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Krankenkasse

Krankenkassenprämien steigen 2026 um 4,4 Prozent – das sagen SP und SVP

Bundesraetin Elisabeth Baume-Schneider praesentiert die Krankenkassenpraemien fuer das Jahr 2026, am Dienstag, 23. September 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider).
Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider präsentiert die Krankenkassenprämien für das kommende Jahr.Bild: keystone

«Bürgerliche Parlamentarier sorgen dafür, dass niemand etwas hergeben muss»

Auch im kommenden Jahr steigen die Krankenkassenprämien. Im Durchschnitt um 4,4 Prozent auf 393 Franken pro Monat. Verantwortlich dafür ist aus SP-Sicht das bürgerlich dominierte Parlament. Die SVP verweist auf Zuwanderer, welche das Schweizer Gesundheitssystem belasten.
23.09.2025, 17:0223.09.2025, 17:38

Die mittlere Krankenkassenprämie steigt im kommenden Jahr im Vergleich mit 2025 um 4,4 Prozent. Sie wird pro Monat 393.30 Franken betragen (+16.60 Franken), wie Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider am Dienstagnachmittag bekannt gab.

Der Prämienanstieg ist damit geringer als in den drei Jahren zuvor mit +6,6 (2023), +8,7 (2024) und +6 Prozent (2025).

Trotzdem ist das Plus von 4,4 Prozent für viele Menschen in der Schweiz zu viel. Gemäss einer Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Comparis ist ein Anstieg von mehr als vier Prozent für 57 Prozent der Befragten untragbar.

Das Innendepartement (EDI) begründet die höheren Prämien mit den steigenden Gesundheitskosten. Verantwortlich dafür seien die Alterung der Bevölkerung, neue Behandlungsmöglichkeiten, eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen sowie Tariferhöhungen im stationären und ambulanten Bereich.

SP-Wasserfallen: «Im Gesundheitssystem verdienen Einige sehr gut.»

Obwohl der Anstieg niedriger ist als in den Vorjahren, kommt bei Gesundheitspolitikerin Flavia Wasserfallen von der SP keine Freude auf. Sie sagt: «Der konstante Anstieg der Krankenkassenprämien belastet die Menschen in der Schweiz stark.»

Die Begründung des EDI lässt Wasserfallen nur teilweise gelten. Nach wie vor sei das Schweizer Gesundheitssystem zu ineffizient und die Medikamentenpreise zu hoch. «Die bürgerlich dominierte Mehrheit im Parlament macht viel zu wenig dagegen, gerade letzte Woche hat der Ständerat eine Kosteneinsparung durch günstigere Medikamente aus dem Ausland abgelehnt.»

Flavia Wasserfallen, SP-BE, spricht waehrend der Debatte um die Renteninitiative, waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 5. Juni 2023, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen.Bild: keystone

«Im Gesundheitssystem verdienen Einige sehr gut. Ihre bürgerlichen Interessenvertreter im Parlament sorgen dafür, dass niemand etwas hergeben muss.» Die Verteidigung von Pfründen sowie das Finanzierungssystem nach Fallzahlen würden echte Reformen für eine gute, koordinierte Versorgung sowie die Vermeidung unnötiger Therapien oder Eingriffe verhindern.

Als Teil der Lösung sieht Wasserfallen die Prämien-Rabatt-Initiative der SP, welche Anfang 2026 lanciert wird und die Gesundheitskosten fairer verteilen möchte. «Das System der Kopfprämie ist unsozial, mit unserer Initiative könnten 85 Prozent der Haushalte profitieren.»

SVP-Aeschi: «Ein Versagen von Gesundheitsministerin Baume-Schneider»

«Die Entwicklung ist katastrophal», sagt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi zum erneuten Anstieg der Krankenkassenprämien. «Es ist ein Versagen der politischen Führung, nach Alain Berset nun auch unter SP-Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider.»

Die Ursachen für den stetigen Prämienanstieg seien vielseitig. Als einen der Gründe sieht Aeschi Zuwanderer im Alter von 30 bis 50 Jahren. «Sie kommen in die Schweiz, werden hier alt und sind auf medizinische Hilfe angewiesen. Das treibt die Gesundheitskosten in die Höhe.»

