Der Süden Spaniens ist meine Heimat. In der Schweiz bin ich nur, um zu arbeiten und Geld zu verdienen, damit ich mir im Sommer das Reisen leisten kann. Das mache ich jetzt schon ein paar Jahre so und für mich geht die Rechnung auf.
Schliesslich bin ich noch jung: Diese Woche wurde ich 30 Jahre alt. Irgendwie fühlt es sich komisch an, das laut auszusprechen. Wie auch immer – ich verbringe gerne meine Zeit hier. Denn es gibt viele Seiten, die ich an der Schweiz liebe.
Ich mag vor allem die Weihnachtsstimmung im Land. Geschmückte Tannenbäume und die schönste Weihnachtsbeleuchtung machen sie aus. Sobald der Schnee kommt, wird es so richtig magisch. Aus Südspanien kenne ich das nicht.
Dort versuchen wir zwar, die Weihnachtsstimmung zu imitieren. So wie es in der Schweiz ist, gelingt uns das aber nie. Auch darum arbeite ich gerne an einem Weihnachtsmarkt. Seit vergangenem Jahr verdiene ich zudem endlich etwas mehr.
Davor hatte ich netto 20 Franken pro Stunde. Genug, um im Sommer mit dem Rucksack durch die Welt zu reisen. Aber zu wenig, um die Schweiz so zu erleben, wie es viele Touristen und Einwohner machen.
Seit ich hier arbeite, habe ich sowieso das Gefühl, jeder muss superreich sein, um an einen Weihnachtsmarkt zu gehen. Jetzt mal ehrlich, verdient ihr alle 10’000 Franken? Als ich letzten Sommer in Kolumbien war, traf ich eine junge Schweizerin. Sie verdiente etwas über 10’000 Franken. Sie erzählte mir von ihrem Lohn, als wäre es nichts Spezielles. Aber für mich war diese Zahl eine Wucht.
Hier in der Schweiz scheint das normal zu sein. Vielleicht ist das auch besser so, denn das Leben ist unglaublich teuer. Wer an meinem Verkaufsstand Essen bestellt und dazu etwas trinkt, der zahlt schnell rund 23 Franken. Für einen Spätzli-Imbiss mit einem Becher Getränk!
Ich würde dieses Geld kein zweites Mal ausgeben für das, was man erhält. Dasselbe beim Glühwein. Dieser kostet teils sieben bis acht Franken. Für 2 Deziliter! Bei einem Bier bekommt man für denselben Preis mindestens einen halben Liter.
Wenn ich Schweizer wäre und auch 10’000 Franken verdiente, würde das natürlich anders aussehen. Dann würde ich sogar Trinkgeld geben, was bei meinem Stand aber fast niemand macht. In Spanien geben wir immer gerne noch etwas mit – egal ob beim Take-away oder im Restaurant.
Okay, die Kosten in der Schweiz mit denen in Spanien zu vergleichen, macht keinen Sinn. Aber kann sich auch eine normale Familie mehrmals einen Besuch an einem Weihnachtsmarkt leisten? Anders sieht das in Deutschland aus. Ich war in Freiburg an einem Markt und dort kann man fast mit jedem Portemonnaie eine schöne Zeit verbringen.
Trotzdem finde ich, jeder sollte einmal an einen Weihnachtsmarkt gehen – auch in der Schweiz. Wer nicht superreich ist, kann selbst etwas zu essen mitnehmen. Schliesslich geht es mehr um die Atmosphäre und das weihnachtliche Gefühl, als darum, unzählige Luxus-Glühweine zu trinken.
(aufgezeichnet von watson.ch)
Ich verdiene 4000.- und gehe schon seit einigen Jahren nicht mehr auf Weihnachtsmärkte etc.
Es ist einfach alles zu teuer!
Kleinigkeiten kosten schon 20.- und offenbar findet man trotzdem noch genügend Käufer. Ich verstehe es nicht, auch wenn ich bereit bin für Qualität mehr auszugeben. Oft gibt es da einfach einen Schweiz-Zuschlag der nichts mit den Produktionskosten zu tun hat. Klar, bei 10'000 Fr. Lohn kann das einem egal sein. Aber das ist verdammt viel Geld und ich finde es nicht fair, werden offenbar fast alle Freizeitbeschäftigungen in diesem Land solchen Löhnen angepasst. Die Leute die dort arbeiten können sich dies dann meist auch nicht einmal leisten.