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Klima

Greenpeace macht Druck auf die «Superreichen»

Superreiche im Visier: Greenpeace will Privatjets verbieten

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nimmt reiche Klimasünder ins Visier: Sie fordert ein weltweites Verbot von Urlaubs- und Businessflügen mit Privatjets.
30.03.2023, 08:15
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Ein Privatjet steht am Mittwoch, 24. Juni 2009, auf dem Flugplatz Samedan im Oberengadin derweil im Hintergrund ein Privatjet abhebt. (KEYSTONE/Arno Balzarini)
Im vergangenen Jahr hob rund 35'000 Mal ein Privatjet von Schweizer Boden abBild: KEYSTONE

Greenpeace macht Druck auf die «Superreichen»: Die Umweltschutzorganisation fordert ein Verbot von Privatjets. Und zwar weltweit, wie Nathan Solothurnmann, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Privatflüge sind die dreckigste und energieintensivste Form der Fortbewegung und gehören darum verboten.» Schliesslich seien die CO2-Emissionen pro Kopf bei Privatflügen deutlich höher als bei einem Linienflug. «Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssen die Treibhausgasemissionen rasch und drastisch gesenkt werden», ergänzt Solothurnmann.

Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Greenpeace bei der niederländischen Umweltberatungsfirma CE Delft eine Studie in Auftrag gegeben. Darin werden die Anzahl Privatflüge in Europa analysiert und deren Auswirkungen auf den Klimawandel untersucht. Die Studienautoren kommen zum Schluss: Im Jahr 2022 verursachten Urlaubs- und Geschäftsreisen mit Privatjets in Europa etwa so viele Treibhausgasemissionen wie 550'000 EU-Bürgerinnen in einem Jahr mit ihrem gesamten Lebensstil.

Am meisten Privatflüge zwischen Paris und London

Den Umweltaktivisten sind vor allem die Kurzstreckenflüge ein Dorn im Auge: «Der Grossteil der Privatjetflüge in Europa könnte durch Zug- oder Autoreisen ersetzt beziehungsweise vermieden werden», sagt Solothurnmann. Gemäss Studie flogen die europäischen Privatjets in über der Hälfte aller Flüge im Jahr 2022 eine Strecke von weniger als 750 Kilometern. Besonders beliebt waren Flüge zwischen Paris und London, Nizza und London sowie Paris und Genf. Dass auf diesen Strecken der Zug eine klimafreundlichere Alternative wäre, zeigt ein Blick in die Fahrpläne. So fährt täglich mehrmals ein Zug von Genf nach Paris - in etwas mehr als drei Stunden. Und auch zwischen Paris und London verkehren regelmässig Züge, die Fahrt dauert etwa zweieinhalb Stunden.

Bei der Anzahl registrierter Flüge mit Privatjets landet die Schweiz europaweit auf Rang 6. So hob im vergangenen Jahr rund 35'000 Mal ein Privatjet ab Schweizer Boden ab. Damit war die Schweiz 2022 für rund 5 Prozent der durch Privatflüge verursachten Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich. Gemäss Angaben des Bundes machten die CO2-Emissionen der Flüge mit Privatjets vor der Pandemie rund 4 Prozent der gesamten Luftfahrtemissionen in der Schweiz aus.

Greenpeace will nun mit politischen Vorstössen auf EU-Ebene sowie mit Kampagnen in mehreren Ländern auf ein Verbot von Privatflügen hinarbeiten. Ein solches dürfte politisch allerdings zum jetzigen Zeitpunkt kaum mehrheitsfähig sein. Das zeigt ein Beispiel aus der Schweiz: 2021 hätte hierzulande eine Lenkungsabgabe für Geschäfts- und Privatflüge eingeführt werden sollen. Und zwar mit der Totalrevision des CO2-Gesetzes. Dieses sah unter anderem vor, dass pro Flug mit einem Privatjet zwischen 500 und 3000 Franken hätten abgegeben werden müssen - je nach Distanz und Gewicht des Jets. Doch daraus wurde bekanntlich nichts: Das Volk lehnte die Revision im Juni 2021 ab. (chi) (aargauerzeitung.ch)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mber
30.03.2023 09:09registriert Februar 2019
Nachdem ich Ferien im Engadin gemacht habe und gesehen habe, wie die Privatjets in Samedan am Sonntag Nachmittag gefühlt im 3 Minuten Takt abhoben, kann ich dieses Anliegen unterstützen.
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Rethinking
30.03.2023 08:26registriert Oktober 2018
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Feinfilter
30.03.2023 09:48registriert Mai 2021
Tja, für gewisse Leute ist das nun mal cool mit dem Privatjet unterwegs zu sein. Diese Menschen leben in einer Parallelwelt und das irdische Dasein geht diese nichts an. Man kann diese Leute nur über das Portemonnaie erreichen. Und zwar ziemlich heftig. Solcher Blödsinn muss einfach viel teurer werden. Also viel, viel teurer. Aber bei diesem Parlament wird sich nichts ändern. Und die Bündner finden dies ja scheinbar noch toll, dass ihnen ein paar Brosamen abfallen vom Flughafen.
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