Schweiz
Kryptowährungen

Französische Elitepolizei befreit misshandelten Schweizer

Französische Elitepolizei befreit misshandelten Schweizer – Fall dreht sich um Krypto

Erpresser nehmen einen 22-jährigen Mann aus dem Kanton Waadt als Geisel und fordern Lösegeld. Ein anonymer Anrufer brachte die Polizei auf die Spur der Täter. Sie gelten als sehr gefährlich.
07.09.2025, 18:3308.09.2025, 03:49
Kari Kälin / ch media
Mehr «Schweiz»

Am Freitagabend, 29. August, erhält die Waadtländer Kantonspolizei einen anonymen Anruf. Ein Mann zeigt sich besorgt über das Schicksal seines Freundes, eines 22-jährigen Schweizers mit Wohnsitz im Kanton Waadt. Er werde gegen seinen Willen an einem unbekannten Ort zwischen der Schweiz und Frankreich festgehalten. Dies teilte die Waadtländer Kantonspolizei am Freitagabend mit.

ARCHIV - 22.05.2023, Berlin: Eine Bitcoin-M�nze liegt auf einem Bildschirm, der den Bitcoin - US-Dollar Kurs zeigt. Die US-B�rsenaufsicht SEC hat nach langem Z�gern nun doch gr�nes Licht f�r Bitcoin-E ...
Beim Fall des entführten Schweizers spielen Kryptowährungen eine Rolle.Bild: KEYSTONE

Der Anruf löste einen riesigen Polizeieinsatz aus. Das Leben des Schweizers schien potenziell in Gefahr. Laut dem Onlineportal rtl.fr schickten sie ein Erpresservideo an einen seiner Freunde. Gemäss dem Portal forderten die Entführer zuerst 300'000 Euro Lösegeld. Laut anderen Medienberichten sollen sie später eine grössere Geldsumme in einer Kryptowährung verlangt haben.

In Frankreich sorgten in den letzten Monaten mehrere Erpressungsfälle im Bereich der digitalen Währungen für Schlagzeilen. In sozialen Medien ging ein Video viral, das zeigt, wie Täter versuchen, zwei Kinder eines Chefs einer Kryptofirma zu entführen. Der Versuch scheiterte.

Die Verdächtigen galten auch im Fall des Schweizers als äusserst gefährlich. In Zusammenarbeit mit Polizisten in der Schweiz mobilisierte die französische Gendarmerie insgesamt rund 150 Polizisten, um die Täter aufzuspüren. Die Ordnungshüter setzten Drohnen ein, überwachten die Smartphones der Verdächtigen und orteten sie schliesslich.

Gefesselt und mit verbundenen Augen

Am vergangenen Sonntag schliesslich stürmte eine Eliteeinheit der Gendarmerie in der französischen Stadt Valence ein Restaurant und nahm drei Verdächtige fest, die sich dort verpflegten. Der erstaunte Restaurantbetreiber hatte nichts mit der Entführung zu tun. Später fanden die Polizisten das Opfer, gefesselt und mit verbundenen Augen, und befreiten es. Es befand sich in einer Wohnung an einem anderen Ort in der Stadt. Ghislain Rety, Kommandant der Eliteeinheit, sagte gegenüber France Info:

«Der Mann stand stark unter Schock. Ich denke, er sah mehrmals den Tod vor Augen. Er konnte nicht wissen, wie die Sache enden würde.»
In dieser Wohnung wurde der Schweizer festgehalten.
In dieser Wohnung wurde der Schweizer festgehalten.Bild: Screenshot RTS

Unterdessen sitzen sieben Verdächtige, alle jünger als 30 Jahre, in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Lyon hat ein Strafverfahren eröffnet wegen Entführung und Geiselnahme, Erpressung mit Waffengewalt und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung.

Das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS konnte mit dem Opfer unter Zusicherung der Anonymität sprechen. Der schockierte junge Mann kritisierte, in gewissen französischen Medien werde verharmlosend von einer gewöhnlichen Entführung gesprochen. Er sei während vier Tagen gefoltert worden, sagte der 22-Jährige – unter anderem mit etwa 30 Messerstichen. Zudem sei er geschnitten worden. In der Medienmitteilung bestätigte die Waadtländer Polizei ernsthafte Verletzungen und Misshandlungen.

Valence liegt zweieinhalb Autostunden von Genf entfernt im Süden von Lyon. Angaben zur Frage, weshalb er sich in Valence befand, machte das Entführungsopfer keine. Der Mann dementierte aber Medienberichte, wonach er in sozialen Medien für Kryptowährungen geworben habe. Laut dem Portal rtl.fr hatten es die Täter gar nicht direkt auf ihn abgesehen, sondern auf einen seiner im Kryptobusiness tätigen Freunde.

Auch die Waadtländer Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall. Sie will in enger Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen die Hintergründe der Entführung aufdecken. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das Underground Home in Boulder, Colorado
1 / 7
Das Underground Home in Boulder, Colorado

Girard Hendersons Boulder-Haus von aussen - mit Helikopter Landeplatz.

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Auch künstlicher Zucker hat seine Nebenwirkungen – und zwar bisher unbekannte
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
23 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Markus Maag
07.09.2025 19:39registriert Mai 2024
Das nenn ich mal Polizeiarbeit! Bin ertaunt wie gut die grenzübergreifende Kommunikation funktionierte!
612
Melden
Zum Kommentar
23
Gegner toben wegen Röstis Tempo-30-Plänen – das sagt der Demokratieforscher
Verkehrsminister Albert Rösti möchte die Einführung von Tempo-30-Zonen erschweren und wird vom Bundesrat dabei unterstützt. Die Gegner toben und bezeichnen seinen Plan als undemokratisch. Demokratieforscher Daniel Kübler schätzt Röstis Vorgehen ein.
Das Bestreben von Städten oder Gemeinden, auf einer auf den Motorfahrzeugverkehr ausgerichteten Strasse Tempo 30 einzuführen, wird deutlich erschwert. Verkehrsminister Albert Rösti will, dass die entsprechenden Behörden zuerst in einem Gutachten nachweisen, dass es durch die Änderung nicht zu Ausweichverkehr auf Nebenstrassen kommt.
Zur Story