Thomas Aeschi, SVP-ZG, spricht waehrend der Debatte fuer eine zivilstandsunabhaengige Individualbesteuerung, waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 25. September 2024, in  ...
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi.Bild: keystone

Die SVP verlangt daher eine höhere Mindestfranchise und Krankenkassenprämie für neu Zugewanderte und eine «Bagatell-Gebühr», wenn Personen ohne Not eine Notfallaufnahme aufsuchen. «Auch eine Erhöhung der Mindestfranchise ist dringend nötig.» Zudem möchte die SVP die Löhne von Krankenkassen-CEOs deckeln.

Angesprochen auf Interessenvertreter im Parlament, welche im Sinne ihrer bezahlten Gesundheits-Mandate eine Dämpfung der Krankenkassenkosten verhindern würden, sagt Aeschi: «Von den zehn SVP-Mitgliedern in den beiden Gesundheitskommissionen haben neun keine bezahlten Mandate im Gesundheitswesen, auch ich nicht.»

Eine Abschaffung der Kopfprämie zugunsten einer einkommensabhängigen Prämie lehnt Aeschi entschieden ab. «Damit würde eine neue Steuer eingeführt, die wir einfach anders benennen. Die SVP ist jedoch entschieden gegen neue Steuern und Abgaben.»

EDI: «Massnahmen zur Kostendämpfung im Gange»

Die Dämpfung des Kostenwachstums habe Priorität, schreibt das EDI anlässlich der Präsentation der Prämien für 2026. In den kommenden Jahren würden mehrere, kürzlich beschlossene Massnahmen umgesetzt.

2026 tritt der Gegenvorschlag zur Kostenbremse-Initiative der Mitte in Kraft. Der Bundesrat setzt damit Kostenziele für das maximale Kostenwachstum in der obligatorischen Krankenversicherung fest.

Ab 2026 kommt auch der Gegenvorschlag zur Prämienentlastungs-Initiative zur Anwendung. Er verpflichtet Kantone neu, einen Mindestbeitrag zur Prämienverbilligung zu leisten.

Die Einheitliche Finanzierung der Gesundheitsleistungen (EFAS) tritt im Jahr 2028 in Kraft. Sie soll die Prämienzahlenden insofern entlasten, als dass ambulante Leistungen neu nicht mehr ausschliesslich über die Prämien, sondern auch durch die Kantone bezahlt werden.

Einem weiteren Kostendämpfungspaket hat das Parlament in der Frühlingssession 2025 zugestimmt. Das Einsparpotenzial soll bis zu einer halben Milliarde Franken betragen.

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Rezept gegen die Prämien-Explosion gesucht
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Rezept gegen die Prämien-Explosion gesucht
Die Gesundheitspolitik dürfte zu einem der grossen Themen im Wahljahr 2019 werden. So will die CVP per Volksinitiative eine Kostenbremse im Gesundheitswesen einführen. Die Prämien sollen nicht mehr stärker wachsen dürfen als die durchschnittlichen Löhne. (Bild: Parteipräsident Gerhard Pfister)
quelle: keystone / peter schneider
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Emily und die Krankenkassen-Probleme
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213 Kommentare
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Pebbles F.
23.09.2025 17:11registriert Mai 2021
Nicht die BR EBS hat versagt sondern die bürgerlichen Politiker, die sich seit Jahrzehnten weigern, die Spitalplanung bundesweit vorzunehmen, das BAG Medikamentepreise aushandeln zu lassen, die dem grenznahen Ausland entsprechen und dann --> tadaaah!! Seit Jahren die 57 CEO Löhne , die 57 Marketingabteilungen und die 57 ahnungslosen Kundenberatungscenter finanzieren zu lassen, statt auf die bereits gesetzlich geregelte Einheintskasse zu setzen.
Schämt Euch!
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uicked
23.09.2025 17:10registriert Oktober 2017
Gebt das Amt doch endlich der SVP. Die wissen es jedes Jahr aufs neue Besser.
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000789.6bf895ef@apple
23.09.2025 17:13registriert Dezember 2023
Jaja, Flavia Wasserfallen und Thomas Aeschi. Sie mit Verbindung zur Group Mutuel (Krankenkasse) und er natürlich nur mit Vorwürfen an die Gegner, aber ohne klaren Lösungen.

Von links nach rechts... so kann und wird keine Lösung kommen, nur jeden Herbst verdutzte Blicke, weil die Prämie wieder ansteigen.
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