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UKW-Rundfunk wird per Ende 2024 abgestellt: Die Gründe der SRG

SRG schaltet UKW-Rundfunk per Ende 2024 ab

27.06.2024, 09:3127.06.2024, 12:23
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Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft wird ihre Radio-Programme ab Anfang 2025 nicht mehr per Ultrakurzwelle senden. Die veralteten Ultrakurzwellen-Rundfunk-Antennen werden per Ende Dezember abgeschaltet, wie die SRG am Donnerstag mitteilte.

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Das Schweizer Radio wird künftig nicht mehr über UKW empfangbar sein.Bild: Shutterstock

Immer weniger Ultrakurzwellen-Radios (UKW) seien in der Schweiz noch in Gebrauch. Die verbleibende, reine UKW-Nutzung stagniere bei unter zehn Prozent. Wer Radio höre, tue dies weitgehend über DAB+ oder über das Internet. Damit habe sich die Prognose bestätigt, wonach DAB+ zum neuen Radiostandard werde, begründete die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ihren Entscheid.

Zudem seien der Unterhalt von UKW-Antennen und eine Investition in deren Erneuerung teuer und unverhältnismässig, teilte die SRG weiter mit. Die SRG braucht für die schweizweite Versorgung laut eigenen Angaben rund 260 DAB+-Antennen, während sie bis anhin über 850 UKW-Sendeanlagen betrieben hat.

Angesichts der angespannten finanziellen Situation der SRG wegen rückläufiger Werbeeinnahmen und der Teuerung seien weitere Investitionen in eine veraltete Verbreitungstechnologie nicht mehr vertretbar. Mit DAB+ und Internet existierten denn auch zwei digitale Empfangsmöglichkeiten, die eine bessere Tonqualität und grössere Programmauswahl bieten, energie- und kosteneffizienter seien und Zusatzinformationen in Text und Bild mitliefern könnten.

Ende 2026 ist schweizweit Schluss

Rund 80 Prozent der Hörerinnen und Hörer hierzulande nutzten 2023 das Radio laut dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) digital. UKW-Radio wurde mit 33 Prozent noch am häufigsten im Auto gehört, aber auch dort überwog die digitale Nutzung.

Seit 2015 wächst die digitale Radiohörerschaft laut dem Bakom demnach kontinuierlich. Die Nutzung über DAB+ verdoppelte sich fast - von 23 auf 41 Prozent im Jahr 2023. Über das Internet hörten 39 Prozent Radio. 2015 waren es noch 26 Prozent. Die französischsprachige Schweiz bevorzugte 2023 mit 41 Prozent den Empfang über das Internet. In der Deutschschweiz überwog der Empfang via DAB+ mit 43 Prozent.

Die Voraussetzungen für die Abschaltung von UKW seien gegeben. Die Radionutzung finde mehrheitlich über digitale Kanäle statt, teilte das Bakom auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Bereits seit 2020 besteht keine Verpflichtung mehr, Radioprogramme via UKW zu verbreiten.

Der Bundesrat hatte die UKW-Funkkonzessionen für die Radiobranche Ende Oktober 2023 ein letztes Mal verlängert - dies bis Ende 2026. Danach können Radioprogramme hierzulande nicht mehr über UKW und nur noch digital verbreitet werden.

Ursprünglich sollte UKW schweizweit bis Ende 2024 abgeschaltet werden. Mit der letztmaligen Verlängerung habe die Radiobranche die gewünschte Flexibilität erhalten, um den Migrationsprozess vom analogen zum digitalen Radio erfolgreich abzuschliessen, so das Bakom. Die Radios können die analoge Ausstrahlung aber auch schon früher beenden. Mit dem Entscheid vom Donnerstag bewege sich die SRG innerhalb dieses Rahmens, teilte das Bakom auf Anfrage weiter mit.

Verband der Privatradios begrüsst Schritt

Der Verband Schweizer Privatradios (VSP) begrüsste am Donnerstag den Schritt der SRG, die UKW-Funkantennen zum Ende des laufenden Jahres abzuschalten. «Wir finden das einen mutigen und wichtigen Schritt der SRG», sagte VSP-Präsident Nicola Bomio auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Entscheid der SRG werde «die digitale Transformation des Radiobetriebs in der Schweiz vorantreiben».

Gegen die geplante Einstellung der UKW-Radiosender in der Schweiz hatte der Radiounternehmer und Moderator Roger Schawinski zuvor im Juli 2021 eine Petition mit über 60'000 Unterschriften eingereicht. Diese verlangte, die geplante Einstellung aller UKW-Sender rückgängig zu machen. Ein vorzeitiges Abstellen aller UKW-Sender verletze die im Radio- und Fernsehgesetz garantierte Empfangsfreiheit, teilte Schawinski damals mit.

Um DAB+ empfangen zu können, benötigt man ein entsprechendes Gerät oder einen Adapter. Seit einigen Jahren werden Neuwagen serienmässig mit digitaler Technologie ausgestattet. Zudem wird das Bundesamt für Strassen (Astra) bis zum Ende des laufenden Jahres alle Tunnels des Nationalstrassennetzes für den Digitalradio-Empfang ausbauen und die UKW-Antennen ebenfalls abschalten. (saw/sda)

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230 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pandabaer2
27.06.2024 10:21registriert Oktober 2021
Alle Arbeitsautos vom Arbeitgeber haben nur UKW / FM. Die Autos haben Bj 2012-2017.
Bekannte mit Autos 2003 bis jetzt haben zu 3/4 auch kein DAB+ fähiges Radio. In deren Wohnung steht zur hälfte auch noch ein UKW Radio.
Selbst neuere japanischen Autos 2019 haben nur UKW.
An der Arbeitsstelle gibts auch 9/12 UKW Radios. Die 3 DAB+ Radios laufen manchmal auch auf UKW.
Von dem her werden viele betroffen sein und es est nach der Abschaltung bemerken.
Von dem her kommt mir die Zahl von 8% UKW Höhrer viel zu tief vor.
Vielleicht kommt es davon, das bei DAB+ die Empfangsgeräte genauer gezählt werde?
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BG1984
27.06.2024 10:33registriert August 2021
Das Problem bei digitalem Funk ist, dass man nichts empfängt, wenn man schlechten Empfang hat. Bei UKW hat man immer Empfang, manchmal aber etwas schlechteren. So kann man zumindest wichtige Meldungen empfangen. Denn wenn ein allgemeiner Sirenenalarm ausgelöst wird, dann muss man den Radio einschalten und ist mit digitalem Empfang teilweise aufgeschmissen.
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Viajero
27.06.2024 10:54registriert März 2020
Die geplante Abschaltung der UKW-Sender ist ein Schuss ins eigene Bein. In einer Krisensituation wird weder Internet noch DAB verfügbar sein, schon gar nicht ausserhalb der Zentren.
Ist in etwa gleichzusetzen mit der Aufhebung der Bundeslager für Alkohol just vor Ausbruch der Corona-Epidemie. Dank dem Sesselfurzer-Optimierungsfehlentscheid konnten wochenlang keine eigenen Desinfektionsmittel für die Spitäler hergestellt werden. UKW nicht mehr zu Betreiben wird früher oder später ähnlich drastische Auswirkungen haben. Trotz den Beteuerungen der DAB-Techies.
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