In Schweizer Städten drohen massiv mehr Tropennächte
Die Städte werden heisser und damit steigt die Zahl der Tropennächte an, die den Bewohnern den Schlaf raubt. Bauern kämpfen mit trockenen Böden im Sommer und Hausbesitzer müssen sich gegen Wassermassen wehren. Das zeigen die Klimaszenarien, die Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider am Dienstagmorgen in Bern vorgestellt hat. Berechnet haben das Klima-Forscherinnen und Forscher der ETH Zürich und von Meteo Schweiz.
Diese Daten sind wichtig, weil sie der Regierung zeigen, welche Massnahmen und Anpassungen an den Klimawandel in den nächsten Jahren nötig sein werden. «Sie helfen uns, die Entwicklungen einzuschätzen und geeignete Massnahmen zu planen – zum Schutz unserer Umwelt, unserer Städte und unserer Landwirtschaft», sagt Baume-Schneider an der Präsentation.
Ein Hitzetag wird fast fünf Grad wärmer werden
Dabei zeigt sich, dass die Schweiz sich stärker erwärmt als andere Länder. Geht das globale Thermometer um 3 Grad hinauf, sind das in der Schweiz 5 Grad. Das hätte natürlich drastische Konsequenzen. Extreme Hitzeereignisse bleiben dann nicht nur auf städtische Gebiete beschränkt, sondern auch in den Alpen und Voralpen.
Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich sagt: «Die Schweiz ist ein Hotspot des Klimawandels, wir haben heute bereits eine Erwärmung von 2,9 Grad, das ist doppelt so viel wie weltweit.»
Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die Schweiz und andere Länder Mitteleuropas stärker erwärmen: Landflächen erhitzen sich generell schneller als die Ozeane, aber auch das Verschwinden von Schnee und Gletschereis trägt dazu bei, dass weniger Sonnenstrahlen ins All reflektiert werden. Im Sommer verstärkt die Austrocknung des Bodens zudem die Hitzewellen.
Mehr heisse Nächte gibt es aber vor allem in Städten. In Basel ist an der Messstelle Klingelbergstrasse dann mit 32 Tropennächten pro Jahr zu rechnen, heute mit 7. In Aarau werden sieben zu heisse Nächte erwartet, heute sind es noch 0 im Durchschnitt. Mit sogar 56 Tropennächten ist in Lugano zu rechnen (heute 15), das ist der Spitzenwert. Der heisseste Tag im Jahr wird dann im Schnitt etwa 4,4 Grad wärmer sein als gegenüber den Jahren 1990 bis 2020.
Höhere Temperaturen, eine stärkere Verdunstung und weniger Sommerniederschläge führen lassen im Sommer die Böden in der Schweiz zunehmend austrocknen. Eine typische Sommertrockenheit wird in Zukunft um 44 Prozent intensiver sein.
Eine weitere Hauptveränderung sind heftige und häufigere Starkniederschläge in allen Jahreszeiten. Das zeigt sich vor allem in starken Gewittern. Und schliesslich wird sich die Schneearmut noch verstärken. Zwar nehmen im Winter die Niederschläge zu, allerdings vermehrt in Form von Regen und nicht von Schnee. Die durchschnittliche Nullgradgrenze im Winter wird auf etwa 1450 Meter steigen.
Jedes eingesparte Zehntelsgrad hilft, die Auswirkungen zu reduzieren
Noch sei nicht alles verloren. Jedes eingesparte Zehntelgrad an Erwärmung könne die Auswirkungen auf die Schweizer Natur, Gesellschaft und Wirtschaft reduzieren. «Mit ambitioniertem Klimaschutz und global netto null Emissionen bis 2050 könnte der grösste Teil der zukünftigen langfristigen Erwärmung und damit viele der daraus folgenden weiteren Auswirkungen vermieden werden», sagte Klimaforscher Knutti.
Rückgängig machen lässt sich die Erderwärmung allerdings nicht, im besten Fall begrenzen. Die Anpassungen daran sei es der Schutz vor Überschwemmungen, vor Bergstürzen und vieles mehr müssten also gemacht werden. (aargauerzeitung.ch)
