Schweiz
Kampfjets

SRG blamiert sich mit Beiträgen über Beschaffung von Kampfjets

Schweizer Fernsehen blamiert sich mit Beiträgen über Beschaffung von Kampfjets

Ein Bericht des Schweizer Fernsehens über die Beschaffung des F-35-Jets habe die «Meinungsbildung verfälscht» – so das Urteil der Ombudsstelle. Auch ein Radiobeitrag über ein angebliches bürgerliches Komitee gegen den F-35 führt jetzt zu Beschwerden.
19.03.2022, 08:36
Francesco Benini / ch media
Mehr «Schweiz»
A U.S. F-35 fighter jet flies over the Eifel Mountains near Spangdahlem, Germany, Wednesday, Feb. 23, 2022. The U.S. Armed Forces moved stealth fighter jets to Spangdahlem Air Base a few days ago. The ...
Der Bundesrat will den Kampfjet F-35 beschaffen.Bild: keystone

Unter bürgerlichen Politikern im Bundesparlament wächst der Unmut über das Schweizer Fernsehen. Grund sind Beiträge über die geplante Beschaffung des amerikanischen Kampfjets F-35.

Anfang Februar strahlte die «Rundschau» eine Recherche über die Evaluation der Jets aus; es ging dabei um Kriegsszenarien, die bei der Prüfung der Flugzeuge wichtig waren.

Bei der Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz gingen 130 Beanstandungen des Beitrags ein. Vor drei Tagen entschied die Beschwerdeinstanz: Durch den Aufbau der Sendung sei die «Meinungsbildung verfälscht worden». Es liege ein «Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit» vor.

Was würde ein Kind mit acht Milliarden kaufen?

Video: Angelina Graf

Ein Komitee mit Politikern, die anonym bleiben wollen

Nur einen Tag nach der Beanstandung strahlte die Sendung «Rendez-vous» von Radio SRF einen Beitrag zum F-35 aus. Es gebe nun ein bürgerliches Komitee gegen die Beschaffung dieses Jets, meldete der Journalist.

Diesem Komitee gehören der ehemalige Offizier Beat Meier und ein Privatpilot an. Sie behaupten, dass sich auch zehn bürgerliche National- und Ständeräte der Gruppe angeschlossen hätten. Diese Politiker wollten aber anonym bleiben.

Auf Anfrage erklärt Meier, dass es nicht Aufgabe des Komitees sei, Politiker zu nennen, die nur unter dem Vorbehalt der Geheimhaltung mitmachen. «In unserer Demokratie ist es offenbar nicht mehr möglich, freie Meinungsäusserung zu praktizieren, wenn jemand sich gegen die Obrigkeit des VBS stellt.»

Die bürgerlichen Politiker wollen sich also offenbar nicht zu erkennen geben, weil sie die Reaktion des Verteidigungsdepartements fürchten. Der Radiobeitrag über das Komitee dauerte vier Minuten – das ist lange, wenn man bedenkt, dass die Gruppe vielleicht ein Phantom ist.

Befürworter einer tieferen SRG-Abgabe freuen sich

Warum berichtet SRF ausführlich über ein obskures Komitee? Die Medienstelle will nichts dazu sagen – weil bei der Ombudsstelle gegen den Beitrag Beschwerden eingegangen sind. Das Schweizer Fernsehen wird nun eine Stellungnahme verfassen.

Der Präsident der FDP, Ständerat Thierry Burkart, findet, dass das Schweizer Fernsehen erneut die Sorgfaltspflicht verletzt habe. «Ich kenne bislang keine bürgerlichen Parlamentarier oder Parlamentarierinnen, die gegen den F-35 sind», sagt Burkart. «Für mich ist klar, dass hier eine Kampagne des SRF gegen die Beschaffung des F-35 läuft.» Dem journalistischen Qualitätsanspruch und dem Service Public-Auftrag werde SRF damit in keiner Weise gerecht.

Marine Wing Fighter Attack Squadron (VMFA) 314 personnel refuel and load an F-35C Lightning II with the AIM-120 advanced medium-range air-to-air missile as VMFA-314 performs simulated offensive and de ...
Eine F-35C Lightning II wird auf einem Flugzeugträger im Südchinesischen Meer gewartet.Bild: keystone

SVP-Ständerat Werner Salzmann erachtet es als «lächerlich», dass ein Komitee, das Transparenz bei der Beschaffung von Kampfjets fordere, keine Transparenz über die eigene Zusammensetzung biete.

Im Parlament finden einige Politiker: Die journalistische Qualität, die das Schweizer Fernsehen in den beiden kritisierten Beiträgen abgeliefert habe, nütze den Befürwortern der angekündigten Volksinitiative zur Kürzung der SRG-Haushaltabgabe. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
20 Bilder zu 9/11, die für immer in unseren Köpfen bleiben
1 / 22
20 Bilder zu 9/11, die für immer in unseren Köpfen bleiben
Am 11. September 2001 werden die beiden Flugzeuge American Airlines (AA) Flüge 11 und United Airlines (UA) Flug 175 von Al-Kaida-Terroristen entführt und in die Twin Towers des World Trade Centers (WTC) in New York geflogen.
Um 8:46 Uhr (Ortszeit) fliegt Flug AA 11 in den Nordturm, um 9:03 Uhr (Ortszeit) explodiert Flug UA 175 im Südturm.
In und ums WTC starben 2763 Menschen aus 92 Ländern. Mehr als 3200 Kinder verloren einen oder beide Elternteile. (Photo by Spencer Platt/Getty Images)
... Mehr lesen
quelle: getty
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Beat Flach zu Kampfjets
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
daene
19.03.2022 09:11registriert April 2019
Wenn einzelne Mitarbeiter beim SRF so weiter machen, wirds schwierig eine allfällige Abstimmung zur Halbierung der Gebühren zu gewinnen.
Und dann verliert das ganze Unternehmen und damit die Schweiz als ganzes. Denn es braucht einen starken Service Public.
Die Chefs müssen aufräumen und verhindern, dass einzelne den Sender zu ‚Propagandazwecken‘ missbrauchen.
15036
Melden
Zum Kommentar
avatar
therationalist
19.03.2022 10:35registriert Dezember 2017
Bei Rüstungsthemen bin ich immer wieder erstaunt wie - sorry - Stümperhaft SRF recherchiert und berichtet. Es wäre einfach berechtigte, kritische Argumente von Fachkundigen darzustellen, stattdessen sitzt man Sabotageaktionen von unterlegenen Anbietern und völlig laienhaften Eindrücken auf, um wahrscheinlich einfach eigene politische Überzeugungen zu verbreiten. Nicht hilfreich.
12027
Melden
Zum Kommentar
avatar
HugiHans
19.03.2022 09:24registriert Juli 2018
Gut gebrüllt: "Werner Salzmann erachtet es als «lächerlich», dass ein Komitee, das Transparenz bei der Beschaffung von Kampfjets fordere, keine Transparenz über die eigene Zusammensetzung biete." Und das von einem Bürgerlichen 👍
6221
Melden
Zum Kommentar
50
Bundesanwalt fordert längere Freiheitsstrafe für Basler Bombenleger

Die Bundesanwaltschaft fordert im Berufungsprozess gegen die mutmasslichen Bombenleger im Basler Bruderholz-Quartier Freiheitsstrafen von acht beziehungsweise zehn Jahren. Die beiden Beschuldigten verweigerten vor Gericht die Aussage.

Zur Story