18 Wahlgänge braucht es, bis das Ticket steht. Die Namen kommen mit über zweieinhalb Stunden Verspätung – und dann bleibt die Überraschung aus. Beat Jans und Jon Pult heissen die beiden Nominierten für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset.
Damit präsentiert die SP der vereinten Bundesversammlung ein starkes Ticket. Mit zwei valablen Kandidaten.
Es gewinnt mit Jans die urbane Schweiz. Der Basler Regierungspräsident vertritt die zweitstärkste Wirtschaftsregion der Schweiz, ein Geber-Kanton. Das täte dem Bundesrat gut. Und es wäre für Basel eine Genugtuung – 50 Jahre nach Hans-Peter Tschudi und der Enttäuschung über die Nicht-Wahl von Eva Herzog letztes Jahr.
Oder es gewinnt mit Jon Pult eine jüngere Generation. Der 39-jährige Ex-Juso, der seit einer Legislatur im Nationalrat politisiert und keine Exekutiverfahrung hat, aber als Polit-Talent gilt, würde das Alter im Bundesrat drücken. Ohne Berset sind alle Mitglieder in den 60ern. Diese Verjüngung würde dem Gremium im Sinne einer breiteren Abbildung der Bevölkerung gut tun.
Doch wie stehen die Wahlchancen von Jans und Pult im Parlament? Ihre Positionen innerhalb der SP «sind sehr ähnlich», wie die beiden an der Medienkonferenz selber sagen. Für Jans spricht seine Exekutiverfahrung, gegen ihn, dass ihn die starke Bauern-Lobby als Städter nicht favorisiert. Für und gegen Pult spricht sein Alter, je nach Sichtweise.
Bitter ist das Ticket für die SP-Frauen. Und für Evi Allemann selber. Nach der Sommaruga-Nachfolge unterliegt die Bernerin zum zweiten Mal in der internen Ausmarchung. Im zehnten Wahlgang, der nur noch zwischen ihr und Jans stattfindet, unterliegt sie ihm mit 9 Stimmen (20 zu 29). Dass die selbsternannte Gleichstellungspartei kein gemischtes Ticket zur Auswahl bietet, lässt Fragen offen.
Bereits der gestern Freitag kommunizierte Entscheid der SP, auf ein Zweier-Ticket zu setzen, schmälerte die Chancen von drei Kandidierenden. Matthias Aebischer ist und blieb der Aussenseiter, auch wenn er bei beiden Ticket-Plätzen Achtungserfolge erzielt.
Einerseits bleibt Ex-Fraktionschef Roger Nordmann, dessen grösstes Handicap seine Herkunft ist. Wie stark das animal politique gleichwohl ist, zeigt die Tatsache, dass Nordmann im Rennen um den zweiten Sitz im finalen Kopf-an-Kopf-Rennen im 18. Wahlgang nur gerade fünf Stimmen weniger machte als Pult (22 zu 27 Stimmen).
Andererseits bleibt Ständerat Daniel Jositsch. Er ist seit seinem Alleingang bei der Sommaruga-Nachfolge bei der Fraktion in Ungnade gefallen – bei beiden Ticket-Plätzen fällt er als erster aus dem Rennen. Dass Jositsch bei der Bevölkerung der beliebteste Kandidat ist und auch bei der vereinten Bundesversammlung als Vertreter des sozialliberalen Flügels der SP sehr gute Wahlchancen hätte, nützt ihm nichts.
Dabei wäre Jositsch jetzt, nachdem der Deutschschweizer Sitz von Simonetta Sommaruga mit Elisabeth Baume-Schneider mit einer Romande besetzt wurde, der logische Nachfolger von Berset gewesen. Eigentlich.