Die SP schickt den Baselstädter Regierungspräsidenten Beat Jans und den Bündner Nationalrat Jon Pult in die Bundesratswahlen am 13. Dezember.
Die SP-Bundeshausfraktion schlägt der Bundesversammlung @beat_jans und @jonpult zur Nachfolgewahl von @alain_berset vor. Wir bedanken uns bei allen sechs Kandidat:innen herzlich für ihre Kandidatur und wünschen den beiden Nominierten viel Erfolg für die Wahl am 13. Dezember. pic.twitter.com/WgZGANW3Ha
— SP Schweiz (@spschweiz) November 25, 2023
Die Fraktion schlägt sie als mögliche Nachfolger von Bundesrat Alain Berset vor, wie die Partei am Samstag mitteilte.
Um die Nachfolge Bersets hatten sich sechs Kandidierende beworben. Neben Pult und Jans waren das der Berner Nationalrat Matthias Aebischer, der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, die Berner Regierungsrätin und frühere Nationalrätin Evi Allemann und der Waadtländer Nationalrat Roger Nordmann.
Bereits am Freitag hatten die Vertreterinnen und Vertreter der SP in National- und Ständerat beschlossen, mit einem Zweierticket zu der Ersatzwahl um die Nachfolge Bersets anzutreten. Wer es nicht auf das Ticket schafft, dürfte nur geringe Chancen haben, in der Landesregierung Einsitz zu nehmen.
Ursprünglich wollte die SP die beiden Kandidaten um 12.30 Uhr bekanntgeben. Doch das Wahlprozedere zog sich in die Länge. Zunächst wurde die Pressekonferenz auf 13.30 Uhr verschoben, schliesslich auf 14.30 Uhr. Bis die Kandidaten dann tatsächlich vor die Medien traten, war es nach 15 Uhr.
Der Grund für die Verzögerung: Für die Wahl brauchte es ganze 18 Wahlgänge, wie SP-Fraktionspräsidentin Samira Marti vor den Medien bestätigte.
Wie dem Wahlprotokoll der SP hervorgeht, schaffte es Beat Jans als erster Kandidat aufs Ticket – nämlich im zehnten Wahlgang. In diesem holte er sich 29 Stimmen, womit er sich gegen die letzte verbliebene Gegnerin Evi Allemann (20) durchsetzte. Zuerst ausgeschieden waren Daniel Jositsch im 3. Wahlgang, Matthias Aebischer im 7. Wahlgang, Pult im 8. und Nordmann im 9.
Bei der Wahl um den zweiten Platz auf dem Ticket war wiederum Jositsch der erste, der ausschied – im imsgesamt 15. Wahlgang. Danach folgten Aebischer im 16. und Allemann im 17. Wahlgang. Am Schluss entschied Pult das Rennen mit 27 Stimmen gegen Nordmann mit 22 Stimmen für sich.
Sowohl Pult als auch Jans hätten der Fraktion überzeugend aufzeigen können, wie sie die Schweiz sozialer gestalten und das Land in die Zukunft bringen wollten, sagte SP-Fraktionspräsidentin Samira Marti vor den Medien. Sie freuten sich, mit so kompetenten Persönlichkeiten in die Bundesratswahlen gehen zu können.
Deshalb brauche es neben Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine starke Stimme im Bundesrat, um die soziale Schweiz voranzubringen. Sowohl Pult als auch Jans könnten diese Stimme sein, sagte Meyer.
Das Co-Präsidium der Partei sprach von zwei «hervorragenden, kompetenten und engagierten» Kandidaten. Es sei ein fairer und interessanter Wahlkampf gewesen, sagte Co-Präsidentin Mattea Meyer am Samstag vor den Medien. Sie bedankte sich auch bei den unterlegenen vier Kandidaturen. Die nächsten Jahre würden herausfordernd werden angesichts einer FDP und SVP-Mehrheit im Bundesrat, die auch willens sei, ihre Macht auszuspielen.
Jon Pult findet, die Bundesratswahl sei eine Persönlichkeitswahl. Das entscheide letztendlich, wer Bundesrat werde. In den Positionen seien er und sein Mitbewerber, der Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, Beat Jans, sich sehr ähnlich.
Seine Botschaft sei, die Vielfalt der Schweiz, die er auch zum Teil repräsentiere, stark zu machen. Es gelte auch aufzuzeigen, dass dies eine Stärke sei. Diese müsse man in Kohäsion umwandeln, so der Bündner Nationalrat Pult. Auf sein junges Alter angesprochen sagte Pult, die Frage nach seiner Erfahrung sei legitim. Er habe sich gefragt, ob er bereit sei und sei zum Schluss gekommen, das sei der Fall.
Jans möchte als Brückenbauer agieren, denn wenn Stadt und Land auseinanderdrifteten, wolle er dazu beitragen, dass beide zueinanderfänden. Und er wolle zeigen, dass der Bundesrat mehrheitsfähige Lösungen schaffen könne, die für beide Seiten stimmen würden, so der frühere Nationalrat Jans weiter.
Der 59-jährige Jans ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Er ist seit 1998 Mitglied der SP, für die er zunächst auf kantonaler und dann auf nationaler Ebene wirkte.
Von 2010 bis 2020 sass er im Nationalrat, bei den Wahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen im Kanton. Und 2020 schaffte der gelernte Landwirt, der später an der ETH Umweltnaturwissenschaften studierte, als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Von 2015 bis 2020 war der Basler Vizepräsident der SP.
Als Jans' Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.
Der 39-jährige Pult war der mit Abstand jüngste männliche Partei-Kandidat für die Nachfolge von Bundesrat Berset. Pult ist ein politischer Frühstarter und trat als Teenager der Juso bei. 2009 wurde er mit nur 24 Jahren Präsident der SP Graubünden. Von 2010 bis 2018 war er Mitglied des Grossen Rats von Graubünden und von 2005 bis 2011 Gemeinderat der Stadt Chur. 2019 wurde Pult in den Nationalrat gewählt, in dem er heute noch sitzt. Weiter ist er Vizepräsident der SP Schweiz.
Pult gilt als begnadeter Rhetoriker und eines der grössten Politiktalente der Sozialdemokraten - Attribute, die ihn seine bereits 20-jährige Politiklaufbahn lang begleiten.
Mit Material von Keystone-sda
Das Jositsch Drama.
Die grössten Feinde sind immer in der eigenen Partei zu finden.