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Ex-«Magazin»-Chefredaktor wehrt sich gegen Mobbing-Vorwürfe

Portrait von Finn Canonica, aufgenommen am Mittwoch, 21. Maerz 2007, in der "Magazin"-Redaktion in Zuerich. Der bisherige Stellvertreter Finn Canonica rueckt auf den Chefposten nach. Canonic ...
Ex-«Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica hat gewisse Fehler eingeräumt.Bild: KEYSTONE

Ex-«Magazin»-Chefredaktor wehrt sich gegen Mobbing-Vorwürfe

05.03.2023, 12:29
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Der frühere «Magazin»-Chefredaktor Finn Canonica hat nach schweren Mobbing-Vorwürfen einer früheren langjährigen Mitarbeiterin teilweise Fehler eingeräumt. Hakenkreuze, die er Mitarbeiterinnen bei Germanismen ins Manuskript gekrizzelt hatte, bezeichnete er in einem Radiointerview als «extreme Dummheit».

Wenn er einen Fehler begangen habe, dann 2014, als er sich in der Belegschaft «vielleicht im Ton vergriffen» und «hart kommuniziert» hatte, sagte der 57-Jährige in dem am Sonntag ausgestrahlten Gespräch mit dem Sender Radio 1.

Der Grund seien vor allem die Strukturen beziehungsweise der damalige Tamedia-Konzern gewesen, der ihm strenge Vorgaben zur Einsparung von über einer Million Franken innerhalb eines Jahres aufgedrückt habe. «Ich stand extrem unter Druck», sagte Canonica.

Die frühere «Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani hatte in einem Gastbeitrag im deutschen Magazin «Spiegel» vor einem Monat schwere Vorwürfe gegen ihren damaligen Vorgesetzten öffentlich gemacht. Sie sei jahrelang Opfer von Machtmissbrauch gewesen. Unter Canonica habe ein Regime des Mobbings und Sexismus geherrscht. Er habe sie verbal herabgesetzt und unter anderem als «die Ungefickte» bezeichnet. Ihrem Ex-Arbeitgeber warf sie Untätigkeit vor.

Bericht: Vorwürfe unzureichend belegt

Canonicas Anwalt hatte alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Canonica erwägt laut eigenen Angaben Klage. Eine vom Tamedia-Verlag in Auftrag gegebene externe Untersuchung kam letztes Jahr zum Schluss, dass sich ein erheblicher Teil der Vorwürfe, insbesondere der Vorwurf sexueller Belästigung, nicht bestätigen lasse. Allgemein seien die Vorwürfe teils unzureichend belegt gewesen, hiess es.

Roshani arbeitete von 2002 bis 2022 als Redaktorin beim «Magazin» des Zürcher Tamedia-Verlags. Ende letzten Jahres wurde sie entlassen. Canonica stand dem Magazin, der Wochenendbeilage der Zürcher Tageszeitung «Tages-Anzeiger», zwischen 2007 und 2022 als Chefredaktor vor. Der Verlag trennte sich im letzten Sommer von ihm.

Die Veröffentlichung der Vorwürfe trafen Canonica laut eigenen Angaben hart. Es sei für ihn und seine Familie «eine Welt zusammengebrochen». Nach dem «Spiegel»-Artikel hätten ihn «extreme Schamgefühle» geplagt, er sei in eine «Depression» gestürzt, habe sich nicht mehr auf die Strasse getraut, Medikamente nehmen und in eine Klinik gehen müssen. Auch seine Familie habe gelitten, die Kinder seien zeitweise der Schule ferngeblieben. (sda)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Flexon
05.03.2023 12:48registriert Februar 2014
Ohne genauere Kenntnisse zu haben:

Da möchte jemand unbedingt das Opfer sein. Löst bei mir negative Vibes aus.
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Gael Gartner
05.03.2023 14:08registriert Januar 2023
Dieser Typ ist unerträglich und versucht sich jetzt als Opfer darzustellen.
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JaneSodaBorderless
05.03.2023 15:37registriert Februar 2016
Ich war einst begeisterte Leserein Ihrer Artikel & Reportagen, Herr Canonica.
Unter Druck stehen ist schei**e, keine Frage.
Von einer emphatischen, intelligenten Person erwarte ich jedoch smarte Führungsqualitäten. Druck weiter geben und Personal mies behandeln gehört gewiss nicht dazu. Sie haben nach unten getreten. Da gibt es nix schön zu reden. Lassen Sie die erklärenden Rechtfertigungen, stehen Sie Ihren Mann und stehen Sie dazu. Alles andere macht es nicht besser, sondern schlimmer.
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