Die Abhörlustigkeit des Staates Katar ist schon länger bekannt und dürfte den Fussballfans spätestens in diesen Tagen bekannt geworden sein. So erklärte der Schweizer Sport-Moderator Roman Kilchsperger vergangene Woche in einem Interview mit dem Magazin Persönlich: «Irgendwann drückt man dann auch ok, dass man während des Aufenthalts geortet und kontrolliert werden darf. Geht für mich in Ordnung.»
Anderer Meinung ist der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte des Bundes (EDÖB). Er warnt in einem neuen Beitrag die Katar-Reisenden vor den beiden Handy-Apps «Ehteraz» und «Hayya to Qatar 2022», die bei der Einreise nach Katar installiert werden müssen: «Nach Einschätzung des EDÖB weisen beide Applikationen erhebliche datenschutzrechtliche Risiken auf.»
Der Datenschützer empfiehlt weiter, keine Datenträger mit sensiblen Personendaten mit nach Katar zu nehmen. Damit gemeint sei auch das persönliche Handy. Den rund 2000 schweizerischen Katar-Gästen werde deshalb geraten, ein «privates Billig-Smartphone zu verwenden». Diese seien für weniger als 100 Franken erhältlich. Die kostenfreie Alternative sei es, das persönliche Handy vor der Abreise zurückzusetzen.
All dies wird beim zurücktretenden Bundesrat Ueli Maurer weniger ein Thema sein: Maurer wird zwar am 28. November das Spiel Schweiz–Brasilien mitverfolgen. Die Bundes-IT hat aber die Installation der WM-Apps auf seinem Natel und den Smartphones aller Bundesverwaltungsangestellten gesperrt. Zusätzlich gilt die Empfehlung, das Diensthandy nicht nach Katar mitzunehmen.
Heikel an der Thematik ist, dass es sich bei der «Ehteraz»-App ausgerechnet um die katarische Version der Corona-Tracking-App handelt. Im Gegensatz zur Schweizer Lösung «SwissCovid» verlangt Katars App den Zugriff auf eine ganze Reihe von Handydaten. Sie speichert nicht nur Metadaten über die Bluetooth-Umgebung, sondern darf auch den gesamten Smartphone-Speicher auslesen.
«Es ist so, als würde man dem Land Katar den Schlüssel zum eigenen Haus geben und sagen: ‹Ja, ich bin einverstanden damit.› Wir wissen aber nicht, was sie dort anstellen werden. Sie sagen vielleicht, dass sie es nicht missbrauchen werden – aber mit der App erhalten sie die Möglichkeit dafür, die man sonst nie geben würde», sagt dazu der Sicherheitsexperte Øyvind Vasaasen gegenüber dem norwegischen öffentlich-rechtlichen Sender NRK.
Der datentrchnische "Exibitionismus" ist ein gefundenes Fressen für Industrie, Wirtschaft, (totalitäre) Staaten und Kriminelle. Aber ok, für den Fortschritt opfert man gerne seine Privatsphäre..