Schweiz
Medien

Radio-Sender dürfen über 2026 hinaus auf UKW senden

Radio 24 ist der grösste private Sender der Schweiz: Moderator Dominik Widmer führt durch die Morgenshow. UKW DAB+ Radio
Blick ins Studio von Radio 24, das wie watson zu CH Media gehört.Bild: keystone

Radio-Sender dürfen über 2026 hinaus auf UKW senden

09.12.2025, 11:3209.12.2025, 13:05

Das Parlament verschiebt die Abschaltung der UKW-Sender in der Schweiz ein weiteres Mal. Private Radiosender können damit ihre Programme auch über das Jahr 2026 hinaus via jene Technologie verbreiten. Sie hatten mehr Zeit gewünscht.

Nach dem Nationalrat votierte am Dienstag auch der Ständerat für eine UKW-Verlängerung. Mit 21 zu 18 Stimmen bei fünf Enthaltungen nahm die kleine Kammer eine Motion der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats (KVF-N) an. Der Nationalrat hatte dem Vorstoss bereits in der Herbstsession zugestimmt. Der Bundesrat muss nun gegen seinen Willen einen Umsetzungsvorschlag machen.

Die Einstellung des UKW-Rundfunks war bis anhin für den 31. Dezember 2026 geplant. Die Motion verlangte vom Bundesrat, darauf zu verzichten und stattdessen die aktuellen UKW-Funkkonzessionen zu verlängern. Alternativ soll die Landesregierung ein neues Ausschreibungsverfahren für die Zuteilung der UKW-Funkkonzessionen ab Anfang 2027 durchführen. Medienminister Albert Rösti kündigte in der Debatte an, genau dies tun zu wollen. Eine reine Verlängerung der bestehenden Konzessionen sei nicht mehr vertretbar.

Verlust von Werbeeinnahmen

Dem Entscheid der kleinen Kammer ging eine kontroverse Debatte voraus. Der Ständerat folgte schliesslich einer knappen Mehrheit seiner vorberatenden Kommission. Diese zeigte sich besorgt sich über die Abnahme der Anzahl Radiohörerinnen und -hörer, nachdem die SRG Anfang Jahr UKW abgeschaltet hatte.

Räume man den privaten Anbietern nicht mehr Zeit für die Umstellung auf DAB+ ein, könne dies dazu führen, dass die Hörerschaft auf ausländische Radiosender ausweiche, argumentierten die Befürworterinnen und Befürworter der Motion. Die Einstellung des UKW-Rundfunks würde die privaten Radiosender gefährden, weil unmittelbar Verluste bei den Werbeeinnahmen drohten.

In der Romandie und im Tessin seien die Hörer-Verluste der SRG-Sender besonders gross, sagte Mehrheitssprecherin Marianne Maret (Mitte/VS). Bei den privaten Veranstaltern wirkten sich solche Verluste unmittelbar auf die Einkünfte aus. Es drohe ein Stellenabbau, und dass die Medienvielfalt abnehme. Maret betonte auch, dass zahlreiche Autos nicht mit DAB+-fähigen Radios ausgerüstet seien.

Die SRG habe seit der UKW-Abschaltung Ende 2024 über alle Sprachregionen gerechnet rund eine halbe Million Hörerinnen und Hörer verloren, gab Jakob Stark (SVP/TG) zu bedenken. Der Rückgang sei damit grösser ausgefallen als erwartet.

Schweizer Privatradios sehr erfreut

Der Verband Schweizer Privatradios ist «hocherfreut» über die Weiterführung von UKW. Der Parlamentsentscheid schaffe Planungssicherheit für die Radiobranche und die Bevölkerung. Die Politik habe die jüngsten Entwicklungen nach der UKW-Abschaltung der SRG ernst genommen und die zentralen Anliegen der Regionalradios nachvollzogen, schrieb der Verband Schweizer Privatradios (VSP) am Dienstag.

Seit der Abschaltung hätten die SRG-Programme massive Hörerzahleneinbrüche von bis zu 49 Prozent verzeichnet. Zudem seien über 100'000 Hörerinnen und Hörer auf ausländische UKW-Programme ausgewichen, so der VSP.

Positiv bewertet der VSP, dass der Ständerat die wirtschaftlichen Folgen berücksichtigt hat: Ein vergleichbarer Hörerzahlenrückgang hätte für private Anbieter Werbeverluste in zweistelliger Millionenhöhe bedeutet und damit existenzielle Risiken geschaffen. Auch der «weiterhin ungenügende Ausrüstungsgrad der Fahrzeuge» trage der Verlängerung Rechnung. Da eine Umrüstung in der Praxis fast ausschliesslich über den Kauf eines Neuwagens erfolge, erhalte die Bevölkerung mehr Zeit für den technologischen Übergang.

Die Regionalradios stünden weiterhin klar hinter der digitalen Radiozukunft und investierten bereits heute deutlich mehr finanzielle Mittel in DAB+ als in UKW. Doch es brauche gleichzeitig eine realistische Übergangsphase, «die technische Gegebenheiten, das Nutzerverhalten und die wirtschaftliche Stabilität berücksichtigt». (pre/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
99 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ELMatador
09.12.2025 11:34registriert Februar 2020
Also, man muss sagen, dass nicht nur die SRG, sondern auch das BAKOM und die Vereinigung der Privatradiosender allesamt für eine Abschaltung waren. Jetzt plötzlich krebst man zurück, nachdem die SRG abgeschaltet hat – weil ja niemand hätte erahnen können, dass man dadurch Kunden verliert. Und die Privatsender, die von vornherein bis 2026 hätten weitersenden dürfen, verlängern zusätzlich und übernehmen jetzt die UKW-Kunden der SRG…

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
482
Melden
Zum Kommentar
avatar
susika
09.12.2025 12:07registriert März 2022
Hat halt einen fahlen Nachgeschmack. Zuerst sind die Privaten für die Abschaltung und als dann die SRG abschaltete und plötzlich die Privaten viel mehr Zuhörer bekamen sind sie plötzlich gegen die Abschaltung. Nicht wirklich fair play. Aber muss der Roger selber wissen.
508
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hans Jürg
09.12.2025 12:01registriert Januar 2015
Ich hoffe doch, dass diese Privatsender, die noch UKW verwenden, auch für die dafür notwendigen Kosten der Infrastruktur und den Betrieb vollumfänglich aufkommen.
288
Melden
Zum Kommentar
99
EU leitet Ermittlungen gegen Google ein – wegen KI-Inhalten
Die EU verdächtigt den US-Internetriesen Google, seine Künstliche Intelligenz rechtswidrig mit Online-Inhalten Dritter gefüttert zu haben. Die zuständige Europäische Kommission leitet daher eine Untersuchung wegen möglicher Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht ein.
Zur Story