Die Stiftung Keradonum hat ihre Bank für Augenhornhäute in OIten wegen Geldmangels Ende 2023 eingestellt. Die Differenz zwischen den tatsächlichen Kosten und den Marktpreisen liess sich mit Spenden nicht mehr decken. Als Folge verschärft sich die Situation bei der Transplantation von Hornhäuten in der Schweiz.
Die private Stiftung betrieb ihre Hornhautbank während rund 15 Jahren. Dort entnahmen Fachleute die Hornhaut Verstorbener, bereiteten sie auf und lagerten sie. Damit ist Schluss, wie Franz Immer, der Direktor von Swisstransplant, am Montag eine Meldung von Radio SRF bestätigte.
Gemäss den von Radio SRF zitierten Angaben von Keradonum kostete die Entnahme und Aufbereitung einer Hornhaut mindestens 6000 Franken. Die Transplantationskliniken zahlten indessen den Marktpreis von 2800 Franken pro Stück. Die Stiftung deckte die Differenz mit Spendengeldern. Nach einem Spendeneinbruch während der Covid-19-Pandemie ging das nicht mehr.
Swisstransplant, die Schweizerische Stiftung für Organspende und Transplantation, bedauert die Schliessung. Direktor Immer erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, seine Organisation bemühe sich um eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Hornhautentnahmen in den Vertragsspitälern von Keradonum.
Diese Spitälern hatten nach Immers Angaben 2023 für Keradonum 174 Augenhornhäute entnommen, wovon 87 transplantiert wurden. Mit der Einstellung der Aktivitäten von Keradonum entfallen demnach ein Viertel der inländischen Hornhautspenden.
Das hat zur Folge, dass bis zur Wiederaufnahme der Entnahme durch die früheren Keradonum-Vertragsspitäler mehr Hornhäute importiert werden müssen. Wie Immer mitteilte, muss die kostendeckende Entnahme mittelfristig diskutiert werden, damit die Schweiz den Eigenbedarf abdecken kann. Der Europarat empfiehlt den Ländern, ihren Bedarf selbst zu decken.
Nach Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) wurden 2022 in der Schweiz 708 Augenhornhäute, sogenannte Cornea, entnommen. Allerdings können 40 bis 45 Prozent der entnommenen Cornea nicht transplantiert werden, weil sie Mängel wie zu wenig Endothelzellen oder Kontaminationen aufweisen. Somit liessen sich etwa 400 im Inland entnommene Augenhornhäute transplantieren.
2022 nahmen Schweizer Kliniken insgesamt 925 Hornhaut-Transplantationen vor. Gleichzeitig wurden 534 Hornhäute in die Schweiz importiert.
Nach der Schliessung in Olten gibt es in der Schweiz noch fünf Augenbanken: In den Universitätsspitälern Bern, Zürich und Genf, im Kantonsspital Luzern sowie im Augenspital Jules-Gonin in Lausanne.
Die Hornhaut ist der glasklare, von Tränenflüssigkeit benetzte und gewölbte vordere Teil der äusseren Augenhaut. Sie bildet den frontalen Abschluss des Augapfels und leistet den grössten Teil der Lichtbrechung. (saw/sda)