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Jaqueline Badran wettert gegen SRF – «Peifenjournalismus»

«Hat es euch ein Sommerloch ins Hirn gehauen?» – Jaqueline Badran wettert gegen SRF

Nicht nur die Temperaturen gehen derzeit hoch, sondern auch die Emotionen. Nach einer Aussage einer Demoskopin in der «Tagesschau» spricht SP-Heisssporn Badran von «Peifenjournalismus».
19.07.2022, 11:55
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Jaqueline Badrans Temperaments-Thermometer ist mal wieder im roten Bereich angekommen. Gewohnt undiplomatisch teilt sie auf Twitter aus: «Hat es euch bei @srfnews ein Sommer Loch ins Hirn gehauen?», fragt sie rhetorisch und setzt später noch den Hashtag #Peifenjournalismus unter ihren Tweet.

Den badranschen Ausbruch hat eine Aussage in der «Tagesschau» vom Montagabend ausgelöst. Darin sagte eine Demoskopin, dass die SP in den Augen vieler Wählerinnen und Wähler als die «Juniorpartnerin» der Grünen in Klimafragen wahrgenommen werde. Das will die alte Polithäsin aus Zürich nicht auf sich sitzen lassen. Kurz nach Sonnenuntergang twittert sie:

«Wer hat den CO2- und AKW-Austieg und den Aufbau der neuen Erneuerbaren seit 1982 (!) im Parteiprogramm? Wer hat die Verkehrs- und Verlagerungspolitik gemacht? Wer hat die Präsidien der meisten Umweltverbände?»

Kriegsbeile wieder ausgegraben

Damit kommen vermeintlich unlängst begrabene Kriegsbeile zwischen der SP und den Grünen wieder ans hochsommerliche Sonnenlicht: Hintergrund ist ein Bericht über die «Klimafonds-Initiative». Zu dieser hatten sich die Sozialdemokraten und die Grünen zusammengerauft, nachdem zuerst beide Parteien eigene Volksbegehren dazu angekündigt hatten. Nach zahlreichen gegenseitigen Sticheleien wurde aus zwei Initiativen eine, beide Seiten konnten sich einbringen und niemand musste das Feld der anderen Seite überlassen – schliesslich ist 2023 ein Wahljahr und das Klima-Thema dürfte auch da ein Sitzbringer sein.

«Gemeinsam fürs Klima», war noch im Januar die Kernbotschaft in einer gemeinsamen Mitteilung von SP und Grünen. Es brauche nun «parteiübergreifend Druck für massive öffentliche Investitionen in den Klimaschutz.» Inzwischen scheint sich die heisse Liebe wieder etwas abgekühlt zu haben – also zumindest bei der Zürcher Nationalrätin. Ihr Parteikollege und Ständerat Daniel Jositsch sieht die Debatte mindestens ein paar Grad cooler: «Wir sind zunächst in der Politik um Probleme zu lösen und je mehr an einem Lösungsweg mitarbeiten, desto grösser sind die Chancen», sagt er in der «Tagesschau» betont gelassen.

Nationalraetin Jacqueline Badran, SP-ZH, vom Nein Komitee spricht zur Abschaffung der Stempelsteuer, am Sonntag, 13. Februar 2022, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
SP-Nationalrätin Jaqueline Badran.Bild: keystone

Mehr als 3 Milliarden Franken für die Klimawende

Bei Badran liest sich das dagegen so: «Oberflächliche, seichte, inkompetente Berichterstattung an Irrelavanz kaum zu toppen.» Anlass für den SRF-Bericht war übrigens eine Verzögerung beim Sammelstart für die Kilmafonds-Initiative . Eigentlich hätte dieser, passend zum Hitzesommer, in diesen Tagen erfolgen sollen. Nun wird es noch ein Weilchen dauern. Hintergrund sei aber kein Streit, versichern die Parteispitzen, sondern die Tatsache, dass die Vorbereitung einer Initiative halt einfach seine Zeit brauche.

Die Initiative verlangt die Schaffung eines Schweizer Klimafonds. Die provisorische Fassung sieht vor, dass jedes Jahr zwischen 0.5 und 1 Prozent des BIP in die ökologische Wende der Schweiz investiert werden, das entspricht 3.5 bis 7 Milliarden Franken. Die Initiative ziele dabei unter anderem auf die Dekarbonisierung von Verkehr und Wirtschaft, die Förderung erneuerbarer Energien, Umschulungsmöglichkeiten sowie die Stärkung der Biodiversität. (mg/ch media)

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88 Kommentare
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Tomtschi
19.07.2022 12:35registriert März 2019
Frau Badran hat zwar völlig Recht, aber mit der derzeitigen Führung der SP und diesen Bundesräten die Dauerüberrascht sind, wirkt die SP halt wie ein Juniorpartner.

Parteiprogramme sind ein Ding, das Umsetzen ein ganz anderes Ding.
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Linus Luchs
19.07.2022 12:20registriert Juli 2014
Das Argument mit den Präsidien von gemeinnützigen Verbänden lässt mich aus langjähriger Erfahrung kurz auflachen. Im gemeinnützigen Bereich wimmelt es von Vorstands- und Stiftungspräsident*innen aus der Politik, die dieses Amt zur Imagepflege übernehmen, aber keine Zeit investieren wollen oder können, ja manchmal nicht einmal einen persönlichen Bezug zum Thema haben. Mit den normalen Mitgliedern der strategischen Leitungsgremien sieht es oft nicht besser aus. Gemeinnütziges Scheinengagement von Politiker*innen zwecks Fassadenpflege ist ein Tabuthema in der NPO-Branche, und ein Riesenproblem.
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Bruno Wüthrich
19.07.2022 13:14registriert August 2014
Frau Badran ist in meiner Wahrnehmung eine Linke von altem Schrot und Korn, und - obwohl aus der Cüpli-Stadt Zürich - keine Salon-Linke. Wäre ich Zürcher, würde ich sie als eine von wenigen SPler:innen sogar wählen.

Aber hier "überutteret" Frau Badran. Denn es wurde nicht behauptet, die SP sei Juniorpartnerin. Es wurde nur berichtet, sie werde so wahrgenommen. Zumindest teilweise stimmt das auch.

Die SP engagiert sich so stark bei den Minderheiten und in der Genderfrage, dass sie gleichzeitig unmöglich als Umweltpartei wahrgenommen werden kann. Dafür hat sie auch das falsche Präsidium.
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