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Streit eskaliert: SRF schneidet Szene aus Polittalk

Markus Somm (links) und Reto Brennwald.
Markus Somm (links) und Reto Brennwald.bild: keystone/chmedia

Streit zwischen Brennwald und Somm eskaliert – Szene wird aus Polittalk geschnitten

Es ist ein bisher einmaliger Vorgang: Nach der Aufzeichnung einer politischen TV-Diskussionssendung wird eine Szene entfernt. Der Moderator und ein Gesprächsteilnehmer hatten sich gefetzt.
09.02.2021, 19:2410.02.2021, 10:23
Francesco Benini / ch media
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Am vergangenen Sonntag strahlte das Schweizer Fernsehen die Sendung «Sonntagszeitung Standpunkte» aus. Thema des 50-minütigen Polittalks: das Rahmenabkommen mit der EU.

Nach einer halben Stunde erteilte Moderator Reto Brennwald dem Publizisten Markus Somm das Wort, der Stammgast der Sendung ist. Somm hatte aber keine Lust zu sprechen. «Sie wollen nicht, dass ich rede. Das ist offensichtlich», sagte er an die Adresse Brennwalds. Der reagierte perplex: «Können wir diese Ebene verlassen, aber hallo.» Somm ging darauf nicht ein und gab das Wort weiter an Nationalrätin Tiana Moser.

Somm stürmte am Schluss der Sendung noch während des Abspanns aus dem Studio. Was war da los? Warum die Gehässigkeiten zwischen ihm und Brennwald? Den Zuschauern erschloss sich der Grund nicht.

Das hängt damit zusammen, dass nach der Aufzeichnung des Polittalks eine Szene herausgeschnitten wurde - eine völlig ungewöhnliche Massnahme.

Andere Diskussionsteilnehmer waren befremdet

Was war in dieser Szene zu sehen? Brennwald sagte am Anfang der Sendung sinngemäss, dass er von Somm konstruktive Beiträge erwarte; die letzte Sendung (zum Thema Coronakrise) habe zu einigen negativen Reaktionen geführt. Somm fand diesen Einstieg offenbar deplatziert und entgegnete, dass er immer konstruktiv argumentiere. Dann schaukelte sich der Disput hoch.

Reto Brennwald schickte nach der Sendung eine Mail an die Diskussionsteilnehmer: Die Szene sei herausgeschnitten worden, weil Markus Somm und er «keine gute Falle gemacht» hätten.

Nationalrätin Christa Markwalder, die ebenfalls Gast war, findet das hochnotpeinlich. Sie sagt:

«Dass ein Polittalk nachträglich bearbeitet wird, habe ich noch nie erlebt.»

Ausgerechnet am Tag, an dem die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht gefeiert habe, hätte sich zwei Männer am Fernsehen einen peniblen Hahnenkampf geliefert. «Sollten sich je zwei Frauen in dieser Weise blamieren - schneidet das Fernsehen die Szene dann auch heraus?», fragt Markwalder.

Offen ist, ob Somm weiter im «Standpunkt» auftritt. Als er das Studio verliess, rief er Brennwald zu: «Du kannst dir einen anderen Stammgast suchen.»

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115 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
09.02.2021 19:38registriert Februar 2015
Und nach diesem Abgang mit Knall wird Markus Somm sich als Opfer einer linken Cancel-Kultur beim per Zwangsgebühren finanzierten Staatssender inszenieren. Da gehe ich jede Wette ein. Diese rechten Demagogen sind einfach etwas zu berechenbar, in ihrern Feindbildern, in der Selbstinszenierung und im Vorgehen.

Geh Nebel spalten, Markus!
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Joe Smith
09.02.2021 19:37registriert November 2017
Brennwald erwartet von Somm konstruktive Beiträge? Und wovon träumt er nachts? Die Frage ist doch, weshalb Somm in dieser Sendung überhaupt einen Platz bekommt.
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So oder so
09.02.2021 20:34registriert Januar 2020
"einen peniblen Hahnenkampf geliefert"

Das wollen wir jetzt aber alle sehen - her mit der Szene !
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