Yannick Buttet zog sich am Dienstagabend von seinem Posten als Chef von Wallis Tourismus zurück. Nach öffentlichem und medialem Druck.
Der ehemalige CVP-Nationalrat und zweifach verurteilte Sexualstraftäter wäre indirekt Chef seines ehemaligen Opfers geworden. Dagegen wehrten sich in den letzten Wochen im Wallis und in der ganzen Schweiz tausende Frauen. Erfolgreich.
Seither dreht sich die Diskussion in den Schweizer Medien um eine Frage: Ist es moralisch vertretbar, wenn wir als Gesellschaft einen Menschen, der bereits wegen Nötigung und sexueller Belästigung verurteilt wurde, für dasselbe nochmals bestrafen?
Es ist die völlig falsche Frage. Sie kommt nur zustande, weil alle die Perspektive des Täters einnehmen. Unweigerlich wird Buttet damit zum Opfer. Zum Opfer von bösen Feministinnen, von einer «Medienhysterie».
Dabei geht es im Fall Yannick Buttet um etwas ganz anderes. Um das zu begreifen, muss man aber die andere Perspektive einnehmen.
Die wenigsten Fälle von sexueller Belästigung haben tatsächliche Konsequenzen für die Täter. Die Beweismittel bei solchen Delikten sind vor Gericht sehr schnell ausgeschöpft. Zu diesem Schluss kommt 2022 eine Untersuchung des Eidgenössischen Gleichstellungsbüros (EBG).
Im Schweizer Rechtssystem gilt nun mal: Im Zweifel für den Angeklagten. Und das völlig zu Recht.
Bei Yannick Buttet gibt es hingegen keine Zweifel mehr. Er wurde schuldig gesprochen – und das bereits zwei Mal.
2018 verurteilte ihn das Gericht wegen Nötigung, weil er seine Ex-Freundin gestalkt hatte. 2021 folgte eine zweite Verurteilung wegen sexueller Belästigung.
Yannick Buttet ist also nicht nur ganz offiziell und von Gericht bestätigt ein Sexualstraftäter. Er ist Wiederholungssexualstraftäter.
Es ist wahrscheinlich, dass Buttet weitere Male die Grenzen von Frauen überschritten hat, ohne verurteilt zu werden – was 2017 anonyme Berichte von Parlamentarierinnen nach seinem Rücktritt aus dem Nationalrat vermuten liessen. Und es besteht das Risiko, dass er es wieder tun wird.
Daran ändern auch Sätze wie der folgende, den Buttet gegenüber SRF äusserte, nichts:
Schliesslich bedeuteten seine öffentlichen Reuebekundungen und die Zahlung einer Geldstrafe nach seiner ersten Verurteilung auch nicht automatisch, dass sein Fehlverhalten aufhörte.
Wann ist die Ausgangslage, unbescholten Frauen belästigen zu können, am günstigsten? Wenn ein Machtgefälle zwischen Opfer und Täter besteht, da viele Opfer sich dann nicht trauen, Anzeige zu erstatten. Auch das hält das Gleichstellungsbüro in seinem Bericht fest.
Genau darum ist es fern jeder Logik, jemandem wie Yannick Buttet zum Chef der Walliser Tourismuskammer zu machen. Es ist gar fern jeder Logik, ihn überhaupt jemals wieder in eine Machtposition zu setzen.
Beim öffentlichen Aufstand gegen Buttets Ernennung zum Walliser Tourismus-Chef ging es nicht um Gerechtigkeit für seine Opfer. Es ging auch nicht darum, ihm aus Rache seine Karriere zu zerstören. Es ging um Schutz. Es ging darum, das Risiko, dass Buttet seine Macht wieder dazu nutzen kann, Frauen sexuell zu belästigen, zu erniedrigen, zu traumatisieren, so gering wie möglich zu halten.
Leuten wie Buttet keine Machtposition mehr zu geben, ist die einzig richtige und logische Konsequenz, die unsere Gesellschaft für Wiederholungssexualstraftäter zieht. Ziehen müsste.
Wir als Gesellschaft haben das Recht, darüber zu entscheiden, wo und wie wir Täter wie Buttet in unserer Mitte reintegrieren. Und wir haben die moralische Verantwortung, dafür zu sorgen, dass solche Menschen anderen möglichst kein Leid mehr zufügen können.
Diese Verantwortung haben zahlreiche Frauen in der Schweiz wahrgenommen. Wallis Tourismus hingegen nicht!
Gegenüber verschiedenen Medien gab Wallis-Tourismus-Vizepräsident Luc Fellay in den vergangenen Wochen zu Protokoll: Die Vorgeschichte von Buttet sei kein Thema gewesen, als man ihn für den Chefposten angefragt habe. Er habe seine Strafe schliesslich verbüsst.
Eine Aussage wie diese, kann nur machen, wer aus der Perspektive des Täters denkt. Ganz automatisch. Kann nur machen, wer selbst nie Opfer von Typen wie Yannick Buttet wurde. Und wer nicht einmal über genügend Empathie und Vorstellungsvermögen verfügt, um auch nur einen Bruchteil einer Sekunde die Perspektive von Buttets Opfern einzunehmen.
Das Traurigste an der ganzen Sache ist: Wallis Tourismus ist sich dem selbst jetzt null bewusst. Diese Ignoranz beweist folgendes Statement, das Vizepräsident Luc Fellays gegenüber dem Tages-Anzeiger machte:
Den Tourismus will man schützen. Auf die Idee, dass man die eigenen Mitarbeiterinnen vor Männern wie Buttet schützen muss, kommt Man(n) hingegen nicht. Was für ein Armutszeugnis!
... ihr hättet euch nicht fragen sollen, ob Buttet nach Verbüssen einer Strafe das Recht hat, eine Machtposition inne zu haben. Ihr hättet euch fragen sollen, ob ihr euren Mitarbeiterinnen mit Buttet in dieser Position ein erhöhtes Risiko, am Arbeitsplatz sexuell belästigt zu werden, zumuten wollt!
Indem ihr euch diese Frage nie gestellt habt, habt ihr sie indirekt mit «Ja» beantwortet.
Deshalb hier ein letztes Mal zum Mitschreiben:
Buttet ist Wiederholungssexualstraftäter.
Es sind nicht die bösen Medien, nicht die bösen Feministinnen, die dafür verantwortlich sind, wenn seine Karriere nun bachab geht. Er ganz allein trägt dafür die Verantwortung. Niemand sonst.
Buttet ist nicht Opfer einer medialen oder feministischen Hetzjagd. Er wird auch nicht «doppelt bestraft». Er ist Täter. Und er wird gerade nur mit den logischen Konsequenzen seines eigenen Fehlverhaltens konfrontiert. Konsequenzen, die dem Schutz aller Frauen und Mädchen in eurer Belegschaft dienen.
Was will man mehr?
So funktionierts scheinbar im Wallis
Ich begehe massive Straftaten. Immer und immer wieder. Sage dann Sorry gäll und gut ist
Wir können daher nun säntliche Gerichte abschaffen.
Es ist ja so einfach 🥰