber wurde von der Staatsanwaltschaft Graubünden per Strafbefehl verurteilt. Da der Mann dagegen keine Einsprache erhob, kam es zu keinem Gerichtsprozess. Um welche Beträge es sich bei den Strafen handelt, gab Passini nicht bekannt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Schlitten nicht zurückgebracht

Der Pächter des Restaurants im kleinen Davoser Skigebiet Pischa hatte sich Anfang Winter geweigert, weiterhin Schlitten und andere Sportgeräte an jüdische Touristen zu vermieten. Er tat dies mit einem Aushang am Vermietschalter in hebräischer Sprache kund.

Verschiedene «ärgerliche Vorfälle» hätten zum Vermietstopp geführt, hiess es im Schreiben. So seien etwa Schlitten nicht zurückgebracht und einfach am Pistenrand zurückgelassen worden, erklärte der Wirt später gegenüber Medien.

«Neuer Level an Dreistigkeit»

Der Fall hatte im Februar landesweite Medienbeachtung erhalten und nicht nur in Graubünden zahlreiche öffentliche Diskussionen ausgelöst. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA von einem «neuen Level an Dreistigkeit». In Davos sei nicht nur eine moralische und geschmackliche Grenze überschritten worden, erklärte SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner.

Die Destination Davos Klosters distanzierte sich umgehend vom Vorgehen des Restaurantpächters. Der Aushang sei «sehr unglücklich formuliert» und nicht im Sinne der Destination Davos Klosters, betonte damals Reto Branschi, CEO der Tourismusorganisation, gegenüber Keystone-SDA.

Gleichzeitig sei der Umgang mit einem Teil der orthodoxen jüdischen Gäste schwierig, sagte der Tourismusdirektor. «Dieser Teil tut sich schwer damit, sich an die Regeln hier zu halten und verhält sich gegenüber Gastgebern und anderen Dienstleistern manchmal enorm respektlos.»

Der Pächter entschuldigte sich angesichts des medialen Sturms noch am ersten Tag des Vermietstopps bei der jüdischen Gemeinschaft. Der Aushang sei «sicher falsch formuliert» gewesen. Am nächsten Tag konnten auch Juden wieder Schlitten mieten in Pischa. (sda)

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117 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
31.07.2024 11:36registriert Februar 2020
Hätte er ein hohes Depot oder Ausweishinterlegung für die Miete verlangt, wäre dies nicht passiert.
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Atavar
31.07.2024 11:50registriert März 2020
Kurze Erklärung: Hausrecht bedeutet, dass du einzelne Kunden abweisen kannst. Im Voraus Kundengruppen auszuschliessen geht nicht.
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Lingua
31.07.2024 13:01registriert Juni 2022
Hab auch schon negative Erfahrungen mit Juden gemacht. War zu Covidzeit. In der grossen Gondel mussten natürlich nur die keine Maske tragen, weil ihnen das Atmen schwer fiel. Oben angekommen, erst mal die Nase schnäuzen und das Taschentuch schön auf dem Wanderweg fallen lassen.
DAS ist eine neue Form von Dreistigkeit und nicht der der Schlittelvermieter.
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