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SP-Bundesratsticket mit Jans und Pult: So reagieren die Medien

«Nicht herausragend»: Das schreiben die Medien zum offiziellen SP-Bundesratswahlticket

26.11.2023, 05:4326.11.2023, 12:31
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Die SP schickt den Baselstädter Regierungspräsidenten Beat Jans und den Bündner Nationalrat Jon Pult in die Bundesratswahlen am 13. Dezember. Dazu hat sie sich am Samstag nach 18 Wahlgängen entschieden.

So reagieren drei Schweizer Medien auf die Auswahl:

NZZ: «Solid, aber nicht herausragend»

Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt online zum SP-Bundesratswahl-Zweierticket:

«Die Auswahl ist solid, aber nicht herausragend: Jon Pult ist ein kluger Kopf, doch der 39-jährige Churer ist erst seit vier Jahren im Nationalrat und verfügt über keinerlei Exekutiverfahrung. Beat Jans hat als ehemaliger Nationalrat und als amtierender Regierungspräsident von Basel-Stadt sowohl Legislativ- als auch Exekutiverfahrung, aber als grosser Gestalter ist er bisher nicht aufgefallen.

Die geeignetsten Kandidaten, das muss auch der Fraktion klar gewesen sein, sind der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch und der langjährige Fraktionschef Roger Nordmann. Beide Männer schafften es nicht aufs Ticket. Nordmann hielt sich im Wahlgang-Marathon erstaunlich gut. Jositsch, der Mann, den die Bundesversammlung wählen würde, wenn er auf dem Ticket wäre, wurde für seinen Ehrgeiz bestraft. Der Groll reicht ins vergangene Jahr zurück, als die Partei ein reines Frauenticket präsentierte. Jositsch erhielt trotzdem ein paar Stimmen und versäumte zu sagen, er stehe nicht zur Verfügung.»

Auch watson hat über das Bundesratsticket geschrieben:

«Tagesanzeiger»: «Spannendste Bundesratswahlen seit langer Zeit»

Der «Tagesanzeiger» und seine Schwesterzeitungen aus dem Tamedia-Verlag berichten online über die Bestimmung des SP-Bundesratswahl-Zweiertickets:

«Das Resultat dieses – etwas komplizierten und langwierigen – Prozesses: Die Schweiz wird die spannendsten Bundesratswahlen seit langer Zeit erleben. Beide, Jans und Pult, gelten als starke Kandidaten, beide können gut kommunizieren, niemand hat die eindeutige Favoritenposition. Es gibt natürlich Indizien, das schon. Das Alter unterscheidet die beiden (Jans ist schon fast sechzig, Pult erst fast vierzig), die Herkunft (Stadt gegen Land), die Erfahrung in einem Exekutivamt (die Jans hat und Pult nicht). Pult gilt als einen Tick linker, Jans als einen Tick europafreundlicher. Jans hat ein Problem mit den Bauern, dürfte dafür gerne gelesen haben, dass sich FDP-Chef Thierry Burkart jemand mit Führungserfahrung als SP-Bundesrat wünscht. Pult ist super vernetzt im Bundeshaus und hat in diesem Nominationsprozess sein strategisches Geschick bewiesen.»

«SonntagsZeitung»: «Demütigung» für Daniel Jositsch

Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch sei von seiner eigenen Partei «abgewatscht» worden, schreibt die «SonntagsZeitung». Demnach habe Jositsch einen einzigen Fehler gemacht: sich für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga, als die SP ein reines Frauenticket zur Wahl stellen wollte, aufzustellen. Hätte er dies nicht getan, dann wäre «der grosse Lebenstraum für Jositsch wahrscheinlich in Erfüllung gegangen».

Weiter schreibt die «SonntagsZeitung»:

«Man muss sich das vor Augen führen: Vor einem Monat hatte Jositsch bei den Zürcher Ständeratswahlen noch triumphiert und über 230'000 Stimmen geholt. Im ganzen Land schaffte niemand ein solches Resultat. 16 Jahre lang sass Jositsch für die SP im Parlament und vertrat die Partei unermüdlich in TV-Auftritten, auf Podiumsdiskussionen und Wahlkampfanlässen. Seine staatsmännischen, rhetorisch überdurchschnittlichen Auftritte verliehen auch der Partei jedes Mal ein bisschen Glanz. Doch am Ende war alles wertlos – wegen eines einzigen Fehlers in der Frauenfrage, bei der man in der SP offenbar keine Gnade kennt.»

Die «SonntagsZeitung» zieht dann aber folgendes Fazit:

«Früher wäre einer wie Jositsch, mit einem solchen Leistungsausweis und einem solchen Auftritt, trotz allem in die Regierung gewählt worden. Ironischerweise hat vor allem die SP mit Otto Stich oder Willi Ritschard grosse Bundesräte hervorgebracht, obwohl sie gegen den Willen der Partei gewählt worden waren.»

«Aargauer Zeitung»: Eine Überraschung

Die «Aargauer Zeitung» und andere Tageszeitungen aus dem CH-Media-Verlag schreiben online zum SP-Bundesratswahl-Zweierticket:

«Es ist eine Überraschung. Im Vorfeld war damit gerechnet worden, dass die einzige Frau im Kandidatenfeld, die Berner Regierungsrätin Evi Allemann, gute Chancen hat. Doch nun schickt die SP zwei Männer ins Rennen um die Nachfolge von Alain Berset, zwei Männer, die zwei Generationen repräsentieren. (…) Bitter ist die Niederlage für Evi Allemann. Die Berner Regierungsrätin hatte 2022 bereits für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidiert, es aber knapp nicht aufs Ticket geschafft. Nun scheiterte sie erneut in der Fraktion.

Tamara Funiciello, SP-Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP Frauen, hatte sich für eine Frauenkandidatur eingesetzt. ‹Ich bin enttäuscht›, sagt sie. ‹Evi Allemann war eine Top-Kandidatin mit einem Curriculum, der seinesgleichen sucht.› Aber es sei angesichts des Kandidatenfelds klar gewesen, dass es schwierig werde.» (lak/sda)

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109 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tr3
26.11.2023 10:24registriert April 2019
„Vor einem Monat hatte Jositsch bei den Zürcher Ständeratswahlen noch triumphiert und über 230’000 Stimmen geholt. Im ganzen Land schaffte niemand ein solches Resultat.“

Ja logisch, in den meisten Kantonen gibt es nicht einmal 230‘000 Stimmberechtigte 🤦🏻‍♂️
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Barth Simpson
26.11.2023 07:39registriert August 2020
Die offzielle Kandidatur der SP ist schon mal eine gewaltige Steigerung gegenüber vor einem Jahr.
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Rön73
26.11.2023 10:02registriert April 2019
Ehrgeiz ist in der Schweiz halt immer noch etwas Negatives
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