Spätestens seit Corona haben die Schweizerinnen und Schweizer ihr eigenes Land wieder zu bereisen gelernt. Und seit das Virus langsam wieder aus den Köpfen der Weltbevölkerung verschwindet, zieht es vor allem auch europäische Gäste wieder vermehrt in das Alpenland Schweiz.
Der Schweizer Tourismus ist beinahe wieder bei den Zahlen von 2019 angelangt, verrät der Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, gegenüber dem SRF. Verglichen mit dem letzten Jahr sind die Logiernächte in Schweizer Hotels um 35 Prozent gestiegen.
Was den Tourismus als Ganzes freut, sorgt an anderen Orten für Kopfzerbrechen: Punktuell kommt es in der Schweiz zu Overtourism. André Aschwanden von Schweiz Tourismus relativiert jedoch: «Die Schweiz ist weder Massen- noch Billigdestination: Wir haben die dafür nötigen Kapazitäten weder in der Beherbergung noch in der Verkehrsinfrastruktur. So gab und gibt es in der Schweiz keinen flächendeckenden Overtourism, sondern lediglich einzelne zeitlich und lokal begrenzte Engpässe.»
Zu solchen Engpässen kommt es beispielsweise im Kanton Wallis, der viele Touristen-Attraktionen zu bieten hat: unter anderem den Blausee in Arolla, den Tanay-See oder die heissen Quellen von Combioula. Wie «Wallis Promotion» auf Anfrage bekannt gibt, werde bisher auf ein Selfie-Verbot verzichtet. «Wir stellen dennoch eindeutig eine gewisse Form der Übersättigung dieser Orte fest und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich daraus eines Tages Massnahmen ergeben werden.»
Durch Overtourism bestehe die Gefahr, dass die Natur geschädigt werde, und so könne es auch sein, dass Wanderer von immer zahlreicher vorkommenden Influencern gestört werden. Man setzt vor Ort darum auf kostenpflichtige und limitierte Parkplätze und fördert Angebote, die rund ums Jahr stattfinden können, um das Touristenaufkommen über alle vier Jahreszeiten zu verteilen.
Einen anderen Ansatz verfolgt der Kanton Graubünden. Er setzt Ranger ein, die die Besucher über die empfindliche Natur informieren sollen. «Sie weisen Gäste auf wichtige Verhaltenstipps hin, sensibilisieren für den sorgsamen Umgang mit der Natur und beantworten Fragen zu Flora und Fauna», sagt Yves Luetolf, Geschäftsleitungsmitglied von «Graubünden Ferien» auf Anfrage.
In Graubünden sind unter anderem die Rheinschlucht oder verschiedene Bergseen grosse Touristen-Magnete. Am Caumasee beispielsweise sei das Besucheraufkommen bereits so gross, dass weitere Massnahmen ergriffen wurden. Der Eintrittspreis wurde 2021 auf 19 Franken erhöht. Während der Hochsaison zwischen Ende Mai und Ende August dürfen laut Martina Calonder, der Medienverantwortlichen der Destination «Flims Laax Falera», maximal 1700 Personen pro Tag den See besuchen.
Auch der Tessiner Tourismus hat zeitweise mit dem hohen Besucheraufkommen zu kämpfen, wie «Ticino Turismo» mitteilt. Im Zentrum der Herausforderungen ständen verkehrstechnische Fragen, die sich beispielsweise am Filmfestival in Locarno oder generell während der Sommer- und Ferienmonate stellen würden.
Ticino Turismo und die kantonalen Behörden halten jedoch relativ wenig von restriktiven Massnahmen wie Verboten. «Wir versuchen viel mehr, gezielt mit einer Anpassung des Angebotes und spezifischen Aktionen auf Besucherströme zu reagieren.»
So habe man beispielsweise bei Lavertezzo im Verzascatal die Parkplätze erweitert und reorganisiert, um Besucher vom Wildparken abzuhalten. Eine weitere Lenkungsmassnahme sei das «Ticino Ticket»: Wer im Tessin übernachtet, ob im Hotel oder auf dem Camping, darf den ÖV im ganzen Kanton gratis benutzen. Zudem würden viele Freizeit- und Kulturbetriebe den Inhabern des Tickets Rabatte gewähren. «Wir versuchen also eher zu lenken und zu überzeugen, als regulierend einzugreifen.»
Wenn es darum geht, wo in der Schweiz die Tourismus-Hotspots liegen, kommt man am Kanton Luzern nicht vorbei. Das SRF nennt in einem Artikel zum Thema gleich zwei von insgesamt drei Touristen-Hotspots, die im Kanton Luzern liegen: die Stadt selbst und die Rigi, welche auf Luzerner und Schwyzer Boden liegt.
Weil die Luzerner sich in ihrer eigenen Stadt zunehmend an den grossen Touristenmassen stören, hat die Stadt sich im Rahmen der «Vision Tourismus Luzern 2030» verpflichtet, festzulegen, in welche Richtung sich der Tourismus in der Stadt nachhaltig entwickeln soll. Aktuell läuft dazu ein Pilotprojekt zur Messung der Besucherfrequenzen.
Währenddessen antwortet «Luzern Tourismus» auf die Anfrage von watson wie folgt: «Uns sind keine einschränkenden Massnahmen bekannt, um Gäste ‹abzuwimmeln›. Alle Besucherinnen und Besucher sind bei uns herzlich willkommen und es ist schön, wenn diese ihre Erinnerungen an Luzern mit Freunden und Bekannten teilen können.»
- Hohe Eintrittspreise für Touristen ausserhalb des eigenen Landes (für Inländer massiv günstiger)
- Hohe Preise für Parkplatz-Tickets bei Sehenswürdigkeiten
- Beschränkungen der Anzahl Besucher pro Stunde / Tag
- Zwang zu vorgängiger Online-Reservation von Zeitfenster. Ohne Reservation kein Einlass
- Stundenlanges anstehen
- Bezahlbare Toiletten
Warum dies in der Schweiz nicht gehen soll, verstehe ich nicht. Stattdessen bezahlt der Schweizer im eigenen Land viel (keine Vergünstigung für Inländer) und wird im Ausland abgezockt
Da fällt mir ein...ich habe gar keinen Insta-Account ;-)