Am 15. August dürfen einige Glückspilze ausschlafen. In 809 von 2255 Gemeinden wird Mariä Himmelfahrt gefeiert. Der Feiertag geht auf die Aufnahme Marias in den Himmel zurück. In manchen Konfessionen glaubt man, dass die Mutter Jesu wegen ihrer einzigartigen Verbindung als Ersterlöste an der Auferstehungsgestalt Christi teilnimmt.
Der Feiertag hat besonders in der orthodoxen Kirche einen hohen Stellenwert, weil Maria dort als Gottesgebärerin gefeiert wird. Eingeführt wurde das Fest im 5. Jahrhundert von Bischof Kyrill von Alexandrien. Doch Schluss mit den theologischen Ausführungen, du willst schliesslich wissen, wo du viele Feiertage kriegst. Hier die Kantone mit den meisten bezahlten Feiertagen (die Gemeinden findest du weiter unten):
Gehen wir noch eine Ebene tiefer, zu den Gemeinden. Es gibt einige Gemeinden, die haben ausserordentlich wenige Feiertage (die gilt es also zu meiden!) und solche, die sehr viele Feiertage begehen. Hier eine Liste mit 10 Beispielen:
Am wenigsten Feiertage hat man im Kanton Fribourg in Murten. Hier haben die Menschen nur fünf bezahlte Feiertage: Neujahr, Karfreitag, Auffahrt, 1. August und Weihnachten. Man überlege es sich also gut, ob man wirklich nach Murten in den Seebezirk ziehen will. Wobei der See und die Landschaft doch wieder ziemlich gute Argumente sind.
Der solothurnische Bezirk Bucheggberg hat ebenfalls sehr wenige Feiertage. Anders als im Seebezirk des Kantons Fribourg gilt hier jedoch auch noch der 1. Mai als bezahlter Feiertag.
Der reformierte Halbkanton Appenzell Ausserrhoden hat im Vergleich zu seinen katholischen Nachbarn viel weniger frei. Sieben bezahlte Feiertage sind es, die die Ausserrhodener jährlich dienstlos verbringen dürfen. Einzig die Gemeinde Waldstatt hat sich einen achten arbeitsfreien Tag geschaffen. Im Widerstand zu der ehemals katholischen Hoheit weigerte man sich hier, den gregorianischen Kalender anzuerkennen und feierte deshalb demonstrativ das alte Silvester am 13. Januar. Dieser Anlass wird auch heute noch im ganzen Kanton zelebriert; als offizieller Feiertag gilt er aber nur im Dorf Waldstatt.
Kommen wir zu den Gemeinden mit mehr Feiertagen. Nirgends im Kanton Solothurn gibt es mehr Feiertage als in Kleinlützel. Während die meisten Gemeinden des Kantons acht oder weniger mal frei haben, darf man in Kleinlützel zwölf mal pro Jahr nicht arbeiten gehen. Zu verdanken hat man dies der heiligen Agatha, dem heiligen Sebastian, dem Sankt Ulrich und dem Sankt Mauritius.
Auch die Gemeinde Vilters-Wangs zählt einen bezahlten Feiertag mehr als die anderen Dörfer und Städte des Kantons St. Gallen. Am 17. Januar feiert man hier den heiligen Antonius, der angeblich 105 Jahre alt geworden ist. Viele verwechseln ihn mit dem anderen heiligen Antonius, dem Antonius von Padua. Zu Letzterem beten Katholiken teilweise heute noch, wenn sie einen Gegenstand verloren haben. Er hat jedoch keinen staatlich anerkannten Gedenktag erhalten. Was bei der allseits bekannten Organisation der Armee dieses Landes doch sehr verwunderlich ist.
Wer im Kanton Zug wohnt oder seinen Lebensmittelpunkt dahin verlegen will, sollte sich mal mit der Gemeinde Neuheim bekannt machen. Als einziger Ort der Schweiz wird hier nebst Empfängnis und Himmelfahrt auch Mariä Geburt gefeiert. Und zwar jedes Jahr am 8. September. Aus diesem Grund hat man in Neuheim einen bezahlten Feiertag mehr als im restlichen Kanton Zug.
Der berühmte Skiort Andermatt begeht einen Feiertag mehr als die meisten seiner Kantonsgspöndlis. Jeweils am 5. Februar feiert man hier und in fünf weiteren Schweizer Gemeinden die heilige Agatha. Weil sie sich als Christin verstand, verweigerte sie einem römischen Stadthalter die Eheschliessung und wurde deshalb ermordet. Ihr Grab diente ihrer Stadt einst zur Umlenkung eines Lavastroms bei einem Ausbruch des Ätnas. Seither sollen sogenannte Agathakerzen vor Brandschäden schützen.
Nirgendwo im Kanton Graubünden ist man so fleissig im Feiern von katholischen Feiertagen wie im 1300-Seelen-Dörfchen Mesocco. Zum Beispiel wird hier neben Mariä Himmelfahrt auch die Mariä Empfängnis am 8. Dezember zelebriert.
Als einzige Gemeinde der Schweiz begeht Einsiedeln den St.Meinradstag. Der heilige Meinrad war ein gutmütiger Einsiedler, der von zwei Gastwirten auf brutale Weise ermordet wurde. Zwei Raben haben die Schurken aufgespürt und deren Verhaftung ermöglicht. Zudem feiert man in Einsiedeln auch die Engelsweihe. An diesem Datum soll Jesus selbst (nach seinem Tod) nach Einsiedeln gekommen sein und den Ort heiliggesprochen haben. Tausende Pilger aus aller Welt treffen sich deshalb jährlich im örtlichen Kloster. Mit 16 Feiertagen gehört die Schwyzer Gemeinde zusammen mit einer weiteren zu den feiertagsstärksten Orten der Schweiz.
Ebenfalls mit 16 Feiertagen gehört Bellinzona zu den feierlustigsten Gemeinden der Schweiz. Der Kanton Tessin kennt im Allgemeinen schon 15 Feiertage, in Bellinzona feiert man zusätzlich auch noch den Aschermittwoch.
Wie abwegig wäre es, alle religiösen Feiertage abzuschaffen und durch bezahlte Ferientage zu kompensieren?
Würde gerne mal die eine oder andere Meinung dazu lesen