Weko büsst 16 Detailhändler mit 28 Millionen Franken – was wir wissen
Was ist passiert?
16 Detailhändler haben nach Ansicht der Wettbewerbskommission (Weko) unzulässige Preisabsprachen getroffen. Sie sollen dafür rund 28 Millionen Franken Busse zahlen.
Die Weko beurteilte die bisherige Praxis der Einkaufskooperation Markant in Teilen als unzulässig und sprach die Sanktionen aus, wie die Aufsichtsbehörde am Dienstag mitteilte. Die betroffenen Unternehmen hatten Produkte des täglichen Bedarfs über Markant bezogen.
Welche Unternehmen sind betroffen?
Die Weko listet in ihrer Mitteilung folgende 16 Gross- und Detailhändlerinnen auf:
- die Amedis-UE AG, die Apotheken und Drogerien mit Medikamenten und Gesundheitsprodukten beliefert und heute zur Avosano-Gruppe gehört
- die Cadar S.A., welche Dienstleistungen im Lebensmitteldetailhandel anbietet
- die Cruspi SA, welche Süsswaren und Snacks wie etwa Haribo, Maoam und PEZ in der Schweiz vertreibt
- die Demaurex & Cie S.A., zu der etwa die Lebensmittelkette Aligro gehört
- die Galexis AG, welche den Schweizer Gesundheitsmarkt mit Pharma- und Non-Pharma-Produkten versorgt
- die GODRINK Holding SA, zu welcher der Akohol-Verkäufer Godrink gehört
- die Landi Schweiz AG, die Dienstleistungsorganisation für die Schweizer Landi-Läden
- die Loeb AG, zu welcher das bekannte Berner Warenhaus Loeb gehört
- die Manor AG, zu welcher die Manor-Läden gehören
- die Müller Handels AG Schweiz, zu welcher die Drogeriekette Müller gehört
- die Pistor AG, welche Dienstleistungen für für Bäckerei-, Gastro-, Spital- und Heimbedarf anbietet
- die Saviva AG, grosse Dienstleisterin in der Schweizer Gastronomie, Hotellerie und Gesundheitsbranche
- die SPAR Handels AG, zu der die Handelskette Spar gehört
- die Valora Schweiz AG, zu der etwa Schweizer Kioske oder Brezelkönig-Filialen gehören
- die Voigt AG, welche heute zusammen mit der Amedis-UE AG die Avosano-Gruppe bildet
- die Volg Konsumwaren AG, zu welcher die Volg-Läden gehören
Wofür werden die Unternehmen gebüsst?
Markant verhandelte im Auftrag der Händlerinnen mit Lieferantinnen über Dienstleistungskonditionen und Rabatte. Diese Konditionen wurden teilweise als Rückvergütungen an die Händlerinnen ausbezahlt – ohne die Lieferantinnen darüber zu informieren.
Laut der Weko verzerrte dieses «intransparente» Rückvergütungssystem den Wettbewerb unter den Lieferantinnen, was vor allem kleinere Anbieter benachteiligt habe. Zwar anerkennt die Weko laut Mitteilung die Funktion von Markant als Einkaufskooperation grundsätzlich als zulässig und effizient. Die kollektiven Massnahmen, mit denen die Händlerinnen jedoch über Markant Druck auf Lieferantinnen ausübten - etwa durch koordinierte Auslistungen –, qualifizierte die Behörde als unzulässige einkaufsseitige Preisabrede.
Künftig dürfen Lieferantinnen nicht mehr gezwungen werden, kostenpflichtige Dienstleistungen von Markant zu beziehen. Zudem untersagt die Weko kollektive Massnahmen zur Durchsetzung von Konditionen sowie intransparente Rückvergütungen.
Während Markant als nicht unmittelbar im Wettbewerb stehendes Unternehmen keine Busse zahlen muss, wurden die Händlerinnen sanktioniert. Die Höhe der Bussen richtete sich nach dem Einkaufsvolumen sowie dem Ausmass der Zusammenarbeit im Verfahren.
Wie reagiert Markant?
Markant wehrt sich entschieden gegen den Entscheid der Weko, der das Geschäftsmodell der Firma empfindlich trifft. Laut Markant stärkt das Modell den Wettbewerb und ermöglicht tieferer Preise für Konsumentinnen und Konsumenten, ohne Einkaufs- oder Verkaufspreise zu koordinieren.
Die von der Weko gerügten kollektiven Verhandlungsmassnahmen seien notwendig, da die beteiligten Händler zusammen weniger als zehn Prozent Marktanteil hielten, schrieb Markant in einer Stellungnahmen. Das Unternehmen kritisiert das Weko-Verfahren als einseitig und kündigt an, den Entscheid vor dem Bundesverwaltungsgericht anzufechten.
Und die betroffenen Unternehmen?
Von der Nachrichtenagentur AWP angefragte Detailhändler, die von den Weko-Sanktionen betroffen sind, wollten sich zum Teil nicht äussern. Eine Sprecherin von Manor verwies etwa auf das «laufende Verfahren».
Anders Landi, Volg und der Lebensmittelgrossist Cadar, die zum Landwirtschaftskonzern Fencao zählen und von der Weko namentlich erwähnt wurden. Die drei Unternehmen hätten seit Beginn der Untersuchung vollumfänglich kooperiert, den Sachverhalt detailliert geschildert und müssten daher keine Busse bezahlen, sagte ein Fenaco-Sprecher zur Nachrichtenagentur AWP.
Er betonte jedoch die Wichtigkeit von Markant für die drei Firmen: «Markant erbringt zentrale Dienstleistungen, die für den einzelnen Detailhändler nicht oder kaum finanzierbar wären.» Markant trage damit dazu bei, dass kleinere und mittlere Detailhändler am Markt bestehen könnten. (dab/awp/sda)
