Schweizerinnen und Schweizer scheinen dem Appell der Detailhändler, Hamsterkäufe zu unterlassen, allmählich Folge zu leisten. Laut Migros und Coop hat sich die Situation etwas verbessert. Leere Regale gibt es in den Supermärkten aber immer noch, ebenso lange Lieferfristen für Onlinebestellungen. Warum? Sieben Fragen und Antworten.
Der Grund für die teilweise leeren Regale sind nicht fehlende Nahrungsmittel, sondern die aktuell unüblich hohe Nachfrage. Wegen der vielen Hamsterkäufe kommt das Ladenpersonal mit dem Auffüllen der Regale schlicht nicht nach. «Die Nachfrage ist seit rund einem Monat erhöht, was eine Herausforderung für unsere Mitarbeitenden in der Logistik und im Verkauf bedeutet», sagt ein Coop-Sprecher.
Dank der ergriffenen Massnahmen scheint sich die Situation langsam aber sicher zu entschärfen, ergänzt ein Migros-Sprecher. Die Detailhändler haben schon mehrmals gemeinsam an die Schweizer Bevölkerung appelliert, Hamsterkäufe zu unterlassen. Diese seien nicht notwendig, die Warenversorgung sei gewährleistet.
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Dazu äussern sich die beiden Grossverteiler im Detail nicht. Bei Aldi, wo Hefe teils ebenfalls vergriffen ist, verweist ein Sprecher auf vereinzelte Lieferschwierigkeiten. Diese gebe es aktuell auch bei der Trockenhefe, die in Deutschland produziert wird. «Zudem haben wir gekühlte Frischhefe im Standardsortiment, welche derzeit schnell vergriffen ist. Nach Anlieferung ist diese Hefe noch 27 Tage haltbar – wenn sie eingefroren wird, sogar noch deutlich länger. Es ist daher gut vorstellbar, dass viele Kunden gezielt Hefe auf Vorrat gekauft haben», sagt der Aldi-Sprecher.
Die Migros stellt in der aktuellen Ausnahmesituation eine stark erhöhte Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs fest. Zuoberst auf dem Einkaufszettel stehen demnach Körperhygiene, Beilagen, Konserven, Mehl, Zucker. Bei Coop sind neben länger haltbaren Lebensmitteln auch Tiefkühlprodukte, Toilettenpapier und Handreinigungsprodukte besonders beliebt. Die Käufe unterscheiden sich online und stationär nur unwesentlich.
Die Nachfrage nach Online-Bestellungen ist im Moment sehr hoch. «Viele Kunden, die bis anhin in den Filialen eingekauft haben, steigen nun auf Leshop um», heisst es bei der Migros. Zurzeit seien die Lieferfenster für die nächsten rund zwei Wochen ausgebucht. Die Migros füge deshalb jeden Tag neue Lieferfenster hinzu. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Lieferkapazitäten weiter zu erhöhen», sagt ein Sprecher. Ähnliches lässt Coop verlauten. Dort seien die Liefertermine in den meisten Regionen für mehrere Tage ausgebucht. Der Grund für die längeren Lieferfristen sind auch hier nicht etwa fehlende Lebensmittel, sondern der aktuell stark erhöhte Warenfluss.
Nur zum Teil. Die Migros hat zusätzliche Leute eingestellt, insbesondere Leshop wurde durch einige temporäre Arbeitskräfte verstärkt. Angaben zu den zusätzlichen Stellenprozenten macht die Detailhändlerin nicht. Sowohl die Migros als auch Coop greifen auf Personal aus anderen Bereichen zurück, schliesslich sind etwa Fachmärkte und Restaurants derzeit geschlossen.
Bei der Migros helfen etwa Büro-Mitarbeitende im Leshop-Verteilzentrum mit, bei Coop wurden die Logistik, die Produktionsbetriebe, der Onlineshop coop@home und die Verkaufsstellen verstärkt. «Wir arbeiten in unseren Industrieunternehmen und Verteilzentren in Sonderschichten, verstärken das Personal, machen Extrafahrten für die Belieferung der Filialen und haben die Kapazitäten auf der Strasse und der Schiene weiter erhöht», sagt ein Migros-Sprecher.
Die Kunden verhalten sich grossmehrheitlich korrekt und sind freundlich, heisst es bei Coop. Beide Detailhändler betonen, dass der Schutz ihrer Mitarbeitenden oberste Priorität habe. Unter anderem rüsten sie ihre Angestellten mit Desinfektionsmittel aus und haben bei den Kassen Plexiglasscheiben angebracht. Zudem weisen sie ihre Kunden per Lautsprecher oder Schilder auf die Abstandsregeln hin und investieren mehr in die tägliche Reinigung.
Die momentane Situation hat durchaus Auswirkungen auf die Preisstrategie der Händler. Aufgrund der zeitweise massiv gesteigerten Nachfrage, hat beispielsweise die Migros einzelne Aktionen gestrichen. Auf diese Weise sollten weitere Hamsterkäufe und in der Folge auch Food Waste vermieden werden. Bei beiden Detailhändlern dürften allerdings auch auch ökonomische Überlegungen eine Rolle spielen. Gut möglich, dass sie derzeit weniger Aktionen anbieten, weil sie in der aktuellen Situation nicht notwendig sind.
Viele Menschen, die sonst über Mittag auswärts essen, kochen in Zeiten von Homeoffice und geschlossenen Restaurants und Schulen jeden Tag zuhause. Das braucht mehr Lebensmittel. Bei uns in der Grenzregion kommen noch die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten in D dazu, die nun ebenfalls durch Coop und Migros ersetzt werden. Klar müssen die mehr liefern.
Die Gestelle sind nicht leer, weil das Personal nicht auffüllen vermag.
Das Lager ist schlicht leer, es wird derzeit nur ein Bruchteil der benötigten Ware täglich geliefert...
Die Kunden denken, die FilialLAGER seien voll, dabei sind es die VerteilszentrumsLAGER.