Snackautomaten-Offensive: Migros macht neuerdings auf Selecta – mit überraschenden Preisen
Wer in der Schweiz an Snackautomaten denkt, denkt an Selecta. Die Schweizer Traditionsfirma, die in den vergangenen Jahren ins Taumeln geraten ist, betreibt hierzulande rund 3000 solcher Automaten, die mit Coca-Cola-Flaschen, Kaugummis und Kondomen gefüllt sind.
Doch nun schickt sich auch die Migros an, in dieses Geschäftsfeld vorzustossen. Einen ersten orangen Verkaufsautomaten hat sie bereits 2022 in Chur GR aufgestellt, ein Jahr später folgten zwei weitere in Abtwil SG. Bei diesen zwei Standorten bleibt es nicht. «Die bisherigen Erfahrungen mit diesen Angeboten sind gut und haben uns dazu veranlasst, an geeigneten Standorten weitere Automaten in Betrieb zu nehmen», sagt Andreas Bühler, Sprecher der Regionalgenossenschaft Migros Ostschweiz, die das Projekt gestartet hat.
So seien in den vergangenen Wochen in Wald ZH und Wattwil SG neue Automaten installiert worden. Und seit Anfang Dezember stehen drei Automaten in der Stadt Zürich, bei der Migros-Betriebszentrale Herdern, am Kreuzplatz und in Zürich-Wipkingen. «Die Inbetriebnahme weiterer Automaten ist im Wirtschaftsgebiet der Migros Ostschweiz und der Migros Zürich geplant», sagt Bühler.
Von M&Ms bis Protein-Drinks
Allerdings gibt es im Vergleich zu den bekannten Selecta-Automaten Unterschiede. So sind die Migros-Verkaufsautomaten «aktuell» ausschliesslich in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Migros-Filialen vorgesehen, wie Bühler sagt. Die Selecta-Maschinen befinden sich hingegen mehrheitlich an Bus- und Tramhaltestellen sowie an Bahnhöfen der SBB, wo oft mehr Miete für die Fläche bezahlt werden muss angesichts der hohen Pendlerfrequenzen.
Ein weiterer Unterschied zum Marktführer Selecta sind die Preise. So wirbt der Detailhändler auf Schildern mit dem Versprechen: «Dieselben Preise wie im Migros-Supermarkt!» Je nach Standort dürften manche Kundinnen und Kunden also spätabends dem Migros-Automaten den Vorzug geben, sollte das gleiche Produkte im nahe liegenden Selecta-Automat deutlich teurer sein. So kostet ein Coca-Cola à 5 Deziliter 1.50 Franken – gegenüber 3.90 Franken im Selecta-Automat.
In den Regalen der neuen Migros-Automaten herrscht ein Mix aus Marken und Eigenmarken. So gibt es unter anderem M&Ms, Snickers, Zweifel-Chips und Ceylor-Kondome, aber auch Schoggistängeli und Milch-Protein-Getränke aus den Migros-Industriebetrieben, sowie den hauseigenen Kult-Ice-Tea. Das Angebot könne je nach Ort variieren, sagt Bühler.
Automaten sind videoüberwacht
Mit den neuen Verkaufsautomaten soll die Kundschaft auch ausserhalb der Ladenöffnungszeiten ausgewählte Produkte rund um die Uhr einkaufen können, sagt Bühler. Als weitere Standorte kämen deshalb in erster Linie Migros-Filialen in Frage, bei denen sich auch ausserhalb der Supermarkt-Öffnungszeiten Menschen aufhalten würden.
Betreut werden die Automaten, die von der Zürcher Firma Tresmer stammen, von den jeweiligen Filialteams. Wie die Migros mit potenziellen Vandalismus-Akten umgehen will, von denen Snackautomaten häufig betroffen sind, verrät Bühler nicht. Einzig: «Wir konnten in den vergangenen drei Jahren bereits Erfahrungen sammeln und haben geeignete Sicherheitsmassnahmen getroffen.» Auf den Maschinen hat es allerdings Hinweise, dass das Gerät videoüberwacht ist.
Self-Service-Filiale weiterhin im Einsatz
Es ist nicht der erste Versuch der Migros, mit Self-Service-Konzepten Fuss zu fassen. Mit ihrem Format Teo lancierte sie vor einigen Jahren einen 24-Stunden-Mini-Shop mit 850 Produkten, aber ohne Verkaufspersonal. Der Eintritt erfolgt über Cumulus- oder Kreditkarte. Doch die beiden Teo-Standorte in Kloten und Dietlikon ZH wurden vergangenen Frühling geschlossen, während die Migros Ostschweiz an ihren sechs Teo-Filialen festhielt. Tatsächlich hat der Detailhändler vor wenigen Tagen sogar zwei weitere Teo-Standorte in Kemptthal ZH und in Wetzikon ZH eröffnet.
Zudem ist auch der Kiosk-Konzern Valora daran, ein Snackautomaten-Netz seiner Marke K-Kiosk in der Schweiz aufzubauen. Zuletzt haperte es allerdings mit der Expansion. Ursprünglich war geplant, rund 300 Automaten bis Ende 2022 zu betreiben. Anfang 2023 waren es allerdings erst 120. Und heute will sich Valora nicht mehr in die Karten blicken lassen. Laut Sprecherin Alexandra Tschan sind «mehrere hundert» K-Kiosk-Automaten aktuell in der Schweiz im Betrieb. Zu Preisen und weiteren Expansionsplänen gibt das Unternehmen keine Auskunft.
