Die «Neue Zürcher Zeitung» hat ein Facelifting gekriegt. Am Freitag ist die 1780 gegründete Traditionszeitung, die «Alte Tante», erstmals im neuen Layout erschienen, über das seit Monaten und Jahren gemunkelt wird.
Und hier die Titelseite der neuen @nzz von heute: pic.twitter.com/F3R4bBaPUA
— Neue Zürcher Zeitung (@NZZ) August 21, 2015
Wie schon beim letzten Relaunch vor sechs Jahren gingen die Designer behutsam vor. Die NZZ ist weiterhin als solche zu erkennen. Das Layout kommt nochmals etwas luftiger daher, nachdem die Zeitung schon 2009 von den zuvor charakteristischen Bleiwüsten abgerückt war. Auf der Titelseite fehlt neu der Zusatz «Zeitung für die Schweiz» – eine Ansage für grenzüberschreitende Ambitionen?
Neu erscheint die NZZ in vier statt drei Bünden. Im ersten haben die internationale Berichterstattung sowie die ausgebaute Rubrik Meinung/Debatte ihren Platz. Der zweite Bund widmet sich der Schweiz, Zürich und den vermischten Meldungen, bevor im dritten die Wirtschaft abgehandelt wird. Die bislang sehr umfassenden Finanzdaten erscheinen in vollem Umfang nur noch im E-Paper. Den Abschluss bilden das Feuilleton (neu wie die andern Ressorts mit fünf Textspalten statt wie bisher mit vier) und der Sport.
Auf das Wochenende hin liegt der Zeitung zudem ein Bund «Wochenende» bei, in dem Reportagen abgedruckt und Gesellschaftsthemen sowie ein Schwerpunkt behandelt werden. Heute Freitag: «Leben nach dem Krebs».
Neu erklärt ein täglicher Leitartikel («Warum Goliath nicht gewinnt») der NZZ-Leserschaft die Welt, während am Samstag nach wie vor in einem Front-Leitartikel ein Standpunkt vertreten wird.
NZZ-Chefredaktor Eric Guyer gibt in der Freitagsausgabe ein flammendes«Bekenntnis zur Zeitung» ab, die gerade inmitten des digitalen Datenstroms ihre Berechtigung habe. Ein fester Redaktionsschluss zwinge zum Innehalten und zum Nachdenken: «Was ist überhaupt wichtig?»
Als die «Neue Zürcher Zeitung» 2009 letztmals überarbeitet wurde, war es laut dem damaligen Chefredaktor Markus Spillmann die erste umfassende Überarbeitung seit 1946. Diesmal hat es bis zur nächsten Überarbeitung deutlich weniger lang gedauert: Die Zeichen der Zeit gehen auch an der «Alten Tante» nicht spurlos vorbei.
(trs)