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Autobahn-Blockade am Gotthard: So viel müssen die Klimaaktivisten blechen

Aktivisten von "Renovate Switzerland" protestieren vor dem Gotthard Tunnel bei Goeschenen im Kanton Uri, weahrend dem sich der Auffahrt Reiseverkehr vor dem Gotthard Nordportal auf mehrere K ...
Der Stau, den die Klimakleber mit ihrem Protest auslösten, war lang.Bild: keystone

Autobahn-Blockade am Gotthard: So viel müssen die Klimaaktivisten blechen

Vergangenes Jahr haben Demonstranten von «Act Now» zweimal die A2 blockiert. Mittlerweile hat es dafür auch Geldstrafen gegeben.
01.04.2025, 18:4601.04.2025, 18:46
Lucien Rahm / ch media
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Sie wählen gerne Feiertage für ihre Aktionen auf der A2 aus. Dann, wenn der Verkehr auf der Autobahn Richtung Süden sowieso schon kaum vorwärtskommt, wollen ihn die Aktivistinnen und Aktivisten des Protest-Kollektivs Act Now noch etwas mehr behindern. Dabei haben sie bisweilen Erfolg: Rund 50 Minuten lang verunmöglichten mehrere Demonstrierende den Autos an Ostern 2023 das Weiterfahren, bevor die Polizei die Sitzblockade auflöste.

Im vergangenen Jahr schlugen die Aktivisten im Rahmen ihrer Kampagne «Liberate Switzerland» gleich zweimal zu. Erst klebten sie ihre Hände zu den Auffahrts-Feiertagen an den Fahrbelag der A2, im Abschnitt Wassen. Rund 15 Minuten nach Alarmierung der Polizei sei die Aktion beendet gewesen, so damals die Urner Polizei. Einige Tage später, an Pfingsten, sassen die Demonstranten bereits wieder auf der Autobahn, ebenfalls in Wassen. Diesmal waren sie noch weniger erfolgreich: Nach nur zehn Minuten hatten die Polizeibeamten wieder für freie Fahrt gesorgt.

Einsprache zurückgezogen

Für die beiden Aktionen wurden mittlerweile Bussen oder Geldstrafen ausgesprochen, je nach Ausmass der Beteiligung der Demonstrierenden. Eine Aktivistin hatte gegen den Strafbefehl, den sie für ihre Teilnahme an der Aktion an Auffahrt 2024 erhalten hatte, noch Einsprache beim Landgericht Uri erhoben. Vor wenigen Wochen hätte es zur Verhandlung kommen sollen – doch die 30-jährige Akademikerin, die in Basel wohnt, zog ihre Beschwerde wenige Tage davor zurück. Auf eine Anfrage unserer Zeitung zu ihren Beweggründen hat sie bislang nicht reagiert.

Die Frau ist nun somit rechtskräftig verurteilt – wegen Nötigung und Widerhandlung gegen das Sprengstoffgesetz. Denn sie hatte während der Aktion auf der Wassner Reussbrücke eine Pyrofackel entzündet. Danach klebte sie eine ihrer Hände mit Klebstoff auf den Strassenbelag – wie es auch zwei ihrer Mitaktivisten taten.

Eintrag ins Schweizer Strafregister gewiss

Das Festkleben hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Strafe. Denn die drei Personen wurden dafür bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Die anderen sieben Aktivisten kamen fürs widerrechtliche Betreten der Autobahn mit einer Ordnungsbusse von 20 Franken davon, wie die Urner Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitteilt.

Die fackelzündende Frau hat für ihr Tun eine bedingte Geldstrafe von total 1200 Franken (40 Tagessätze) erhalten. Zudem beträgt die Busse in ihrem Fall 300 Franken, und Verfahrenskosten von knapp 2200 Franken gehen ebenfalls zu ihren Lasten. Ein Eintrag im Schweizer Strafregister ist ihr damit gewiss.

Ähnlich dürften die beiden anderen festgeklebten Mitstreiter bestraft worden sein. Eine zweite Person erhielt nebst einer Busse ebenfalls eine bedingte Geldstrafe, wie die Urner Staatsanwaltschaft weiter schreibt. Bei ihr betrug diese 50 Tagessätze (also 50-mal ihr tägliches Nettoeinkommen, nach gewissen Abzügen wie Lebensunterhaltskosten), da sie an der Aktion von Pfingsten ebenfalls mit dabei war.

«Keine finanzielle Unterstützung»

Ihre Strafen müssen die Aktivistinnen und Aktivisten selber bezahlen. Man «bietet rechtliche, aber keine finanzielle Unterstützung», schreibt die Organisation Act Now auf Anfrage. Mit den Protesten an Auffahrt und Pfingsten zeigt man sich zudem zufrieden. Denn sie hätten dazu geführt, dass die Medien über den Klimanotstand berichteten. «Die Aktivistinnen und Aktivisten konnten ihre Meinungs- und Versammlungsfreiheit nutzen, um auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen.»

Es sei jedoch auch klar: «Wir haben nicht den Anspruch, die Klimakrise allein oder mit dieser Aktion zu lösen.» Man wolle damit zeigen, dass es Menschen gebe «wie du und ich, die aus ihrer Ohnmacht und Angst herauskommen, aktiv werden und gemeinsam mit anderen etwas gegen die Klimakrise tun». Auf der Autobahn soll das zumindest vorderhand nicht mehr geschehen. Ähnliche Aktionen wie vergangenes Jahr seien momentan nicht geplant. (aargauerzeitung.ch)

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bluedog5420
01.04.2025 21:01registriert Dezember 2024
Fragwürdiger Einsatz fürs Thema Klima

Sofort-Folge 1:
mehr Abgase wegen des stockenden Verkehrs.

sofort Folge 2:
"Goodwill" der Reisenden weg

Folge 3:
Werden nicht mehr ernst genommen

Publicity kann auch gegenteilige Wirkung entfalten.

Fortan für ein berechtigtes Thema besser "werben"

z.B.

Aargauer Polizei Nähe Egerkingen:

Plakat auf Autobahnbrücke:

"Wer telefoniert lernt uns kennen, früher oder später.."

"Sie fahren mit Abstand am besten....."

Entlockte den meisten ein Lächeln, wurde positiv beachtet,
"wirkte" längere Zeit, behinderte niemanden
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wydy
01.04.2025 19:06registriert Februar 2016
Es geht leider nicht ganz klar aus dem Text hervor. Was war die Busse für 50min den Verkehr lahmzulegen? Soweit ich es verstanden habe, 20.- für "widerrechtliche Betreten der Autobahn". Sie haben sich ja nicht angeklebt.
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TRN
02.04.2025 06:51registriert Dezember 2021
Ich denke, neben den korrekten Bussen müsste man die Personen auch für den versursachten Aufwand für den Polizeieinsatz zur Rechenschaft ziehen (das finde ich übrigens auch bei Fussballhooligans).
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